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Tafel Anhang 5.1 »Himmelsschriften«. Statt<br />
die Sterne am Himmel zu bloßen »Sternbildern«<br />
zusammenzudenken, gaben sich andere Leute<br />
Mühe, in den Konstellationen der Sterne hebräische<br />
(oder ältere) Schriftzeichen zu erkennen.<br />
Kolpaktchy überliefert uns diese Legende:<br />
Hermes Trismegistos sagte also: ‘Seht den Himmel an<br />
mit seinen Sternen, seinen Lichtern, seinen Wolken; seht<br />
die Erde mit ihren Bergen, ihren Flüssen und Pflanzen.<br />
Alles dies ist nur Ausdruck eines (erloschenen) göttlichen<br />
Willens, eines göttlichen Gedankens. Das ganze<br />
Weltall ist ein kosmisches Buch, eine Handschrift, eine<br />
riesenhafte Papyrusrolle, welche von Göttern geschaffen<br />
worden ist. Strebet an, jenes vor euch entrollte Buch zu<br />
lesen und jene Offenbarung der Götter zu verstehen.’<br />
Auf diese Weise wurden — aus der »Schriftsprache der<br />
Götter« — die Hieroglyphen geboren, jene Abschrift der<br />
anderen Hieroglyphen, die mit der Götterhand auf der<br />
ungeheuren Papyrusrolle des Himmels und der Erde<br />
geschrieben wurden. 1<br />
Seligmann dokumentiert eine Himmelskarte,<br />
ganz bedeckt mit Buchstaben, wie Jacques Gaffarel<br />
sie 1637 am Himmel zu sehen glaubte. 2 Das<br />
geheime Alefbet von Abb. 1 (auf der folgenden<br />
Seite) wurde von Agrippa von Nettesheim aufgezeichnet.<br />
3 Im Sohar heißt es:<br />
Wer am frühen Morgen wandert, soll aufmerksam nach<br />
Osten schauen. Er erkennt dort so etwas wie Buchstaben,<br />
die am Himmel entlangziehen, aufgehen oder untergehen.<br />
Diese leuchtenden Schriftzeichen sind die Lettern,<br />
mit denen Gott Himmel und Erde geschaffen hat. 4<br />
Auch Godwin überliefert eine Variante dieser<br />
»Engelschrift«, die wir in Abb. 3 wiedergeben 5 ,<br />
und bringt sogar eine Textprobe, die aus diesen<br />
Buchstaben besteht. 6 Natürlich macht er sich<br />
lustig darüber, daß bei den Rabbinern „die offizielle<br />
Engelsprache hebräisch ist, obgleich die<br />
katholische Kirche verständlicherweise darauf<br />
besteht, daß die Engel Latein oder in Ausnahmefällen<br />
Griechisch sprechen.“ 7 — Nun könnten die<br />
kleinen Kreise der überlieferten »Himmelsschrift«<br />
wirklich Abbilder von Sternen sein, wenn<br />
es nicht eine näherliegende Deutung gäbe: Sie<br />
könnten die Sefirot im »Lebensbaum« der Kabbala<br />
sein. In verschiedener Kombination hat man sie<br />
ausgewählt und mit Linien verbunden, so daß<br />
insgesamt sehr oft eine Ähnlichkeit mit den<br />
Buchstaben der Quadratschrift erkennbar wird. In<br />
Abb. 2 haben wir (nach der zunächst unverändert<br />
Anhang 5<br />
Die Himmelsschriften<br />
kopierten Version in Abb. 1) die Nummern der<br />
Sefirot hinzugefügt, die man sich als Sternenpunkte<br />
denken kann. Die »Himmelsschrift 2« in<br />
Abb. 3 hat aber viel mehr Sterne als die Schrift 1<br />
und (bei einigen Zeichen) auch mehr, als der Sefirotbaum<br />
als Formation. Daher wurde in Abb. 3<br />
nicht versucht, den Sefirotbaum als Quelle der<br />
Zeichen zu sehen. Auf den Farbtafeln sind die<br />
Himmelszeichen mit einer abstrakten Anatomie<br />
unterlegt, und das scheint gut zu passen.<br />
Farbtafel Anhang 5.2. Hier werden die Zeichen<br />
der »Himmelsschrift 1« auf ihre anatomischen<br />
Positionen gelegt, so daß man wirklich die<br />
»Zeichen sehen« kann. Das zugrundeliegende<br />
Raster hat 27 Sternenpunkte, von denen aber auf<br />
den Zeichen und in deren Nähe immer die nicht<br />
benötigten Punkte gelöscht wurden, um die Optik<br />
der Zeichen (auch in ihrem punktelosen Verlauf<br />
und Ende) möglichst deutlich zu machen. Die<br />
Farbgruppierung (Grün/Blau/Rot) ist auf beiden<br />
Tafeln 10/10/2 (schwarze Buchstaben und grüne<br />
Linien nur wegen der richtigen Zuordnung).<br />
Farbtafel Anhang 5.3. Hier geschieht dasselbe<br />
mit den Zeichen der »Himmelsschrift 2«. Das<br />
Raster hat 33 Sternenpunkte. Es ergeben sich gute<br />
Einsichten in die Form der Buchstaben, und auch<br />
die überlieferten »Bedeutungen« erweisen sich<br />
als gar nicht so dumm, wie sie häufig dargestellt<br />
werden. So sieht man z.B. den Zaun des Ch, die<br />
Stütze der Szamech-Variante und das Nadelöhr<br />
(Pemu) des Q. Das Z ist ganz einmalig anders mit<br />
seinem quer aufliegenden Kasten (Scr) zwischen<br />
Prost und GP. Es hat uns früher schon zu genau<br />
dieser anatomischen Grundzeichnung verholfen.<br />
Das komplizierte Zeichen für Thet scheint aus P<br />
und V zusammengesetzt zu sein, womit man CUt<br />
als »Per iVag« deuten könnte. Das Sajin liegt<br />
außerordentlich gut auf seinen Lösungen: Lama,<br />
GC iE, CoRu und CUt. Das Waw hat dieselbe<br />
Form, nach unten gespiegelt, müßte aber aussehen<br />
wie das Sajin, denn wenn man das oben offene<br />
Vulvazeichen vom Sajin als Waw nähme,<br />
hätte man die beiden »Liebenden« (Lami). Es<br />
wird berichtet, daß eine solche Verwechslung von<br />
Waw und Sajin durchaus vorkam.<br />
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