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Tischchen, dem Goldesel und dem Sack heim<br />
zum Vaterhaus (wG). Da war die Freude groß,<br />
und es wurde wirklich ein Fest mit allen Verwandten<br />
(Lami als Menge) gefeiert. Speisen und<br />
Getränke (VS) kamen vom »Tischchen, deck<br />
dich«, und der Esel machte alle reich: Die<br />
Goldstücke sprangen herab, als käme ein Platzregen<br />
(Urn), und der Esel hörte nicht eher auf, als<br />
bis alle so viel hatten, daß sie nicht mehr tragen<br />
konnten. Der Schneider (Ut) brauchte sein<br />
Handwerk (Ona) nicht mehr auszuüben und lebte<br />
mit seinen drei Söhnen (3 Cl) in Freude (VS)<br />
und Herrlichkeit (Spl); denn nun hatten sie alles<br />
zu essen und zu trinken (vom Vul-Tischlein die<br />
Speisen: VS), reichlich Geld (vom mG-Esel das<br />
Gold: Urn und Fae/Güll, am Ende besser: Spa-<br />
Geld; dann ist aus dem Eselein ein großer Esel<br />
geworden) und einen schlagkräftigen Kobold<br />
(vom Cl-Zwitter im Vul-Vag-Sack den Schutz),<br />
der ihr Haus (wG) verteidigen konnte, wenn<br />
wirklich mal ein unerwünschter Eindringling<br />
(Vir) kam. So kamen die vier Männer im Vaterhaus<br />
ganz ohne Ziege zurecht.<br />
(4: Das Ende der Ziege.) Wo aber ist die Ziege<br />
(Ut) hingekommen, die schuld war, daß der<br />
Schneider seine drei Söhne fortjagte? Sie schämte<br />
sich, daß sie einen kahlen Kopf (PVC) hatte, lief<br />
in eine Fuchshöhle (Vag) und verkroch sich<br />
hinein. Als der Fuchs (der Cl-Eigner dieser Höhle;<br />
vgl. Kap 18.2) nach Hause kam, funkelten ihm<br />
ein paar große Augen aus der Dunkelheit entgegen.<br />
Vor Schrecken lief er fort (Cl > Cl: er<br />
macht Platz für die Biene). Da begegnete ihm ein<br />
Bär (Fae: der Braune) und sagte: „Bruder Fuchs<br />
(Cl), was machst du für ein Gesicht?“ – „Ach“,<br />
antwortete der Rote (Cl), „ein grimmig Tier (Ut)<br />
sitzt in meiner Höhle (Vag) und hat mich mit<br />
feurigen Augen (Ovv: vgl. Farbtafel 16.5) angeglotzt.“<br />
Der Bär (Fae) ging mit zur Höhle und<br />
schaute hinein; als er aber die feurigen Augen<br />
erblickte, bekam er Furcht (Phob) und nahm<br />
Reißaus (er als Fae!). Da kam eine Biene (Cl-<br />
Lami-Hy) geflogen („Bienen werden auch heute<br />
noch als hymenoptera, »schleierbeflügelt«<br />
beschrieben.“ 27 ) und fragte: „Was siehst du so<br />
verdrießlich aus, Bär (Fae)? (Sie spricht nicht mit<br />
dem Fuchs: Personalunion!) Wo ist deine Lustigkeit<br />
(Libi) geblieben?“ – „Es sitzt ein grimmiges<br />
Tier im Hause (wG) des Roten (Cl), und wir<br />
können es nicht hinausjagen.“ Die Biene sprach:<br />
„Ich bin ein geringes Tier, das ihr im Wege (RiP)<br />
nicht anguckt, aber ich glaube doch, daß ich euch<br />
helfen kann.“ Sie flog in die Fuchshöhle (Vag),<br />
setzte sich der Ziege (Ut) auf den glatten,<br />
geschorenen Kopf (PVC) und stach sie so<br />
gewaltig (vis), daß sie aufsprang, „meh! meh!“<br />
schrie und wie toll in die Welt hineinlief (hinauslief),<br />
und niemand weiß bis auf den Tag, wo sie<br />
hingelaufen ist (das Laufen der Ziege ist eine<br />
Anspielung auf Men).<br />
6. Der Hase und der Igel<br />
[Vorbemerkungen]<br />
[Im Vorwort deutet der Erzähler an, daß er<br />
selber ein Swinegel (Küpper: Schweinigel =<br />
Zotenerzähler) ist. Er besteht auf der Wahrheit<br />
der Geschichte, also auf der impuristischen<br />
Stimmigkeit, „denn sonst könnte man sie ja nicht<br />
erzählen“, jedenfalls nicht den Kindern. Das<br />
Thema ist nämlich ein GV als Wettlauf, bei dem<br />
die Akteure Tiergestalten sind. Der Hase ist ein<br />
Hexentier (Ut) und gilt weltweit als Symbol der<br />
Periode (wohl weil er so gut »laufen« kann). Die<br />
Häsin ist außerordentlich fruchtbar, sie bringt<br />
viele Junge auf einmal zur Welt. 28 Dennoch ist<br />
unser Hase im Text ein mG (verwandeltes wG).<br />
— Der Igel gehört etymologisch zu griech ‘echis’<br />
»Schlange«, weil er Schlangen (mG) frißt, er ist<br />
ein »Schlangenfresser«. 29 Deutlicher finden wir<br />
ihn im Rotwelschen als Nebenform von jidd.<br />
‘agolo’ »Wagen« (Vag), das auch die Wurzel von<br />
rw. ‘Gole’ »Große Tasche« (Vul/Ut) bildet. 30<br />
Gimbutas nennt ihn „Symbol des lebenhervorbringenden<br />
Uterus“ 31 und erklärt: „Die Verbindung<br />
zwischen Igel und Uterus … kommt in der<br />
deutschen Bezeichnung für die angeschwollene,<br />
mit Zottengewächsen überwucherte Gebärmutter<br />
der trächtigen Kuh zum Ausdruck, die als »Igel«<br />
oder »Igelkalb« bezeichnet wird.“ 32 Auch Heller<br />
listet den »Igel« als arabischen Namen für das<br />
wG. 33 In Kap. 18 (beim Scheibenbuch) haben wir<br />
die »Igelreiterin« kommentiert. Als Formanalogie<br />
überzeugt der Kegel von PVC als Igelschnauze:<br />
Im aktuellen Märchen ist das die Igelfrau. Den<br />
Igelmann verstehen wir als Cl, denn er wird<br />
immer »Swinegel« genannt, wird also mit<br />
‘porcus’, dem Vul-Schwein, verbunden und steht<br />
bei CLA.<br />
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