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[‘océano’ Vul-Vag]; ohne die Absicht, irgend<br />
etwas [Spa/MB] auszuschließen (cav), ohne die<br />
Absicht, irgend etwas gutzuheißen [‘aceptar’<br />
»annehmen, empfangen« inj/absor]; der Eintritt<br />
(Indu) in die Tiefe (Vag) der Dinge (wG) in<br />
einem Akt (GV) jäher (vis) Liebe (Libi), und<br />
das dichterische Produkt (Per): von Tauben<br />
(‘palomas’, auch »Dirnen« Vul), von Fingerabdrücken<br />
(Impak) besudelt (mac), mit den Spuren<br />
(Spur) von Zähnen (Cl) und Eis (Lami)<br />
übersät (mac), möglicherweise angenagt (sti)<br />
von Schweiß (Lip) und Gewohnheit [‘uso’, auch<br />
»Mode« Mod], bis es (Per) die zarte (lip) Glätte<br />
[‘superficie’ »Oberfläche« CuLax] eines rastlos<br />
(ohne Qui) geführten (pls) Werkzeugs (Per), die<br />
überaus harte (rig) Sanftmut (Lip/Spl) von<br />
abgenutztem Holz (Per iGV), von hochmütigem<br />
(erk) Eisen (Rig) erreicht hat. [‘Eis’,<br />
‘Schweiß’, ‘Eisen’ evtl. auch als Fae deutbar.]<br />
Auch die Blume (VV/Hy), den Weizen (Cl) und<br />
das Wasser (Lama) zeichnet [‘tener’ »haben«]<br />
diese Tastbarkeit [‘recurso de un magnífico<br />
tacto’ »Wiederkehr (Rea) eines großartigen<br />
(‘groß-machenden’ aph) An-Stands« Pro], diese<br />
einzigartige [‘especial’ »eigen-tümliche« tum]<br />
Konsistenz [‘consistencia’ »Dickflüssigkeit«<br />
Tum] aus.<br />
Und vergessen (abt) wir niemals die Melancholie<br />
(Men), die verschlissene [‘gastado’ »abgedroschene«<br />
emul] Sentimentalität [»Rührseligkeit«<br />
Mix], Früchte (MB) wunderbarer (poly),<br />
vergessener [‘olvidada’ »vergeben und vergessen«<br />
> »gegeben und gegessen« dos und absor/ti]<br />
Kräfte [‘calidad’ »Talente, Be-Gabungen«<br />
Dos/Fer] des Menschen (Per), unrein (mb),<br />
vollkommen [‘perfectos’ »voll (ge)kommen« ><br />
Injat der röm. Göttin Perfica »Vollenderin«],<br />
weggeworfen [‘dejados atrás’ »zurückgelassen«<br />
inj] vom [‘por el’ »durch den«] Wahn<br />
(Org/Abse) der Literaten (PVC/Per): das Licht<br />
(PVC) des Mondes (Ut), der Schwan (mG) in<br />
der Dämmerung (Vul), »Herz, mein Herz«<br />
[‘corazón mío’: Ausruf des Erschreckens bei<br />
Men; vgl. „mama mia!“]: das ist ohne Zweifel<br />
(Phob) elementare (OG iArt) und unausweichliche<br />
[‘imprescindible’ »unvorhersehbare« GV<br />
iMen] Poesie [‘lo poético’ »das Poetische« Mod].<br />
Wer sich vor dem Geschmacklosen [‘mal gusto’<br />
»schlechten Geschmack« MB] fürchtet<br />
[‘huir de’ »fliehen vor, meiden« rs/phb], den holt<br />
der Frost (Frig/Impt/Abst).“ —<br />
30<br />
Wir sehen, daß auch die Übersetzung durch<br />
einen großen Meister an vielen Stellen ungenau<br />
ist, weil er den verborgenen Hintersinn der Sprache<br />
nicht enthüllen will. Im letzten Abschnitt hilft<br />
uns die mythische Vorstellung, daß MB aus einem<br />
Teil von Injat entsteht: Wir denken an die<br />
altägyptische Hölle der Geköpften und Gekochten.<br />
Insgesamt wird von der Dekodierung dieses<br />
Textes her deutlich, warum wir im Analysenteil<br />
dieses Versuchs keine weiteren Neruda-Texte<br />
vorstellen. Gottfried Benn kommentierte das Problem<br />
so: „Man kann das Gedicht als das Unübersetzbare<br />
definieren.“ 78 Auch Krämer-Badoni<br />
urteilt: „Wer nicht Italienisch kann, braucht die<br />
Hermetiker gar nicht aufzuschlagen.“ 79 Octavio<br />
Paz versucht eine Erklärung: „Das Bild bewirkt,<br />
daß die Wörter ihre Beweglichkeit und Auswechselbarkeit<br />
verlieren. Die Vokabeln werden unersetzlich,<br />
unabänderlich. Sie sind nicht länger<br />
Werkzeuge … das Gedicht ist Sprache — und<br />
zwar ursprüngliche, unversehrte Sprache …“ 80<br />
Die modernen Dichter nähern sich (jeder in seiner<br />
Landessprache) dem Ursinn der Sprache, der in<br />
allen Sprachen als derselbe in verschiedener<br />
Form erhalten ist. „Rimbaud behauptet mehrfach,<br />
er habe eine »neue (poetische) Sprache« gefunden.<br />
Er nennt sich immer wieder einen »Erfinder«,<br />
und zwar einen Erfinder »neuer Harmonien«,<br />
einer »neuen Musik«.“ 81 Es leuchtet ein, daß<br />
er nicht eine neue Sprache gefunden, sondern die<br />
alte wiedergefunden und dazu eine Methode entwickelt<br />
hat, nach der die Wörter in ihrer ungewohnten<br />
Zusammenstellung eine uralte Musik<br />
erklingen lassen. Vielleicht denkt Kloepfer an<br />
Rimbaud, wenn er meint: „Die moderne Lyrik hat<br />
wahrscheinlich in Frankreich ihren Ursprung.“ 82<br />
Rimbaud selbst sagt: „… so ist Baudelaire der<br />
erste Sehende, König der Poeten, ein wahrer<br />
Gott.“ 83 In Racine sieht er seinen großen Vorgänger:<br />
„Nach Racine schimmelte das Spiel. Zweitausend<br />
Jahre hat es gedauert!“ 84 Mit der Zeitangabe<br />
meint er die Griechen, die auch schon den<br />
rechten Einblick in die Sache hatten. Im Vorwort<br />
zum Museum der modernen Poesie betont Enzensberger<br />
die Ähnlichkeit der Werke:<br />
Der Prozeß der modernen Poesie führt, wie sich an den<br />
Texten dieses Museums zeigen läßt, in wenigstens fünfunddreißig<br />
Ländern zu Ergebnissen, die Vergleich über<br />
Vergleich herausfordern: er führt, mit einem Wort, zur<br />
Entstehung einer poetischen Weltsprache. 85<br />
Anscheinend hat sich die Methode herumgesprochen,<br />
wie man den impuristischen Ursinn