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Studia austriaca - Università degli Studi di Milano

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118 Das Leben in den Worten ~ <strong>di</strong>e Worte im Leben<br />

über <strong>di</strong>e Möglichkeiten sowie über <strong>di</strong>e Schwierigkeiten, davon zu erzählen,<br />

darüber zu berichten, darauf sprachlich hinzuweisen, denn<br />

»Die Sprache eines Dritten über einen von ihnen könnte nicht genau<br />

genug sein.« (U.F., S. 45)<br />

In <strong>di</strong>esem Satz ist eine neue Anspielung zu finden auf <strong>di</strong>e Gefahr, sich<br />

zu schnell oder zu oberflächlich über etwas oder jemanden auszudrücken.<br />

Indem wir mit der Sprache umgehen, laufen wir stän<strong>di</strong>g Gefahr, das Objekt<br />

unserer Aussagen in leere Benennungen umzusprengen oder einfach<br />

Falsches zu behaupten.<br />

Trotz aller Versuche bleibt das Geheimnis des Lebens, insbesondere<br />

der Liebe, beschreibbar. Das Wunder ist ja irgendwie zu enträtseln, gegen<br />

jeden strengen, repressiven Formalismus, nach der Ethik der Gabe, nach<br />

dem Prinzip des Sich-Verschwendens, nach dem ursprünglichen Primat<br />

des Werdens und des Begehrens:<br />

»Nur <strong>di</strong>ese Verliebtheit war noch etwas Archaisches, Rückstän<strong>di</strong>ges,<br />

<strong>di</strong>eses Verlangen, sich auszuliefern.« (U.F., S. 55)<br />

2.5.3. Alzesheimer – Über <strong>di</strong>e Schwierigkeit der Biographie. Oder: Wie kann<br />

das Geheimnis eines anderen Menschen entziffert werden?<br />

»Ich wollte eigentlich über Dichtung nachdenken. Aber das gelingt<br />

mir nicht, ohne über das Leben zu staunen.« 113<br />

In der zweiten Erzählung des Bandes Unsichtbare Frauen geht es wieder<br />

um eine verborgene Liebe, aber das Geheimnis <strong>di</strong>eses Gefühls ist im<br />

sprachlichen Spiel verborgen und taucht allmählich aus den Interpretationsproblemen<br />

auf, <strong>di</strong>e für LeserInnen und KritikerInnen mit einem geschriebenen<br />

Text, mit der Untersuchung eines Stücks Gegenwartsliteratur<br />

zusammenhängen.<br />

So schreibt – im Text – der Literaturwissenschaftler Hermann Widmer an<br />

<strong>di</strong>e Grazer Kollegin Linda einen Brief, um seine prinzipielle Skepsis dem Vorschlag<br />

eines Interviews, einer „Feldforschung“, gegenüber auszudrücken:<br />

»Wir haben nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür, daß <strong>di</strong>e Behauptungen<br />

<strong>di</strong>eser Frau auf Tatsachen beruhen. Ja, ich gebe zu, das<br />

Elchsge<strong>di</strong>cht ist stilistisch, und ich betone das: stilistisch, eines der<br />

113 Christoph Wilhelm Aigner, Engel der Dichtung, S. 22.

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