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Inhalt Band II - Edocs

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Leib ist das All dumpf zusammengedrückt“, sagt<br />

Hugo von Hofmannsthal. 157 Und die Methoden<br />

des Spiels nennt Rimbaud „Wahnsinns-<br />

Schlawinereien“: „Ich könnte sie alle herunterleiern<br />

und noch viele andere, ich kenne das System.“<br />

158 Wir kennen es jetzt wenigstens teilweise<br />

und haben immer wieder große Mühen bei der<br />

Analyse. Der Mangel an Aufklärung spricht aber<br />

nicht gegen die Existenz dieses geistigen Systems<br />

als Ganzes, wie uns Enzensberger tröstet:<br />

44<br />

Ich wollte doch mich auch davon unterweisen lassen, erfahren,<br />

wie jener ferne Brentano mit der Sprache umgegangen<br />

war, um sie zu solchen Versen zu bewegen. Zu<br />

solchen Auskünften aber geht kein Königsweg, sondern<br />

nur ein mühseliger, der sich es auch nicht verdrießen<br />

läßt, den verworrensten Abgründen des Genitivs und der<br />

Herkunft der Wörter nachzugehen. Diese Wissenschaft<br />

ist nicht einladend, es ist etwas Subalternes daran, das<br />

sie einem sauer macht. Denn immer ist der Text, wenn er<br />

etwas taugt, der Forschung und ihrer Methode voraus;<br />

und auch der klügste Philolog kann nicht hoffen, diesen<br />

Vorsprung einzuholen. 159<br />

Es gab eine Zeit, zu der die einfachen Menschen<br />

ganz selbstverständlich die poetische Sprache<br />

benutzten, die später von Barden und Skalden<br />

mühsam konserviert wurde. In der Zivilisation<br />

von heute ist sie fast verloren, wie Ranke-Graves<br />

beklagt:<br />

»Heute« — das ist eine Zivilisation, in der die ursprünglichen<br />

Sinnbilder der Poetik entehrt sind; in der Schlange<br />

und Adler in den Zirkus gehören; Auerochs, Lachs und<br />

Eber in die Konservenfabrik; Rennpferd und Jagdhund<br />

in die Wett-Arena; und der Heilige Hain in die Sägemühle;<br />

in der der Mond als erloschener Satellit der Erde<br />

verachtet und Frauen als »staatliches Hilfspersonal« eingesetzt<br />

werden; in der Geld fast alles kaufen kann, außer<br />

der Wahrheit, und beinah jeden, außer dem wahrheitsbesessenen<br />

Dichter. 160<br />

Was können wir dagegen tun? Hoffen und<br />

warten, daß uns die Magna Mater in all ihren<br />

Gestalten wieder bewußt wird und die Göttinnen<br />

zurückkehren in die Sprachen und Religionen.<br />

Wir sind in der Situation von Wladimir und<br />

Estragon: Wir warten auf Godot.

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