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Studia austriaca - Università degli Studi di Milano

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268 Das Leben in den Worten ~ <strong>di</strong>e Worte im Leben<br />

noch <strong>di</strong>e Opfer. Das hat <strong>di</strong>e Verurteilung an ihnen gemacht. Sie sind<br />

jedes Status’ beraubt, der ihnen Würde / Subjekt verleihen könnte.«<br />

(Hexenreden, S. 24)<br />

Solange <strong>di</strong>e Opfer schweigen, haben <strong>di</strong>e Machthaber leichtes Spiel mit<br />

ihnen. Das gilt natürlich nicht nur für Frauen, sondern für alle Menschen<br />

zu allen Zeiten:<br />

»„Hexen“, so wie wir sie als eines der vielen Symbole unserer Kultur<br />

mit uns herumtragen, sind Konstruktionen. Denkmuster, <strong>di</strong>e sich als<br />

Einsatz bei Interessenkonflikten eigneten, eine Verurteilung und damit<br />

<strong>di</strong>e Beseitigung der Person zu erzielen. Eine Geständnisformel<br />

war rasch erfoltert.« (Hexenreden, S. 24)<br />

Ein Ausweg aus <strong>di</strong>eser Erstarrung der Beziehung Subjekt-Objekt ist<br />

aber nicht im Widerstand, in der Gewalt der Rebellion zu suchen: das<br />

würde <strong>di</strong>e alten Verhaltens- und Denkmuster bestätigen, denn<br />

»[...] das bekannte Dionysische steht dem Apollinischen im Zerstörerischen<br />

in nichts nach.« (Hexenreden, S. 27)<br />

Kein Sich-Erheben gegen etwas ist also erforderlich, sondern ein Sich-<br />

Wenden-an, im Sinne einer neuen, anderen Einstellung zur Welt, zu den<br />

anderen, welche <strong>di</strong>e alte Logik der Macht vermeidet, und auf das Leben<br />

selbst, auf das Prozesshafte des Lebens aufmerksam macht:<br />

»In ein Fließendes, Gleichzeitigeres müßte der Ausweg gesucht werden.<br />

Ein hierarchieloses Aufeinanderbezogensein von Subjekten. Im<br />

Alten kann nichts Neues gedacht werden.« (Hexenreden, S. 27)<br />

Es gibt natürlich keine fertigen Lösungen:<br />

»Neues. Anderes kann deshalb nur geahnt werden. Kann nur in Ahnungen<br />

erstehen.« (Hexenreden, S. 27)<br />

Aber schon das Wissen um <strong>di</strong>e Gefährlichkeit des Urteilens selbst ist<br />

wichtig, um auf das Gewaltpotential der Worte bewusst zu verzichten:<br />

»Eine neue Sprache müßte eine andere Verknüpfung von Subjekten<br />

darstellen können und in der Darstellung herstellen.« (Hexenreden, S.<br />

26)<br />

Auf dem Weg zu <strong>di</strong>eser anderen Sprache sollte eine neue Ethik entstehen,<br />

<strong>di</strong>e das Wechselwirken zwischen Leben und Worten kennt und <strong>di</strong>e es<br />

auch ermöglichen würde, <strong>di</strong>e Sinnsuche an einem anderen Horizont wei-

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