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Inhalt Band II - Edocs

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herein) und sprach: „Guten Abend, Jungfer<br />

Müllerin, warum weint sie so sehr?“ – „Ach, ich<br />

soll Stroh zu Gold spinnen und verstehe das<br />

nicht.“ Da sprach das Männchen: „Was gibst du<br />

mir, wenn ich dir’s spinne?“ – „Mein Halsband“,<br />

sagte das Mädchen. Das Männchen nahm das<br />

Halsband (Lami), setzte sich vor das Rädchen<br />

(Vul-GC) und tat (vlv/lp), wie es versprochen<br />

hatte (in der längeren Fassung stören die Einzelheiten).<br />

Am andern Morgen fand der König<br />

(CoU) die ganze Kammer (Vag) voll Gold (VS).<br />

Er erstaunte und freute sich, aber sein Herz wurde<br />

nur noch begieriger (libi).<br />

Er ließ die Müllerstochter (Lami clau) in eine<br />

andere, noch größere Kammer (Vag) voll Stroh<br />

(xer/vac) tun, das sollte sie auch in einer Nacht zu<br />

Gold (VS) machen, wenn ihr das Leben lieb wäre.<br />

Und das Männlein (Cl) kam wieder, und sie gab<br />

ihm ihren Ring (Hy) von der Hand. Da fing es<br />

wieder an zu schnurren (vlv) mit dem Rade (Vul-<br />

GC) und hatte bis zum Morgen alles Stroh (TMV<br />

xer) zu glänzendem (lip) Gold gesponnen (lp).<br />

Der König freute sich über die Maßen bei dem<br />

Anblick, war aber noch immer nicht Goldes satt<br />

(ebri), sondern ließ sie die dritte Nacht wieder in<br />

eine Kammer sperren, die war noch größer als die<br />

beiden ersten und ganz voll Stroh. „Wenn dir das<br />

auch gelingt, sollst du meine Gemahlin (PVC)<br />

werden.“ Er dachte: „Wenn’s auch eine Müllerstochter<br />

ist, eine reichere Frau (Lip als Reichtum!)<br />

finde ich in der ganzen Welt nicht.“ Als das Mädchen<br />

(Lami clau) allein war, kam das Männlein<br />

zum drittenmal und sagte: „Ich will es noch einmal<br />

tun, aber du mußt mir das erste Kind versprechen,<br />

das du mit dem König bekommst.“ Sie<br />

versprach es in der Not, und wie nun der König<br />

auch dieses Stroh in Gold verwandelt sah, nahm<br />

er die schöne Müllerstochter zu seiner Gemahlin<br />

(PVC).<br />

(3: Macht des Namens.) Über ein Jahr kam<br />

die Königin ins Wochenbett (Grimm: »brachte sie<br />

ein schönes Kind zur Welt«), da trat das Männlein<br />

(Cl) vor die Königin (PVC) und forderte das<br />

versprochene Kind (es muß bei der Geburt an ihm<br />

vorbei, das ist der beste Augenblick für seinen<br />

Zugriff). Die Königin (PVC) bot dem Männchen<br />

(Cl erscheint oben) alle Reichtümer an, wenn<br />

er ihr nur das Kind lassen wollte, aber alles Bitten<br />

war vergebens. Endlich jammerte sie so viel, daß<br />

er Mitleid hatte und sagte: „Ich will dir drei Tage<br />

Zeit lassen. Wenn du bis dahin meinen Namen<br />

weißt, so sollst du dein Kind behalten.“ Da sann<br />

die Königin den ersten und zweiten Tag, was<br />

doch das Männchen (Cl) für einen Namen hätte,<br />

konnte sich aber nicht besinnen und war ganz<br />

betrübt. Sie schickte einen Boten (Cl) aus, der<br />

sollte sich erkundigen und alle Namen sammeln,<br />

die man im Lande kannte. Aber wenn das Männlein<br />

kam, sagte es immer: „So heiß ich nicht.“<br />

(Dieser Teil ist bei Grimm breit ausgestaltet.) Am<br />

dritten Tag kam der Bote wieder zurück und<br />

erzählte: „Als ich vorgestern an einem hohen<br />

Berg (MoV) um die Waldecke (CLA) kam, wo<br />

Fuchs (wG) und Has (mG) sich gute Nacht sagen,<br />

da sah ich ein kleines Haus (VV), und vor dem<br />

Haus brannte ein Feuer (GC), und um das Feuer<br />

sprang ein gar zu lächerliches Männchen (Cl),<br />

hüpfte auf einem Bein (Cl!) und schrie: „Heute<br />

back (defä) ich (Rect als Backofen), morgen brau<br />

(uri) ich (HB als Sudkessel), / übermorgen hol<br />

(gv) ich der Königin ihr Kind (Cl); / ach, wie<br />

gut ist, daß niemand (vulgo »kein Schwanz, kein<br />

Schwein«) weiß, / daß ich Rumpelstilzchen<br />

heiß!“ Da war die Königin (PVC) froh, als sie<br />

den Namen hörte, und als bald hernach das<br />

Männlein eintrat und fragte: „Nun, Frau Königin,<br />

wie heiß ich?“ fragte sie erst: „Heißest du Kunz<br />

(Urtext: »Conrad«, d.i. *»der mit dem Rad«)?“ –<br />

„Nein.“ – „Heißest du Hein (Urtext: »Heinrich«,<br />

d.i. »Herrscher der umhegten Wohnstätte«)?“ –<br />

„Nein.“ – „Heißt du etwa Rumpelstilzchen?“ –<br />

„Das hat dir der Teufel (Ut: sozusagen sein<br />

Chef) gesagt!“ schrie das Männlein (Cl) und<br />

stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn (Tum) so tief<br />

in die Erde (Vul), daß es bis an den Leib hineinfuhr<br />

(da steckt es heute noch, und den rechten<br />

Fuß sieht man gar nicht > »rechts« zu PVC), dann<br />

packte es in seiner Wut (Ere) den linken Fuß mit<br />

beiden Händen und riß sich selbst mitten entzwei<br />

(»links« zu Vul; Genese des Doppelbildes: zwei<br />

Cl sind der Rebis-Mann, vgl. Tafel 6.6).<br />

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