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einmal erschien mit einem Brausen ein Mann<br />
(Ut); der trug einen grünen Rock (TMV) und<br />
sah recht stattlich (erk/tum) aus, hatte aber einen<br />
garstigen Pferdefuß (PVC). Der Soldat (mG)<br />
merkte wohl, daß es der Teufel (Ut) war, weil er<br />
aber nichts mehr zu verlieren hatte, ließ er sich<br />
auf ein Gespräch ein. „Du sollst so viel Geld und<br />
Gut haben, wie du mit aller Macht (Pot) nicht<br />
durchbringen kannst, aber ich muß zuvor wissen,<br />
ob du dich nicht fürchtest.“ Gleich erschien ein<br />
Bär (Nats: der Braune) mit großem Brummen<br />
(Crep), der Soldat (mG) aber schoß (ej) dem Bär<br />
auf die Schnauze (As), daß er tot umfiel. Da wollte<br />
der Grünrock mit dem jungen Mann einen Pakt<br />
schließen: „In den nächsten sieben Jahren darfst<br />
du dich nicht waschen, Bart und Haare nicht<br />
kämmen, die Nägel nicht schneiden und kein<br />
Vaterunser beten (zu CoU-Gott). Ich will dir<br />
einen Rock (CuLax) und einen Mantel (Scr)<br />
geben, die mußt du in dieser Zeit tragen. Stirbst<br />
du in diesen sieben Jahren, so bist du mein,<br />
bleibst du aber leben, so bist du frei und bist reich<br />
dazu für dein Lebtag.“ Der Soldat dachte an die<br />
große Not, in der er sich befand, hatte auch schon<br />
oft dem Tod (Ut) ins Auge gesehen, und willigte<br />
ein. Der Teufel zog den grünen Rock (TMV)<br />
aus, gab ihn (als CuLax) dem Soldaten und sagte:<br />
„Wenn du den Rock (CuLax) an deinem Leibe<br />
(CoP) hast und in die Taschen greifst (fric/ona),<br />
so wirst du die Hand immer voll Geld (Spa/Urn)<br />
haben.“ Dann zog er dem Bären (Nats) die Haut<br />
(Sil) ab und sagte: „Das soll dein Mantel (Scr)<br />
sein und auch dein Bett. Und dieser Tracht wegen<br />
sollst du »Bärenhäuter« heißen.“ Hierauf verschwand<br />
der Teufel. Der Soldat zog den Rock<br />
(CuLax) an, griff gleich in die Tasche (fric/ona)<br />
und fand, daß die Sache ihre Richtigkeit hatte.<br />
Dann hängte er die Bärenhaut (Sil-Scr) um, ging<br />
in die Welt und machte sich ein schönes Leben.<br />
(2: Eine Braut in Reserve.) Im ersten Jahr<br />
ging es noch leidlich, aber im zweiten sah er<br />
schon aus wie ein Ungeheuer. Das Haar bedeckte<br />
das Gesicht, der Bart glich einem Stück Filztuch,<br />
die Finger hatten Krallen, und der ganze Kerl war<br />
mit Schmutz bedeckt. (Für eine allegorischgenaue<br />
Deutung der Einzelheiten müßte man den<br />
Kopffüßer drehen und wenden.) Wer ihn sah, lief<br />
fort, weil er aber überall den Armen Geld gab,<br />
damit sie für ihn beteten, und weil er alles gut<br />
bezahlte, erhielt er doch immer noch Herberge (in<br />
den Lama-Bergen). Im vierten Jahr wollte ihn ein<br />
Wirt im Wirtshaus (wG) nicht aufnehmen, nicht<br />
einmal einen Platz im Stall (wG) anweisen, aber<br />
für eine Handvoll Dukaten (Fae) gab ihm der<br />
Wirt eine Stube (Rect) im Hintergebäude (Nats).<br />
Abends hörte er im Nebenzimmer (Vag) ein lautes<br />
Jammern, öffnete die Türe (Lama oder die<br />
virtuelle Tür zwischen Rect und Vag, vgl. Farbtafeln<br />
7.2 & 16.6) und fand einen alten Mann<br />
(PVC). Der Bärenhäuter rettete ihn mit Geld vor<br />
dem drohenden Gefängnis und „steckte dem<br />
Unglücklichen noch einen Beutel (VV) voll Gold<br />
in die Tasche (Vag).“ Der alte Mann (PVC) hatte<br />
drei Töchter (2 Lama, 1 Lami) und nahm den<br />
Bärenhäuter (mG) mit nach Hause (ans wG), um<br />
ihm aus Dankbarkeit eine der Töchter zur Frau<br />
anzubieten. Die älteste (Lama) entsetzte sich<br />
gewaltig, schrie auf und lief fort. Die zweite<br />
(Lama) blieb stehen und sprach: „Wie kann ich<br />
einen Mann nehmen, der keine menschliche<br />
Gestalt (mG) mehr hat? Da gefiel mir der rasierte<br />
Bär (mG ohne Pu) noch besser, der einmal hier zu<br />
sehen war und sich für einen Menschen ausgab,<br />
der hatte doch einen Husarenpelz an (Scr gepflegt<br />
wie ein Freibeuter, ital. ‘corsaro’ > *Freibeutel)<br />
und weiße Handschuhe (CuLax reinlich).“ Die<br />
jüngste (Lami) aber sprach: „Lieber Vater<br />
(PVC), der gute Mann (mG) hat Euch in der Not<br />
geholfen, jetzt muß Euer Wort gehalten werden.“<br />
Der Bärenhäuter war froh darüber, nahm aber<br />
gleich Abschied: „Ich muß noch drei Jahre<br />
wandern. Komm ich nicht wieder, so bist du frei,<br />
weil ich dann tot bin.“ Er nahm einen Ring von<br />
seinem Finger, brach ihn entzwei und gab der<br />
Braut (Lami) die Hälfte als Erkennungszeichen.<br />
Die arme Braut kleidete sich ganz schwarz und<br />
wartete getreulich auf ihren Bräutigam, obwohl<br />
von den beiden Schwestern nur Hohn und Spott<br />
statt Trost kam.<br />
(3: Der Sieg über den Teufel.) Inzwischen<br />
zog der Bärenhäuter in der Welt herum, tat Gutes,<br />
wo er konnte, und gab den Armen reichlich,<br />
damit sie für ihn beteten. Endlich, als der letzte<br />
Tag von den sieben Jahren anbrach, ging er hinaus<br />
auf die Heide (Vul) und setzte sich wieder<br />
unter den Ring von Bäumen (Lama). Nicht lange,<br />
so erschien der Teufel (Ut) und war sehr<br />
verdrießlich. Er wollte zügig seinen Rock (CuLax<br />
als TMV) zurücktauschen, doch der Bärenhäuter<br />
verlangte: „Erst sollst du mich reinigen.“ Der<br />
Teufel (Ut) wollte nicht, aber er mußte Wasser<br />
holen, den Bärenhäuter abwaschen, ihm die<br />
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