Inhalt Band II - Edocs

Anhang 1
Schlüssel zum Totenbuch der Alten Ägypter
Die Texte des Totenbuchs der Ägypter
machen schon den Übersetzern große Schwierigkeiten.
Wir haben bei der griechischen Mythologie
gesehen, wie der impuristische Sinn oft gerade
von der Formulierung abhängt, und waren
Kerényi dankbar für seine geistreiche, sprachgewandte
Hilfestellung. Leider habe ich keine vergleichbare
deutsche Ausgabe der ägyptischen
Texte gefunden, trotz aller Information, die ich
Hornung verdanke. Teils sind die Texte selbst
verdorben, teils ist die Metaphernwelt so bizarr,
daß nur ein kongenialer Übersetzer (also ein Eingeweihter)
eine adäquate Formulierung finden
würde. Zum Beispiel sagt Kolpaktchy, der wirkliche
Titel der Spruchsammlung sei nicht »Totenbuch«,
sondern „Heraustreten ins Tageslicht.“ 1
Wenn wir Hornungs doppeldeutige Version
»Buch vom Herausgehen am Tage« (Eva am Per)
damit vergleichen, muß man ihn für einen Eingeweihten
halten. Dem forschenden Laien bietet
der vorhandene Text eine hilfreiche Wortwahl,
aber neben der normalen Hermetik der Sache die
zusätzliche Schwierigkeit, daß schon der Übersetzer
manchmal nicht weiß, welche Wörter er
benutzen soll, um Gemeintes zu erfassen. Auch
Walker stellt ein chaotisches Durcheinander von
Götternamen fest. Sie zitiert Budge:
Das Wissen über die frühen dynastischen Religionen
Ägyptens, das die Priester nach, sagen wir, 1200 v.Chr.
besaßen, war extrem vage und unbestimmt. Das Ergebnis
davon war, daß sie in ihrer Religion ein Chaos anrichteten,
das praktisch grenzenlos ist. 2
Andere Forscher sprechen angesichts der Texte
(der originalen!) von Wahnsinn, Unsinn,
Aberwitz, von kollektiver Hysterie und ausgesprochener
Schizophrenie. 3 Ob das Ganze auch
dem Eingeweihten so chaotisch oder pathologisch
erscheint, muß sich durch genaue impuristische
Kommentare noch herausstellen. Kolpaktchy
hofft auf eine »esoterische Ägyptologie« 4 , die das
Chaos ordnen soll. Einen Ansatz zu einer solchen
Ordnung für die Gesamtdeutung des Textes
glaube ich hier zu liefern, und zwar mit der
»werkimmanenten Methode« herausgefunden,
indem ich die Aussagen des Totenbuches zu den
verschiedenen mythischen Gestalten (also den
OG-Teilen) zusammengestellt und daraus Schlüsse
gezogen habe. Im Totenbuch finden wir die
impuristischen Verschlüsselungstechniken, auf
die wir nach und nach gestoßen sind, exzessiv
angewandt. Insbesondere die Mehrdeutigkeit fast
aller einzelnen Wörter (Namen) führt bei ihrer
Kombination im Text zu schwierigen Deutungsproblemen
und manchmal zu doppeldeutigen
Sätzen. Das Ergebnis meiner werkimmanenten
Überlegungen ist die folgende Liste, die ich dem
forschenden Leser mit der Bitte um Nachsicht zur
Kontrolle meiner Lösung und als Grundlage weiterer
Arbeit zur Verfügung stellen möchte. In
Klammern findet man dabei das Primärmaterial
aus dem Totenbuch als Beleg und Beweis, teils
zitiert, teils referiert, teils grob zusammengefaßt,
immer aber sortiert und dem Stichwort zugeordnet.
Manchmal sind da auch nützliche Informationen
aus der Sekundärliteratur hinzugefügt. Die
Stichwörter sind diejenigen, an denen man im
Totenbuch überhaupt nicht vorbeikommt, weil sie
so häufig sind. Vor allem diese sind werkimmanent
zu erschließen, denn die Bedeutungen der
vielen – hier fehlenden – seltenen Wörter kann
man nur entschlüsseln, wenn man die Textbasis
der Untersuchung erweitert.
In der folgenden Liste werden nach Möglichkeit
Gruppen unter Oberbegriffen gebildet, z.B.
alle Ortsbegriffe unter »Orte« eingeordnet,
‘Süden’ unter »Himmelsrichtungen«, ‘Horusauge’
unter »Auge«, ‘Segel’ unter »Schiff«. Nur
Tiere bleiben separat. Ich verstehe die Sammlung
nicht nur als lexikalische Hilfe bei der Arbeit,
sondern auch als lesbare Einführung in das Problemfeld.
Leider habe ich die »Achternwelt«
(ReAn: vgl. Farbtafel 16.9) erst so spät entdeckt,
daß ihre Lösungsvarianten im Totenbuch und in
diesem »Schlüssel« noch nicht berücksichtigt
worden sind.
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