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mehr anrührte. Einäuglein (Vag) mußte eines<br />
Tages zur Kontrolle mit aufs Feld. Doch Zweiäuglein<br />
merkte die Absicht und sang immer wieder<br />
ein hypnotisierendes Verslein (das sie wahrscheinlich<br />
auch von der weisen Frau hatte): „Einäuglein,<br />
wachst du? / Einäuglein, schläfst du?“<br />
Einäuglein (Vag) schlief ein und konnte nicht<br />
beobachten, wie Zweiäuglein (Vul) vom Tischlein<br />
(mG) aß und trank (emul), bis es satt (ebri) war,<br />
konnte also auch der Mutter (Ut) nichts berichten.<br />
(2: Die Ziege als Baum.) Am andern Tag<br />
mußte Dreiäuglein (mG) mit der Ziege (mG) und<br />
der Schwester (Vul) aufs Feld, um das Geheimnis<br />
herauszufinden. Zweiäuglein merkte die Absicht,<br />
hatte aber in ihrem Schlaflied aus Unachtsamkeit<br />
einen Fehler: „Dreiäuglein, wachst du? / Zweiäuglein,<br />
schläfst du?“ Da fielen dem Dreiäuglein<br />
zwei Augen (Tss) zu, aber das dritte (GP) schlief<br />
nicht ein, weil es nicht angeredet wurde. Dreiäuglein<br />
tat es dennoch aus List fast zu, blinzelte aber<br />
(mit PrP) und konnte die Speisung am Tisch<br />
beobachten und abends der Mutter davon berichten.<br />
„Die Lust (Libi) soll dir vergehen!“ rief die<br />
Mutter (Ut), holte ein Schlachtmesser (Cl) und<br />
stieß es der Ziege (mG) ins Herz (CoP; vgl. Farbtafel<br />
Analyse Offenbarung: da ist die Ziege ein<br />
Löwe), daß sie tot hinfiel. Zweiäuglein weinte<br />
wieder am Feldrain, und die weise Frau (Ut)<br />
half ihr erneut. Auf den Rat der Frau bat das<br />
Mädchen um die Eingeweide (Tss) der Ziege<br />
(mG), und die wurden ihr mit Spott gegeben.<br />
(„Früher wurde angenommen, daß die männlichen<br />
Geschlechtsteile ihre Fortsetzung in den<br />
Eingeweiden fänden. Das lateinische intestines,<br />
»Eingeweide«, bedeutete wörtlich »innere Hoden«.“<br />
72 ) Zweiäuglein vergrub die Eingeweide<br />
(Tss) abends in aller Stille vor der Haustüre (vor<br />
Vul), wie die weise Frau geraten hatte. Am nächsten<br />
Morgen stand da ein prächtiger Baum (mG,<br />
aber die Wurzeln sieht man nicht > Per) mit Blättern<br />
(CuLax) von Silber und Früchten (GP) von<br />
Gold, „daß wohl nichts Schöneres und Köstlicheres<br />
auf der weiten Welt war.“ Nun wollten die<br />
gierigen Frauen die goldenen Äpfel (GP) pflükken<br />
und stiegen nacheinander auf den Baum<br />
(Per), erst Einäuglein (Vag), dann Dreiäuglein<br />
(mG!), schließlich die Mutter (Ut). Aber der<br />
Zweig (Per als »ramus aureus«) fuhr ihnen aus<br />
den Händen und die Früchte (GP) wichen vor<br />
ihnen zurück (ohne Vul kann das Pflücken nicht<br />
188<br />
gelingen). Da durfte auch Zweiäuglein (Vul) sein<br />
Glück versuchen, und die goldenen Äpfel (GP-<br />
Plural) ließen sich von selbst in seine Hand<br />
(Lami) herab, also daß es einen nach dem andern<br />
pflücken konnte und ein ganzes Schürzchen (VV)<br />
voll herunterholte (Spa). Das machte die Frauen<br />
nur noch neidischer, und in der nächsten Zeit<br />
gingen sie noch härter mit Zweiäuglein um.<br />
(3. Der Ritter als Befreier.) Als sie eines<br />
Tages beisammen an dem Baum (Per) standen,<br />
kam ein junger Ritter (Per) daher, natürlich auf<br />
einem Pferd (Scr). Die bösen Schwestern wollten<br />
Zweiäuglein (Vul) verstecken „und stürzten über<br />
das arme Zweiäuglein in aller Eile ein leeres Faß<br />
(Vag: eine Butte), das gerade neben dem Baum<br />
stand“ (wie das „verbuttete Aschenputtel“, s.o.).<br />
Ein paar goldene Äpfel, die ihnen die Schwester<br />
gepflückt hatte, schoben sie auch darunter. Der<br />
Ritter war ein schöner Herr (Per) und bewunderte<br />
den Baum (Per) von Gold und Silber. Die bösen<br />
Schwestern gaben den Baum als ihren Baum aus,<br />
konnten aber keinen Zweig davon abbrechen.<br />
Zweiäuglein (Vul) war über die Lügen so empört,<br />
daß es goldene Äpfel unter dem Faß (Vag) hervorrollte<br />
und dann befreit werden mußte. Es<br />
pflückte einen Zweig mit goldenen Früchten für<br />
den Ritter, und der wollte dafür geben, was das<br />
Mädchen wünschte. „Wenn ihr mich mitnehmen<br />
und aus diesem Hause (wG) erlösen wollt, so<br />
wäre ich glücklich.“ Der Ritter (Per) hob sie auf<br />
sein Pferd (Scr) und brachte sie heim auf sein<br />
väterliches Schloß (wG). „Und weil er sie so<br />
lieb hatte, ließ er sich mit ihr einsegnen (lp), und<br />
ward die Hochzeit (GV) in großer Freude gehalten.“<br />
Der wunderbare Baum (mG: mit Wurzelstock)<br />
aber folgte dem Zweiäuglein (jetzt PVC<br />
auf der Ritterburg) und stand am andern Morgen<br />
vor ihrem Kämmerlein (Vag). (Der Baum dürfte<br />
wohl der Ritter von der schönen Gestalt sein).<br />
Zweiäuglein (PVC) lebte lange Zeit vergnügt.<br />
Einmal kamen zwei arme Frauen auf das Schloß<br />
(wG) und baten um ein Almosen. Das waren<br />
Einäuglein und Dreiäuglein, inzwischen ganz in<br />
Armut geraten, aber die Schwester hieß sie willkommen<br />
und tat ihnen Gutes, also daß die beiden<br />
von Herzen bereuten, was sie der Schwester in<br />
der Jugend angetan hatten.