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Inhalt Band II - Edocs

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clau iVag), das kann unmöglich die Braut<br />

sein.“ Der Königssohn (Per) wollte es durchaus<br />

sehen, und Aschenputtel mußte gerufen werden.<br />

Da wusch es sich erst Hände und Angesicht rein,<br />

ging dann hin (als Lami aper: außen) und neigte<br />

sich vor dem Königssohn, der ihm den goldenen<br />

Schuh (VV) reichte. Dann setzte es sich auf einen<br />

Schemel (Cl), zog den Fuß (Lami) aus dem<br />

schweren Holzschuh (Lama) und steckte ihn in<br />

den Pantoffel (VV), der war wie angegossen. Und<br />

als es sich in die Höhe richtete und der Königssohn<br />

ihm ins Gesicht sah, so erkannte er das<br />

schöne Mädchen (Lami), das mit ihm getanzt<br />

(vlv) hatte, und rief: „Das ist die rechte Braut.“<br />

Die Stiefmutter und die beiden Schwestern<br />

erschraken und wurden bleich vor Ärger. Er (Per)<br />

aber nahm (konz) Aschenputtel (Lami mit ihrem<br />

VV-Schuh) aufs Pferd (Scr) und ritt (pls) mit ihm<br />

fort. Als sie an dem Haselbäumchen (Cl) vorbeikamen,<br />

riefen die zwei weißen Täubchen (VV-<br />

Cl):<br />

Ruckedikuh, ruckedikuh,<br />

kein Blut ist im Schuh:<br />

Der Schuh (VV) ist nicht zu klein,<br />

die rechte Braut, die führt er heim (als wG).<br />

Und als sie das gerufen hatten, kamen sie beide<br />

herabgeflogen und setzten sich dem Aschenputtel<br />

auf die Schultern (Lama), eine rechts (Cl1 auf<br />

CLA), die andere links (Cl2 auf CLP), und blieben<br />

da sitzen (jetzt auch als VV-Cl).<br />

(Nachspiel: Strafe für die Stiefschwestern.)<br />

Als die Hochzeit (GV) mit dem Königssohn (Per)<br />

sollte gehalten werden, kamen die falschen<br />

Schwestern (Lama), wollten sich einschmeicheln<br />

(lp) und teilhaben an (ein Teil werden von) der<br />

Schwester Glück (GV). Und als die Brautleute<br />

(Per und wG, aber noch ohne Lama) in die Kirche<br />

gingen (Indu), war die älteste (Lama) zur<br />

rechten, die jüngste (Lama) zur linken Seite (und<br />

wo war der Königssohn?): da pickten die Tauben<br />

(VV-Cl) einer jeden das eine Auge aus. Hernach,<br />

als sie (die Brautleute) hinausgingen (eva), war<br />

die älteste zur linken und die jüngste zur rechten<br />

Seite: da pickten die Tauben (VV-Cl) einer jeden<br />

das andere Auge aus. Und also waren sie (Lama,<br />

wenigstens jetzt ) für ihre Bosheit und Falschheit<br />

mit Blindheit auf ihr Lebtag bestraft. (Eigentlich<br />

ist Per iGV der Augenstecher; man findet das<br />

Motiv auch bei Ingeborg Bachmann: Vul iGV<br />

klagt über den Verlust ihrer Augen.)<br />

13. Einäuglein, Zweiäuglein,<br />

Dreiäuglein<br />

[Vorbemerkungen]<br />

[Das Märchen hat eine klare impuristische<br />

Familienstruktur und einen pädagogisch-moralischen<br />

Schluß. In dieser Welt ist es nicht ungewöhnlich,<br />

daß ein mG als Frau betrachtet wird,<br />

nämlich die Tochter Dreiäuglein. — Wir haben<br />

im theoretischen Teil den Tisch als Altar und den<br />

Altar in Form eines wG oder mG kennengelernt.<br />

Bellinger berichtet (mit einem Foto) von einem<br />

Dorfaltar in Form eines Phallus bei den Yoruba in<br />

Afrika. 71 Hier im Text wird eine gute Ziege (mG)<br />

in einen Tisch verwandelt, der Speisen und Getränke<br />

liefert. Da die Ziege ein mG ist, wird das<br />

Essen zu Emul. Die Ziege wird getötet, erscheint<br />

aber neu in Gestalt eines Baumes mit goldenen<br />

Früchten (GP).]<br />

Text, Struktur und Kommentar<br />

(1: Die Ziege als Tisch.) Eine Frau (Ut) hatte<br />

drei Töchter, nämlich Einäuglein (Vag) mit einem<br />

einzigen Auge (Vamu) mitten auf der Stirn;<br />

Zweiäuglein (Vul) mit zwei Augen (Lami, sonst<br />

Brüste) wie alle gewöhnlichen Menschen; und<br />

Dreiäuglein (mG) mit zwei normalen Augen (Tss)<br />

und einem dritten (GP) mitten auf der Stirn.<br />

Zweiäuglein wurde von den andern mißachtet<br />

und herumgestoßen, einfach weil es aussah wie<br />

das gemeine Volk. Sie gaben ihm auch so wenig<br />

zu essen (konz), daß es immer ganz hungrig (libi)<br />

war. Zur Familie gehörte auch eine Ziege (mG),<br />

die von Zweiäuglein (Vul) gehütet werden mußte.<br />

Als es einmal auf einem Rain saß und herzlich<br />

weinte (plu), erschien eine weise Frau (Ut) und<br />

half der armen Schwester (Vul). Sie sollte zu ihrer<br />

Ziege (mG) sprechen: „Zicklein, meck, / Tischlein,<br />

deck.“ Dann würde ein sauber gedecktes<br />

Tischlein vor ihr stehen, und sie könnte so viel<br />

essen (emul), wie sie Lust (Libi) hätte. Wenn das<br />

Kind (Vul) satt (ebri) war, brauchte es nur zu<br />

sprechen: „Zicklein, meck, / Tischlein, weg“, und<br />

der Tisch würde verschwinden. (Eigentlich verwandelt<br />

sich die Ziege in den Tisch. Das wird im<br />

Text aber nicht gesagt, doch während der Mahlzeit<br />

ist von der Ziege überhaupt nicht mehr die<br />

Rede.) Das funktionierte einige Tage lang, bis die<br />

Schwestern und die Mutter argwöhnisch wurden,<br />

weil Zweiäuglein (Vul) zu Hause sein irdenes<br />

Schüsselchen mit den wenigen Speisen nicht<br />

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