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Dazu schreibt man drei bestimmte Verse aus dem<br />
Buch Exodus (V. 19-21 aus einem der 40 Kapitel)<br />
mit je 72 hebräischen Buchstaben bustrophedisch<br />
untereinander. „Wenn man von oben nach<br />
unten liest, dann entstehen 72 Namen mit 3 Buchstaben,<br />
die alle miteinander verbunden werden<br />
können, um einen Namen Gottes zu bilden. Fügt<br />
man zu diesen 3-Buchstaben-Namen AL oder IH<br />
hinzu, dann erhält man 72 Namen für 72 verschiedene<br />
Engel.“ 22 Wer kann, mag das überprüfen<br />
(leider fehlt die Angabe des Kapitels). Barbara<br />
Walker präsentiert eine Liste mit allen 72<br />
Namen Gottes 23 , doch uns interessiert daran nur<br />
die Zahl 72, denn sie ist gleich »3x24«, und die<br />
erwähnte 216 ist gleich »3x72«. Die 72 ist die<br />
Jehova-Zahl, denn die stufenweise Quersumme<br />
von JHVH (10 + 10+5 + 10+5+6 + 10+5+6+5) ist<br />
72. Ein Tag des großen Präzessionsjahres sind<br />
auch gerade 72 Jahre, und der Basiswinkel des<br />
Alpha (der Sternspitzen) im Pentalpha ist 72°.<br />
Das Alefbet hat 22 Konsonanten, hinzu kommen<br />
13 Vokale und Schwa, das sind 36 Laute des<br />
Hebräischen (die Zahl der Dekane im Jahreskreis<br />
oder die halbe 72). Und bei Pickover folgt im<br />
gleichen Zusammenhang die fraktale Kochsche<br />
Schneeflocke (vgl. Farbtafel 15.1) mit 6/24/72<br />
Zacken. Wenn man die Tetraktys (vgl. Farbtafel<br />
15.1) stufenweise von unten nach oben mit den<br />
Buchstaben JHWH füllt: also 4xJ + 3xH +2xW<br />
+1xH (4x10 + 3x5 + 3x6 + 5), ergibt die Summe<br />
ebenfalls 72. Warum interessiert das alles? Weil<br />
wir gleich einen Code für das HKW suchen und<br />
uns entscheiden müssen, ob wir das HKW-22<br />
oder das HKW-24 nehmen sollen. Die 72 Gottesnamen,<br />
der Hinweis auf die Präzession, die<br />
Dekane, das Alpha und das Alefbet sprechen alle<br />
für die Lösung aus dem Jahreskreis, das HKW-<br />
24, mit dem wir deshalb weiterarbeiten werden.<br />
Ecos Hinweis im »Pendel«-Roman bleibt da nur<br />
ein Distraktor: „Ich will dir sagen, warum eine<br />
gute Permutation der Torah alle siebenundzwanzig<br />
Buchstaben des hebräischen Alphabets benutzen<br />
muß.“ 24 Die Zahl 27 finden wir auch beim<br />
Alefbet (22 Normalbuchstaben + 5 Finalbuchstaben<br />
= 27 = 3 3 ), doch steht die 27 hier überhaupt<br />
nicht zur Debatte; immerhin spricht Eco aber von<br />
„Permutation der Tora“, und das ist ein Stein in<br />
unserem Puzzle.<br />
In seinem Buch Geheime Botschaften (1999)<br />
gibt Simon Singh einen Überblick über die Kunst<br />
der Verschlüsselung von der Antike bis zum<br />
Internet. Von Singh lernen wir einiges für unsere<br />
Zwecke. »Steganographie« nennt man „die<br />
Übermittlung geheimer Nachrichten, bei der verborgen<br />
wird, daß überhaupt eine Botschaft<br />
existiert“ 25 (von griech. ‘bedeckt schreiben’). Die<br />
Tora hat natürlich dem Wortsinn nach ihre Bibel-<br />
Botschaft. Ob sich dahinter eine zweite verbirgt,<br />
ist unklar. Wer von der geheimen Botschaft fest<br />
überzeugt ist, spricht von »Kryptographie«: Nicht<br />
die Existenz der Botschaft wird dabei verschleiert,<br />
sondern der Sinn wird verborgen durch eine<br />
Verschlüsselung 26 (Chiffrierung, Codierung).<br />
Was wir in unserem Fall betreiben müssen, ist<br />
das Gegenteil: »Kryptoanalyse«, „die Wissenschaft<br />
von der Entschlüsselung ohne Kenntnis des<br />
Schlüssels“ 27 (Dechiffrierung, Decodierung,<br />
Entschlüsselung). Dabei können die Exhaustionsmethode<br />
(das Ausprobieren) und die Häufigkeitsanalyse<br />
(über die Normalverteilung der<br />
Buchstaben) manchmal helfen. Insgesamt gehört<br />
unser Fall in die »Kryptologie«, die Wissenschaft<br />
vom Ver- und Entschlüsseln. Streng genommen,<br />
ist die »Chiffrierung« eine „Substitution auf der<br />
Ebene der Buchstaben“ 28 und die »Codierung«<br />
eine „Substitution auf der Ebene der Wörter oder<br />
Sätze“. Weil wir die Funktion des HKW in diesem<br />
Prozeß untersuchen wollen, liegt es nahe,<br />
daß wir eine Chiffrierung suchen, doch müssen<br />
wir in einem solchen alphabetischen Verschlüsselungssystem<br />
auch mit einer begrenzten Zahl von<br />
Codewörtern rechnen. Eine solche Mischung<br />
nennt Singh »Nomenklator« 29 . Mit »Klartext«<br />
bezeichnet man die versteckte Botschaft in lesbarer<br />
Form. Üblicherweise wird Klartext in Kleinbuchstaben<br />
geschrieben 30 , aber die hebräische<br />
Quadratschrift hat keine Kleinbuchstaben. Mit<br />
»Geheimtext« (Chiffre) bezeichnet man die<br />
verschlüsselte Botschaft und schreibt sie in Großbuchstaben.<br />
Dem entspricht in unserem Fall der<br />
ganze Toratext mit der Eigentümlichkeit, daß er<br />
vordergründig klar lesbar ist — wahrscheinlich<br />
zur Tarnung, so daß die Suchenden nicht weiter<br />
suchen, weil sie ja schon einen Sinn gefunden<br />
haben.<br />
Farbtafel Anhang 7 »Das HKW als<br />
Geheimtextschlüssel«. Mit diesem Rüstzeug<br />
versehen, betrachten wir nun unsere Tafel, auf<br />
der aus dem HKW-24 ein Geheimtextschlüssel<br />
gebildet wurde. Die zwei bunten Kästen oben und<br />
unten enthalten dasselbe Material: oben mit<br />
arabischen Buchstaben (für Laien und<br />
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