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nehmen, wie er wollte, aber unter einer Bedingung:<br />
Er sollte ihr das Kind (Cl) geben, das<br />
seine Frau zur Welt bringen würde. Es solle dem<br />
Kind gutgehen, weil sie dafür sorgen wolle wie<br />
eine Mutter. Der Mann sagte alles zu, und als die<br />
Frau in die Wochen kam, erschien sogleich die<br />
Zauberin (Ut als Taufpatin), gab dem Kind den<br />
Namen »Rapunzel« (Cl) und nahm es mit sich<br />
fort (ohne Protest!).<br />
(2: Rapunzel im Turm.) Rapunzel wurde das<br />
schönste Kind (Cl-Lami unten im Garten) unter<br />
der Sonne. Als es zwölf Jahre alt war (12 Cl sind<br />
ein Sonnenrad mit 12 Speichen: Es verwandelt<br />
sich in CoU), schloß es die Zauberin (Ut) in<br />
einen Turm (Vul-Vag-Ut), der in einem Walde<br />
(Pu) lag und weder Treppe noch Türe hatte, nur<br />
ganz oben war ein kleines Fensterchen (Mumu an<br />
einem gläsernen PVC-Balkon). Wenn die Zauberin<br />
hinein wollte (sie kommt da auch nur als<br />
Besucherin), rief sie von unten: „Rapunzel,<br />
Rapunzel (CoU), / laß mir dein Haar herunter.“<br />
Rapunzel hatte lange, prächtige Haare, fein wie<br />
gesponnen Gold. Sie band ihre Zöpfe (CoRu)<br />
los, wickelte sie oben um einen Fensterhaken<br />
(PVC), und dann fielen die Haare (TMV)<br />
zwanzig Ellen tief herunter, und die Zauberin<br />
(Ut) stieg daran hinauf (RuV-Wellen wie Leitersprossen).<br />
Einmal kam ein Königssohn (Per auf<br />
dem Scr-Pferd) an dem Turm vorbei und hörte<br />
Rapunzel in der Einsamkeit singen. Er konnte<br />
nicht hinaufsteigen (indu), weil er keine Türe<br />
fand, kam aber jeden Tag zurück. Einmal sah er<br />
die Zauberin und hörte, wie sie rief: „Rapunzel,<br />
Rapunzel, / laß dein Haar herunter.“ Da ließ Rapunzel<br />
die Haarflechten herab (TMV ist ein<br />
Geflecht, entspricht der Netzhaut des Auges), und<br />
die Zauberin stieg zu ihr hinauf. Der Königssohn<br />
dachte: „Ist das die Leiter (RuV), auf welcher<br />
man hinaufkommt (indu), so will ich auch mein<br />
Glück versuchen.“ Am Abend rief er denselben<br />
Spruch, die Haare fielen herab, und der Königssohn<br />
stieg hinauf (indu).<br />
(3: Der Königssohn als Besucher.) Rapunzel<br />
erschrak anfangs, bald aber gefiel ihr der junge<br />
König so gut, daß sie mit ihm verabredete, er<br />
solle alle Nächte zu ihr kommen, denn bei Tag<br />
kam die Alte. Er fragte sie auch, ob sie ihn zum<br />
Manne nehmen wolle, und sie sagte: „Ich will<br />
gerne mit dir gehen (gv: co-ire), aber ich weiß<br />
nicht, wie ich herabkommen kann. Bring doch<br />
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jeden Abend einen Strang (Spa) Seide (Dos) mit,<br />
daraus will ich eine Leiter flechten, dann steige<br />
ich hinunter, und du (Per) nimmst mich auf dein<br />
Pferd (Scr).“ So lebten sie eine geraume Zeit<br />
lustig (libi) und in Freuden (VS). Eines Tages<br />
sagte Rapunzel: „Sag sie mir doch, Frau Gotel,<br />
meine Kleiderchen werden mir so eng und wollen<br />
nicht mehr passen.“ – „Ach du gottloses Kind“,<br />
sprach die Zauberin, „was muß ich von dir<br />
hören“, und sie merkte gleich, daß sie betrogen<br />
wäre und war ganz aufgebracht. (Die Weisheit<br />
der weisen Frau ist MB, das sie nach der Menopause<br />
sammeln kann, je mehr, desto weiser. In<br />
der alten Vorstellung ist Injat Götterspeise und<br />
verwandelt sich in MB. Insofern war es ein Betrug<br />
an der Gotte, daß Rapunzel die Seidenstränge<br />
für ihre Flucht sammelte.) Die Alte (Ut)<br />
schnitt die schönen Haare mit einer Schere ab, so<br />
daß die Flechten (CoRu-TMV) auf der Erde lagen,<br />
und brachte Rapunzel (VV als Mutter) in eine<br />
Wüstenei (CuCal), wo es ihr sehr kümmerlich<br />
erging und wo sie nach Verlauf einiger Zeit Zwillinge<br />
(2 Cl) gebar, einen Knaben (Hermes /<br />
Merkur) und ein Mädchen (Aphrodite / Venus).<br />
(4: Durch Nacht zum Licht.) Am selben Tag<br />
aber, wo sie Rapunzel verstoßen hatte, band die<br />
Zauberin abends die abgeschnittenen Flechten<br />
(CoRu-TMV) oben am Fensterhaken (PVC) fest<br />
und ließ sie hinunter, als der Königssohn (Per)<br />
sein Sprüchlein sagte. Mit giftigen Blicken empfing<br />
sie den Mann und rief höhnisch: „Aha, du<br />
willst die Liebste holen, aber der schöne Vogel<br />
(»Vogerlsalat«) sitzt nicht mehr im Nest (Assoziation:<br />
Nidation). Die Katze (Vul) hat ihn geholt<br />
und wird dir auch noch die Augen (GP-Tss) auskratzen.<br />
Rapunzel ist für dich verloren, du wirst<br />
sie nie wieder erblicken.“ Der Königssohn war<br />
vor Schmerzen außer sich, und in seiner Verzweiflung<br />
stürzte er sich vom Turm (Ut-Vag).<br />
Das Leben brachte er davon, aber die Dornen<br />
(Cl), in die er fiel, zerstachen (kas) ihm die Augen<br />
(Urtext: er fiel sich die beiden Augen aus:<br />
Kas). Da irrte (dev) er blind im Walde (Pu/Sil)<br />
umher, aß Wurzeln und Beeren und jammerte<br />
über den Verlust seiner liebsten Frau. So wanderte<br />
er einige Jahre im Elend (Pu/Sil) umher und<br />
geriet endlich in die Wüstenei (CuCal), wo<br />
Rapunzel (VV) mit ihren Zwillingen (2 Cl)<br />
kümmerlich lebte. Er vernahm eine bekannte<br />
Stimme und ging darauf zu. Rapunzel (VV) erkannte<br />
(konz) ihn: fiel ihm (Per) um den Hals