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fresserin. Maria hatte natürlich die Kindlein gut<br />
bewahrt (aus pädagogischen Gründen) und konnte<br />
sie unversehrt zurückgeben (an das Königspaar:<br />
Ut). Ähnliches widerfährt der Geißenmutter<br />
(Ut), die ihre Kindlein (Cl) lebend aus dem<br />
Bauch (Vag/Vul) des bösen Wolfs (Ut) befreien<br />
kann, weil er zum Glück vor lauter Gier nur<br />
geschluckt hat. Ut auf beiden Positionen ist wie<br />
immer stark beweglich gedacht, die Cl-Kinder<br />
nur im näheren Umkreis.]<br />
Text, Struktur und Kommentar<br />
Eine alte Geiß (Ut) hatte sieben junge Geißlein<br />
(Cl) und war eine gute Mutter. Eines Tages<br />
mußte sie in den Wald (Pu/Sil) gehen, um Futter<br />
zu holen und ermahnte die Kinder: „Seid auf<br />
eurer Hut vor dem Wolf (Ut). Wenn er hereinkommt,<br />
frißt er euch alle mit Haut und Haar. Der<br />
Bösewicht verstellt sich oft, aber an seiner rauhen<br />
(xer und tief) Stimme (aus CavUt) und an seinen<br />
schwarzen Füßen (PVC) werdet ihr ihn erkennen.“<br />
Die Kinder versprachen, vorsichtig zu sein,<br />
und die Alte machte sich auf den Weg (GV, denn<br />
‘Weg’ ist »Phallus«). Nicht lange danach klopfte<br />
der Wolf an die Türe und sprach: „Macht auf, ihr<br />
lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem<br />
von euch etwas mitgebracht.“ Die Kinder aber<br />
merkten an der Stimme, daß es der Wolf war, und<br />
machten nicht auf. Da lief der Wolf zu einem<br />
Krämer (mG; Spießbürger), kaufte ein großes<br />
Stück Kreide (Spa trocken: »weißer feinkörniger<br />
Kalkstein«; zu lat. ‘cernere’ »erkennen« gv) und<br />
aß (absor) es. Da wurde seine Stimme fein (subt)<br />
und lieblich (lip) wie die der Geißenmutter. Beim<br />
zweiten Versuch erkannten ihn die Geißlein an<br />
der schwarzen Pfote (PVC: er hat nur eine!), die<br />
der Wolf (Ut) in das Fenster (Lama) gelegt hatte.<br />
Da lief der Wolf zu einem Bäcker (mG: zwei<br />
Backen und ein Brotschieber) und ließ sich die<br />
Pfote mit Teig (Spa) bestreichen. Dann ging er zu<br />
einem Müller (Per: »Müllmacher«: zu mnddt.<br />
‘mul’ »Staub«, zu ahd. ‘mullen’ »zerreiben«) und<br />
zwang ihn, weißes Mehl (Spen trocken, »staubfein<br />
gemahlene Getreidekörner«) auf die Pfote zu<br />
streuen. Erneut klopfte er am Geißenhaus (wG),<br />
und mit der weißen Pfote (PVC wie PVC)<br />
überlistete er die Geißerchen (Merkhilfe: Beißerchen:<br />
Cl). Sie öffneten die Tür, doch da stand der<br />
Wolf. Alle versteckten sich so gut sie konnten:<br />
unter dem Tisch, im Bett, im Ofen, in der Küche,<br />
im Schrank, unter der Waschschüssel (verschie-<br />
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dene Orte in der Nähe von Cl) und im Kasten<br />
(CUt) der Wanduhr (Ut: Wegen Men gilt Ut<br />
als Zeitmesser, vgl. den Kalender der Mondmonate<br />
in Anhang 3). Sechs von ihnen fand der<br />
Wolf (so nah ist er größer als Ut: mit Vag/Vul als<br />
Bauch und Maul) und verschluckte sie gierig<br />
ohne langes Federlesen, nur das jüngste im Uhrkasten<br />
fand er nicht. „Als der Wolf (Ut) seine<br />
Lust (Libi) gebüßt hatte (Fressen wie ein GV, mit<br />
Koll/Exi am Ende), trollte er sich fort (er ist ein<br />
Troll), legte sich draußen unter einen Baum<br />
(Vul) und fing an zu schlafen (qui).“<br />
Bald darauf kam die alte Geiß (Ut) nach<br />
Haus (wG), sah das Durcheinander (Wirrwarr<br />
iVul) und rief vergeblich nach ihren Kindern. Nur<br />
das jüngste (Cl) sprang aus der Wanduhr (CUt)<br />
und erzählte, wie das Unglück gekommen war. In<br />
ihrem Jammer ging die Mutter hinaus und fand<br />
den Wolf (Ut mit Vag/Vul als Bauch) schnarchend<br />
unter dem Baum (Vul). Sie wollte ihre<br />
Kinder noch erretten und schickte das jüngste<br />
Geißlein ins Haus, um Schere, Nadel und Zwirn<br />
zu holen. Dann schnitt sie dem Ungetüm (Ut)<br />
den Wanst (Vag/Vul) auf (apri), und heraus (aus<br />
RiP) sprangen nacheinander alle sechs Geißlein<br />
unversehrt. Das war eine Freude! Sie herzten die<br />
liebe Mutter und hüpften (pls) wie ein Schneider<br />
(Per; engl. ‘tailor’ > *zu ‘tail’), der Hochzeit hält<br />
(gv). Die Alte aber sagte: „Sucht Wackersteine<br />
(Lami als »Wackelsteine«), damit wollen wir dem<br />
gottlosen (wie der Teufel Ut) Tier den Bauch<br />
(Vag/Vul) füllen, solange es noch schläft.“ Die<br />
Geißerchen schleppten die Steine herbei und<br />
steckten sie dem Wolf in den Bauch, so viel sie<br />
hineinbringen konnten. Dann nähte (plc) die Alte<br />
den Bauch (die RiP-Naht) wieder zu, daß der<br />
Wolf nichts merkte. Bald hatte er ausgeschlafen<br />
und verspürte großen Durst, weil ihm die Steine<br />
im Magen (Vag) lagen. Er ging zu einem Brunnen<br />
(Vul/Vag) und konnte sich nur mühsam<br />
bewegen, weil die Steine in seinem Bauch aneinanderstießen.<br />
Da rief er:<br />
Was rumpelt und pumpelt<br />
in meinem Bauch herum?<br />
Ich meinte es wären sechs Geißlein,<br />
so sind’s lauter Wackerstein.<br />
Am Brunnen (Vul) angekommen, bückte er<br />
sich und wollte trinken, doch die schweren Steine<br />
zogen ihn hinein, und er mußte jämmerlich ersaufen.<br />
(Er kehrt zurück auf seinen eigentlichen<br />
Platz: Ut.) Als das die sieben Geißlein sahen,