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2. Der Froschkönig oder<br />
Der eiserne Heinrich<br />
[Vorbemerkungen]<br />
[Wir haben in der Einleitung zu den Märchen<br />
schon gehört, daß im Glauben der Völker die<br />
Gebärmutter als ein Tier (meist als Frosch, Kröte,<br />
Unke) frei im Unterleib (im wG) umherwandern<br />
kann, Gimbutas meint sogar „im Körper“ 11 . Dieser<br />
Anschein entsteht wohl nur, weil alle Organe<br />
auf das wG projizierbar sind (vgl. Kap. 3). Die<br />
urhistorische „Froschgöttin war ein Mischwesen<br />
aus Frau und Kröte mit einer menschlichen Vulva.“<br />
12 Der Frosch war in Griechenland das heilige<br />
Tier der Hekate als Trinität (Selene im Himmel,<br />
Artemis auf Erden, Persephone in der Unterwelt)<br />
13 , in Rom gehörte er zur Venus, im alten<br />
Ägypten war er ein Symbol für den Fötus. 14 Im<br />
frühen Christentum wurde das Bild des Frosches<br />
aus den ägyptischen Mythen aufgegriffen, zu<br />
einem Symbol der Wiedergeburt gemacht und<br />
„mit der Beischrift »Ich bin die Auferstehung«<br />
versehen.“ 15<br />
Frosch oder Kröte, Igel und Fisch waren zugleich Todes-<br />
und Lebenssymbole. Sie wurden mit dem Uterus der<br />
Leben spendenden, erneuernden und wandelnden Göttin<br />
assoziiert, wenn nicht gar gleichgesetzt und spielten in<br />
der Symbolik des Alten Europa eine herausragende<br />
Rolle. 16<br />
Im Mittelalter wurden Frösche „die Totemtiere<br />
von Hexen“. 17 Unser Begriff »Hysterie« kommt<br />
von griech. ‘hystera’ Ut. Ärzte der Renaissance<br />
„stellten zur Erklärung von Frauenleiden die<br />
Theorie auf, daß sich die Gebärmutter manchmal<br />
von ihrem angestammten Platz löse und im Inneren<br />
des Körpers umherwandere, was zu unbeherrschtem<br />
Verhalten führe.“ 18 Auf der Farbtafel<br />
16.5 sieht man den Froschkopf bei CoU und die<br />
paarigen Schallblasen seitlich bei Ovv/Inf. Die<br />
Übereinstimmung der Perioden des Mondumlaufs<br />
mit dem weiblichen Zyklus führte zum Mondkalender<br />
und zu der Ansicht, daß der Mond die<br />
Menstruation regelt: CoU ist der DUNKElmond<br />
(Unken-Mond).<br />
Bei der Deutung des Märchens vom »Froschkönig«<br />
kommen wir nicht ohne die Vorstellung<br />
vom doppelten Weltbild aus, weil die Szenen viel<br />
Platz verlangen. Zum Beispiel läuft die Königstochter<br />
vom Brunnen (Vul) weg nach Hause<br />
(Vag), am Ende fährt sie von ihrer Burg (Ut)<br />
zur Burg des Königssohns (Ut). Wenn nicht<br />
alles in Identitäten erstarren soll, müssen wir an<br />
Farbtafel 9.4 denken. Da haben wir links oben die<br />
lichte Oberwelt und unten die dUNKEle Unterwelt;<br />
rechts hat sich die UNKEnwelt des wG ins<br />
mG verwandelt. Der Frosch hieß im 8. Jh. ahd.<br />
‘unk’ »Schlange«, man vergleiche den Schlangendämon<br />
auf Tafel 9.6 (Abb. 6). In der Vorgeschichte<br />
des Märchens hat der Frosch (Ut) als<br />
Hexe den Königssohn in einen Frosch (Ut) verwandelt.<br />
Diese Exposition ist virtuell, denn realiter<br />
ist der Prinz gegen Ende nicht ein rückverwandelter<br />
Erwachsener, sondern ist als Kind und<br />
Knabe herangewachsen, als kalter (frig) Frosch,<br />
und wird nun zu einem Königssohn (mG) initiiert.<br />
Im doppelten Weltbild kann man ihn als Frosch<br />
(Ut) im Brunnen (Vag) sehen, und mit diesem<br />
Bild taucht er im Märchen auf. Das Märchen<br />
handelt von seiner Verwandlung / Erlösung (Ere)<br />
zum Manne (Per) und von der Initiation (Def) der<br />
jüngsten Königstochter beim ersten GV. Diese<br />
Züge sind im Urtext besser zu greifen als in der<br />
Grimmschen Ausgestaltung. Da gibt es durch zu<br />
viel unwichtiges Personal schnell Platznot.]<br />
Text, Struktur und Kommentar<br />
(1: Die Königstochter und ihre goldene Kugel.)<br />
Es war einmal eine Königstochter (Lami),<br />
die ging hinaus (pro) in den Wald (Pu) und setzte<br />
sich an den Rand (Lama) eines kühlen Brunnens<br />
(Vag) unter einer alten Linde (Cl). Sie hatte<br />
eine goldene (pud) Kugel (GC), die war ihr<br />
liebstes Spielwerk (Stans), die warf (eri/ona) sie<br />
in die Höhe und fing sie wieder in der Luft und<br />
hatte ihre Lust (Exa) daran (iOna). Einmal war<br />
die Kugel gar hoch geflogen, sie hatte die Hand<br />
(Lami) schon ausgestreckt (pro) und die Finger<br />
(Cl) gekrümmt, um sie wieder zu fangen, da<br />
schlug sie neben vorbei auf die Erde (Vul), rollte<br />
und rollte (vlv) und geradezu in das Wasser (VS)<br />
hinein (eigentlich: das Wasser stieg und stieg).<br />
Die Königstochter blickte ihr erschrocken nach,<br />
der Brunnen (Vul/Vag) war aber so tief, daß<br />
kein Grund (Fu) zu sehen war. Da fing sie an,<br />
jämmerlich zu weinen und zu klagen: „Ach!<br />
wenn ich meine Kugel (GC) wiederhätte, da<br />
wollt’ ich alles darum geben, meine Kleider<br />
(TMV), meine Perlen (GC), meine Edelsteine<br />
(Cl) und die goldene Krone (PVC), die ich trage.“<br />
(2: Der Brunnen und der Frosch.) Wie sie so<br />
klagte, steckte ein Frosch (Ut) seinen dicken,<br />
häßlichen Kopf (PVC) aus dem Wasser (Lama)<br />
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