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Studia austriaca - Università degli Studi di Milano

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270 Das Leben in den Worten ~ <strong>di</strong>e Worte im Leben<br />

und zu anderen Frauen eintreten. Diese Struktur läßt sich antizipieren<br />

und damit allererst produzieren: Wie der liebende Blick Lilys [...]<br />

Mr. Ramsay so spiegelt, als ob <strong>di</strong>ese jenes weibliche Subjekt sei, das<br />

sie in ihrer gesellschaftlichen Rolle, von der sie aufgezehrt wird, nicht<br />

sein kann.« 16<br />

Diese Verfahren, <strong>di</strong>e eine Gleichzeitigkeit von Reproduktion und Produktion<br />

– Antizipation bewirken, werden zum Beispiel im zitierten Werk<br />

Die leibhaftige Literatur als ein Merkmal der gegenwärtigen Literatur bezeichnet,<br />

das nicht zu trennen ist weder vom Kontext der Sprach- und<br />

Subjekttheorien noch von der poetologischen Reflexion der Autoren/<br />

Autorinnen über sich selbst als schreibende Subjekte und durch <strong>di</strong>e eigene<br />

Position innerhalb einer Tra<strong>di</strong>tion und der vorgegebenen Struktur der Sprache.<br />

Diese Praxis, <strong>di</strong>ese von Julia Kristeva so genannte Transposition oder<br />

Intertextualität, kennzeichnet<br />

»<strong>di</strong>e Funktion von Texten, tra<strong>di</strong>erte Zeichensysteme aufzunehmen<br />

und zu zerstören, indem <strong>di</strong>ese in einen neuen Sinnkomplex trasformiert<br />

werden. Für Kristeva ist jeder literarische Diskurs ein pluralistisches<br />

Transpositionsfeld verschiedener tra<strong>di</strong>erter Zeichensysteme<br />

– literarischer Gattungen, gesellschaftlicher Praktiken, <strong>di</strong>skursiver<br />

Kodes. ›Schöpfung‹ oder ›Innovation‹ in der Kunst ist eine triebgeleitete<br />

Zerstörung solcher Zeichensysteme, <strong>di</strong>e zur Bildung eines<br />

neuen, eigenen Sinnsystems führt.« 17<br />

Was hilft mir das am Morgen beim ersten Blick in den Spiegel?<br />

Lesen erinnert uns daran, dass wir in einer intersubjektiven Struktur leben<br />

(sollten), dass es eine Tra<strong>di</strong>tion weiblichen Lesens und Schreibens<br />

gibt, <strong>di</strong>e uns ermuntert und den Weg ins Andere zeigt.<br />

In Bezug auf Virginia Woolf (bei der <strong>di</strong>e weibliche Subjektivität in der<br />

fiktiven Figur von Shakespeares Schwester <strong>di</strong>e Gestalt einer mythischen<br />

Dichterin annimmt) verweist Lindhoff auf das utopische Bild einer mother<br />

of us all, einer mythischen Schreibenden (als Verkörperung einer eigenen<br />

weiblichen Schreibtra<strong>di</strong>tion), 18 <strong>di</strong>e in den Frauen ›lebt‹, als eine Andere in<br />

ihnen, <strong>di</strong>e endlich geboren werden will, und das<br />

16 Lena Lindhoff, Einführung in <strong>di</strong>e feministische Literaturtheorie (1995), S. 177 f.<br />

17 Lena Lindhoff (1995), S. 114.<br />

18 Lena Lindhoff (1995), S. 177.

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