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um einen reich gedeckten (lip) Tisch (VVplan)<br />
sitzen. Da ratschlagten die Spielleute, wie sie die<br />
Räuber (Cl) vertreiben könnten, und führten ihren<br />
Plan auch aus. Der Esel (Per) stellte sich mit den<br />
Vorderfüßen (Per-Plural) auf das Fenster (Lama),<br />
der Hund (Scr) sprang auf des Esels Rücken<br />
(DP), die Katze (Cl-Lami) kletterte auf den Hund<br />
(Scr), und endlich flog der Hahn (PVC) hinauf<br />
und setzte sich der Katze (Cl-Lami) auf den Kopf<br />
(Cl). Auf ein Zeichen hin fingen sie gleichzeitig<br />
an, ihre Bremer Nachtmusik (Sumpfmusik) zu<br />
machen, und riefen: „ia“, „wauwau“, „miau“ und<br />
„kikeriki“, jeder auf seine Art, so laut sie konnten.<br />
Dann stürzten sie durch das Fenster (Lama)<br />
in die Stube (Vag) hinein (indu), daß die Scheiben<br />
(Lami) klirrten. Die Räuber (Cl) fuhren bei<br />
dem Geschrei in die Höhe (eri), dachten, ein<br />
Gespenst käme herein (indu), und flohen (eva) in<br />
großer Furcht in den Wald (Pu) hinaus (draußen<br />
werden sie zu Per). Nun setzten sich die vier<br />
Gesellen an den Tisch (VVplan) und aßen sich<br />
satt (ebri), weil sie alle hungrig (libi) waren.<br />
Dann löschten (qui) sie das Licht (Exa) und suchten<br />
sich eine Schlafstätte, jeder nach seiner Art<br />
(Mod): Der Esel (Per) legte sich auf den Mist<br />
(Nats als Haufen), der Hund (Scr) hinter (unter)<br />
die Türe (unter Lama), die Katze (Cl-Lami) auf<br />
den Herd (PVC) zu der warmen Asche (Mix), und<br />
der Hahn (PVC) setzte sich auf den Hahnenbalken<br />
(FoV). Und weil sie alle müde (ebib)<br />
waren, schliefen sie bald ein.<br />
(4: Verteidigung des Räuberhauses.) Als<br />
Mitternacht vorbei war, sahen die Räuber (jetzt<br />
eine Schar von Per im Wald) von weitem, daß im<br />
Hause (wG) alles dunkel war, und bereuten ihre<br />
Flucht. „Wir hätten uns nicht ins Bockshorn<br />
(wG als Horn gedacht, das sich oft in einen mG-<br />
Bock verwandelt) jagen lassen sollen“, sagte der<br />
Hauptmann. Einer der Räuber (als Per) wurde<br />
losgeschickt, um das Haus (wG) zu erkunden<br />
(agdi/indu: erkunnen). In der Küche (Vag) sah er<br />
die glühenden, feurigen Augen (2 GC) der Katze<br />
(2 Cl-Lami), hielt sie für lebendige Kohlen und<br />
wollte sein Schwefelhölzchen (GP) daran anzünden.<br />
Da sprang ihm die Katze ins Gesicht (GP),<br />
spie (lp) und kratzte (mit den Cl-Krallen). Er<br />
wollte zur Hintertüre (Vamu als Untertüre) hinaus,<br />
aber der Hund (Scr), der da lag, sprang auf<br />
und biß ihn ins Bein. Und als er über den Hof<br />
(ReAn) am Mist (Nats) vorbeirannte, gab ihm der<br />
Esel (Per) noch einen tüchtigen Schlag mit dem<br />
Hinterfuß (Scr). Der Hahn (PVC) aber wurde von<br />
dem Lärm geweckt und schrie vom Balken (FoV)<br />
herab: „Kikeriki!“ Da lief der Räuber (Per), was<br />
er konnte, zu seinem Hauptmann zurück und<br />
erzählte: „In dem Haus (wG) sitzt eine greuliche<br />
Hexe (Cl-Lami), die hat mir mit ihren langen<br />
Fingern (Cl) das Gesicht (GP) zerkratzt. Und vor<br />
der Türe (Vamu) steht ein Mann (Scr) mit einem<br />
Messer (Per), der hat mich ins Bein gestochen:<br />
Und auf dem Hof (ReAn) liegt ein schwarzes<br />
Ungetüm (Per), das hat mit einer Holzkeule (Scr)<br />
auf mich losgeschlagen. Und oben auf dem Dache<br />
(FoV), da sitzt der Richter (PVC) und ruft:<br />
»Bring mir den Schelm (Per) her!«. Da machte<br />
ich, daß ich fortkam.“ — Von nun an trauten sich<br />
die Räuber (Per) nicht mehr zu dem Haus (wG).<br />
Den Bremer Musikanten aber gefiel’s da so gut,<br />
daß sie nicht wieder weg wollten. Und der das<br />
zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm<br />
(der hat gerade noch die Sumpfmusik gehört).<br />
18. Der Wolf und die sieben jungen<br />
Geißlein<br />
[Vorbemerkungen]<br />
[Die Ziege ist wie in »Tischchen deck dich«<br />
Ut, aber nicht so böse, sondern eine gute Mutter.<br />
Deshalb ist sie nicht Ut, sondern Ut. Die sieben<br />
Kinder (Cl) neigen dazu, den Wolf für die<br />
Mutter zu halten (eigentlich müßten sie ihn sogar<br />
vor dem Fenster sehen). Das ist gar nicht so<br />
dumm, denn der Wolf ist hier der formgleiche<br />
Ut. Wir sind ihm wiederholt als dem bösen<br />
Werwolf begegnet (lat. ‘uterus’ = »wer«:<br />
Georges). Daß er Kinder zum Fressen (Konz)<br />
gernhat, sieht man nicht nur hier. In einer alten<br />
Mythe wird Men so erklärt, daß der Wolf (oder<br />
war’s der Teufel? jedenfalls Ut) »regelmäßig«<br />
(zu Regel und Maß) Kinder frißt, wobei ihm das<br />
Blut aus dem Maul läuft. Nur wenn die Men ausbleibt,<br />
bekommt die Mutter das Kind, und der<br />
Wolf wird betrogen. Zur Besänftigung opferte<br />
man ihm die Nachgeburt. In dem Märchen<br />
»Marienkind« wird das Motiv weiterentwickelt:<br />
Das Marienkind übertritt ein Gebot Marias, bleibt<br />
uneinsichtig und verstockt und muß dafür bestraft<br />
werden. Als sie Königin (PVC) ist und Kinder<br />
gebiert, wird ihr dreimal zur Strafe das Kind<br />
weggenommen. Die Leute sagen, sie habe es<br />
verschlungen, und halten sie für eine Menschen-<br />
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