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Inhalt Band II - Edocs

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miteinander reif.“ Sie antwortete aber: „Du<br />

kommst mir recht, es könnte mir einer auf den<br />

Kopf fallen (!)“, und ging damit weiter. (c) Als<br />

sie vor der Frau Holle (Ut) Haus (VV) kam,<br />

fürchtete sie sich nicht, weil sie von ihren großen<br />

Zähnen (PVC) schon gehört hatte, und verdingte<br />

sich gleich zu ihr. Am ersten Tag tat sie sich<br />

Gewalt an, war fleißig und folgte der Frau Holle,<br />

wenn sie ihr etwas sagte, denn sie dachte an das<br />

viele Gold, das sie ihr schenken würde. Am zweiten<br />

Tag fing sie schon zu faulenzen (*Phi-leeren)<br />

an, am dritten noch mehr, da wollte sie morgens<br />

gar nicht aufstehen (eri). Sie machte auch der<br />

Frau Holle das Bett (CoU) nicht (eigentlich kann<br />

sie da auch nicht hin), wie sich’s gebührte, und<br />

schüttelte (pls/fric) es nicht, daß die Federn (MB)<br />

aufflogen. Das ward die Frau Holle bald müde<br />

und sagte ihr den Dienst auf.<br />

(4: Pech als Lohn der Faulen.) Die Faule<br />

(Lama) war das wohl zufrieden und meinte, nun<br />

würde der Goldregen kommen. Frau Holle führte<br />

sie auch zu dem Tor (FoV-Vag-Vul). Als sie<br />

aber darunter stand, ward statt des Goldes ein<br />

großer Kessel (Rect) voll Pech (Fae/ Güll) ausgeschüttet.<br />

„Das ist zur Belohnung deiner Dienste“,<br />

sagte die Frau Holle (Ut) und schloß das Tor zu<br />

(plc). Da kam die Faule heim (wG), aber sie war<br />

ganz mit Pech (Fae/Güll) bedeckt, und der Hahn<br />

(Cl) auf dem Brunnen (Vul), als er sie sah, rief:<br />

„Kikeriki, / unsere schmutzige (mac/güll) Jungfrau<br />

(Lama) ist wieder hie.“ Das Pech (Fae/Güll)<br />

aber blieb fest an ihr hängen und wollte, solange<br />

sie lebte, nicht abgehen.<br />

12. Aschenputtel<br />

[Vorbemerkungen]<br />

[Wieder sehen wir die Handlung in einem<br />

doppelten Weltbild aus zwei wG. Entsprechend<br />

der sozialen Stufung betrachten wir die obere<br />

Hälfte (wG) als ein Königsschloß mit einem<br />

Festsaal (Vag) und einem Königssohn (PVC)<br />

als Hausherrn (auf dem Mutterplatz). Die untere<br />

Hälfte (wG) gilt hier als bürgerliches Haus mit<br />

dem Vater (CoU), der Mutter und Stiefmutter<br />

(PVC), dem Aschenputtel (Lami) und seinen<br />

zwei Stiefschwestern (Lama). Im Hause gilt<br />

PVC auch als der Herd (Hestia). (Darunter ist<br />

das Feuer iUt; neben dem Herd muß man sich<br />

eine Klappe zum Rect-Aschenkrug: lat. ‘urna’<br />

denken.) Aschenputtel wird als Lami clau<br />

(innen) im Haus (wie in der Butte: im Faß) bei<br />

der Arbeit gehalten, als Lami aper (außen) steht<br />

es unter dem Haselbaum (Cl), als Lami ist es<br />

dreimal die Tanzpartnerin des Königssohns, als<br />

wG schießlich seine Braut, die die Schwestern<br />

als blinde Lama an ihrem Glück teilhaben läßt.<br />

Auf der Vul-Ebene liegt auch der Kirchhof (Vul)<br />

mit dem Grab (VV) der Mutter. Der Urtext hat<br />

erhebliche Abweichungen gegenüber der Grimmschen<br />

Fassung. Gut vorstellbar ist darin aber die<br />

eigentlich verblüffende Sichtnähe zwischen Bürgerhaus<br />

(wG) und Königsschloß (wG):<br />

Aschenputtel darf zum Fest nicht mitgehen, kann<br />

aber von Haus zu Haus alles sehen, einmal vom<br />

letzten Leitersproß (GC) im Taubenschlag, beim<br />

zweitenmal von der Haustür (iVul) aus. — Der<br />

Name »Aschenputtel« bezeichnet ein Mädchen,<br />

das für andere niedrige Arbeiten verrichten muß,<br />

etymologisch zu »Asche« und »buddeln, wühlen«,<br />

also »jemand, der in der Asche wühlt«.<br />

Manchmal erscheint der Name auch als »Aschenbrödel«,<br />

zu ‘brodeln’ in der alten Bedeutung<br />

»wühlen«.<br />

In dem Namen, unter dem Aschenputtel im angelsächsischen<br />

Sprachraum bekannt ist, Cinderilla, steckt noch<br />

der Name Ella, das heißt Hel oder Helle [Holle], eine<br />

Tochter von Mutter Erde, der Göttin mit ihrem verjüngenden<br />

Feuer, das zu Asche (lat. cinis) reduziert ist. 67<br />

Asche (Mix/MB/Fae) ist der Name für die Rückstände<br />

bei der Verbrennung von organischen<br />

Stoffen. Selbst wenn alles reinlich ist, sorgen<br />

Stiefmutter und Schwestern absichtlich für mehr<br />

Arbeit (der Vater ist auch dabei, wird aber nicht<br />

erwähnt, weil er als rechter Vater nicht böse erscheinen<br />

soll); sie schütten (iGV) Erbsen, Linsen<br />

und einen Sack voll Wicken in die Stube (FoV-<br />

Fu) beim Herd (PVC), das sind drei Chiffren für<br />

Spa, denn Erbsen sind »eiweiß- und stärkehaltiger<br />

Samen des gleichnamigen Schmetterlingsblütlers«,<br />

Linsen sind »kreisrunde Samen der<br />

gleichnamigen Pflanze«, und »Wicken« sind<br />

Hülsenfrüchte, lat. ‘vicia’, vulgo ‘bicia’ als Kurzform<br />

für ‘biciae semen’ 68 . Trotz aller Tücke der<br />

Familie gewinnt Aschenputtel das Herz des<br />

Königssohns: „Ihre Vereinigung wurde durch das<br />

Anziehen des Schuhes symbolisiert, eine geläufige<br />

sexuelle Allegorie. Die Eleusinischen Mysterien<br />

stellten die heilige Hochzeit durch das Auf-<br />

und Abbewegen eines phallischen Gegenstandes<br />

in einem Frauenschuh dar.“ 69 — Walker findet<br />

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