Studia austriaca - Università degli Studi di Milano
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Marianne Fritz: Der verdächtige Glanz der „glatten“ Sätze 187<br />
Arme, arme Berta!«, und der zweite sogar vorwurfsvoll klingt: »Wie kann<br />
man nur so ein Unglücksrabe sein.« (S.V., S. 102)<br />
3. La letteratura ci obbliga al rispetto dell’interpretazione. Un Testo contiene molte<br />
ambiguità. Ma se è teoricamente possibile che una nuova scoperta scientifica metta in<br />
crisi il principio <strong>di</strong> gravità o un documento <strong>di</strong>mostri che Napoleone non morì a Sant’Elena,<br />
niente potrà cambiare la sorte tragica <strong>di</strong> Anna Karenina: la verità <strong>di</strong> quel suici<strong>di</strong>o<br />
è assoluta.<br />
Beim Interpretieren müssen wir <strong>di</strong>e Autonomie, <strong>di</strong>e herrschende Autorität<br />
(sovrana autorità) des Textes beachten und respektieren: der Text enthält<br />
viele Leerstellen, viele Ambiguitäten, aber wenn <strong>di</strong>e Wissenschaft sich<br />
durch ein Ergebnis in eine neue Richtung weiterentwickeln kann, wenn<br />
eine neue Urkunde beweisen kann, dass Napoleon nicht auf der Insel St.<br />
Helena starb, können wir am Ende eines Romans nichts ändern, wir entdecken<br />
unsere Hilflosigkeit und müssen uns damit abfinden, wie zum Beispiel<br />
mit dem Tod von Anna Karenina.<br />
4. Abbiamo bisogno della severa lezione repressiva posseduta da un testo letterario.<br />
In conclusione, la funzione della letteratura è quella <strong>di</strong> educare al fato e alla morte.<br />
»Wir brauchen <strong>di</strong>e strenge Unterdrückungsfunktion der Literatur:<br />
schließlich hat <strong>di</strong>e Literatur eine ernsthafte Aufgabe: zum Schicksal<br />
und zum Tode erziehen.«<br />
Diese letzte Aussage entspricht einer existentiellen Wahrheit, alle Menschen<br />
müssen sich mit der Perspektive der Sterblichkeit konfrontieren,<br />
aber <strong>di</strong>e Unterdrückungsfunktion scheint einer „typisch“ männlichen<br />
Mentalität zu entspringen: wie <strong>di</strong>e Romane der Schriftstellerin Marlene<br />
Streeruwitz auch konkret beweisen, indem sie in me<strong>di</strong>as res anfangen und<br />
kein Ende aufweisen, so kann und soll <strong>di</strong>e Literatur auch an den Fluss des<br />
Lebens erinnern, an <strong>di</strong>e Vielfalt der Möglichkeiten, <strong>di</strong>e uns das Prozesshafte<br />
der Existenz bietet.<br />
Das wurde von Umberto Eco in Opera aperta (Das offene Kunstwerk) als<br />
typisch für ein Kunstwerk in Bewegung bezeichnet:<br />
»Der Künstler, so kann man sagen, bietet dem Interpretierenden ein<br />
zu vollendendes Werk [...].« 63<br />
63 So schreibt Umberto Eco weiter: »[...] er weiß nicht genau, auf welche Weise das<br />
Werk zu Ende geführt werden kann, aber er weiß, dass das zu Ende geführte Werk immer<br />
noch sein Werk, nicht ein anderes sein wird, und dass am Ende des interpretativen<br />
Dialogs eine Form sich konkretisiert haben wird, <strong>di</strong>e seine Form ist, auch wenn sie von