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Studia austriaca - Università degli Studi di Milano

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Nachwort 269<br />

terzuführen und über <strong>di</strong>e Möglichkeit der Literatur sowie über <strong>di</strong>e<br />

Grundlagen der (gesellschaftlichen) Realität zu reflektieren:<br />

»Es kann nur eine Identität gesprochen werden. Warum denn nur<br />

Türke. Oder nur Deutscher. Warum nicht beides. Warum nicht viele<br />

Identitäten. Das kann nicht gedacht werden, weil es nicht gesagt<br />

werden kann.« (Hexenreden, S. 26 f.)<br />

Wie sind <strong>di</strong>ese Aporien zu überwinden? Wie sind Ergebnisse zu erreichen,<br />

ohne Endgültiges festzuschreiben? Die Antwort kann nur „provisorisch“<br />

sein, indem man/frau das Widersprüchliche des Ir<strong>di</strong>schen an sich<br />

akzeptiert und verkündet und in der Schrift wie im Leben (definitive) Urteile<br />

vermeidet, das Werden, das Prozesshafte reproduziert, immer im Hinblick<br />

auf Würde, den Wert, der den Menschen als solchen kennzeichnet,<br />

immer in der Erinnerung an <strong>di</strong>e vielen Opfer der Geschichte, an <strong>di</strong>e vielen<br />

„zerstörten“ Frauen (und Männer) in allen Zeiten.<br />

»Immer noch und immer weiter wird auf <strong>di</strong>e von immer her gespeicherten,<br />

vorgefertigten Urteile zurückgegriffen.<br />

Wie entkommen? Wie der Tatsache entkommen, als Frau auch immer<br />

eine „Hexe“ zu sein. Eine jederzeit abrufbare Verurteilung in<br />

sich tragen zu müssen. Und wie kann eine Erinnerung an <strong>di</strong>ese vielen<br />

zerstörten Frauen in allen Zeiten erinnern. In Würde?« (Hexenreden, S.<br />

26)<br />

Durch ihr Schreiben haben sich viele AutorInnen der Gegenwartsliteratur<br />

schon auf <strong>di</strong>esen schwierigen, kühnen Weg begeben. Man/frau soll<br />

also hoffen, dass <strong>di</strong>eser Weg verstanden und respektiert wird, dass besonders<br />

Frauen auf einen polemos verzichten, der ihrer menschlichen Würde<br />

und ihrem Wert als Subjekte schadet: keine Wilhelmine mehr, damit Berta<br />

gerettet werden kann, damit Lisa zumindest loyale FreundInnen bekommt.<br />

Diese Suche – wie sie in den Texten auftaucht – kann in der horizontalen<br />

Richtung der Mutter-Tochter-Beziehung erfolgen: das muss aber kollektiv<br />

begründet werden, muss einer präzisen Strategie der Gesellschaft folgen,<br />

indem in<strong>di</strong>viduelle Strategien zwischen Frauen ein Modell bilden können.<br />

Am Ende ihres Bandes Einführung in <strong>di</strong>e feministische Literaturtheorie sieht<br />

Lena Lindhoff am Beispiel Virginia Woolfs und des liebenden Blicks Lilys<br />

in Virginia Woolfs Roman To the Lighthouse den Wert der Literatur in der<br />

Antizipation, wie in den Texten der drei Autorinnen, <strong>di</strong>e in <strong>di</strong>eser Arbeit<br />

gelesen werden:<br />

»Erst wenn <strong>di</strong>e weibliche Spiegelung selbst in einer sozialen Struktur<br />

eingebettet ist, können Frauen in einen neuen Bezug zu sich selbst

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