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Studia austriaca - Università degli Studi di Milano

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264 Das Leben in den Worten ~ <strong>di</strong>e Worte im Leben<br />

ben <strong>di</strong>e Leute auch <strong>di</strong>e Verspätung der unsympathischen Frau Lehrerin<br />

(wieder einmal!) auf ihre magische Kraft zurückführen zu können:<br />

»Die Lehrerin etwa, <strong>di</strong>e mein Kind mit der Rechtschreibreform immer<br />

schon <strong>di</strong>enstags um acht Uhr quälte, konnte bis zu ihrer endgültigen<br />

Versetzung nicht mehr pünktlich zur Schule kommen, weil<br />

<strong>di</strong>enstags ihr Auto nicht ansprang.« (Hexenreden, S. 20)<br />

Der poetischen Anmut <strong>di</strong>eses Beitrages von Birgit Vanderbeke stellt<br />

Marlene Streeruwitz <strong>di</strong>e strenge Kraft eines argumentierenden Diskurses<br />

gegenüber. In ihrem Text »Hexen« heute. Und. Warum es nicht lustig geht erinnert<br />

<strong>di</strong>e Autorin daran, dass <strong>di</strong>e männliche Sprache sich weiterhin der Bezeichnung<br />

„Hexe“ be<strong>di</strong>ent, um negative Konnotationen beim Publikum<br />

zu evozieren.<br />

»Der Kommentator bezeichnete <strong>di</strong>e „Hexen“ in seinem Beitrag als<br />

„aufgeregte Putzfrauen“, <strong>di</strong>e zahlreich aufgeboten würden. Vorher<br />

hatte an <strong>di</strong>esem Abend schon im Wetterbericht [...] ein anderer<br />

Kommentator eine „Wetterhexe“ <strong>di</strong>e Windrichtung anzeigen lassen.<br />

Eine richtige ›Wetterhexe‹ wäre das, hatte er sie vorgestellt. Alt.<br />

Häßlich. Mit dem schwarzen Kater auf der Schulter. Auf dem Besen<br />

reitend. Wie sich das gehöre.« (Hexenreden, S. 21)<br />

Laut der Aussage eines Kommentators im Februar 1999(!) – bemerkt<br />

Marlene Streeruwitz – sind <strong>di</strong>e Hexen immer noch „hässlich“ und „alt“:<br />

»Sie sind Frauen und an sozial untergeordneten Positionen zu finden.«<br />

(Hexenreden, S. 21)<br />

Dass Hexen Frauen sind, weiß <strong>di</strong>e Autorin von Kindheit an, wegen der<br />

Ausrufe, <strong>di</strong>e zu hören waren, weil sie »[...] etwas besser konnte«:<br />

»Und „Hexen“. Das sind Frauen. Das ist <strong>di</strong>e Erbschaft des „Hexenwahns“.<br />

Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, daß einer meiner<br />

Brüder oder einer deren Freunde zugezischt bekam „Du bist eine<br />

›Hexe‹.“ Meistens war <strong>di</strong>eser Ausruf provoziert, wenn ich etwas besser<br />

konnte.« (Hexenreden, S. 23)<br />

Zunächst hatte auch Marlene Streeruwitz an eine heitere „Hexenrede“<br />

gedacht: sie wollte nämlich einen ironischen Text verfassen, um <strong>di</strong>e<br />

Phantasie und Sensibilität der Frauen aufwerten zu können, um witzig und<br />

lustig »[...] den Kritikern und Kritikerinnen <strong>di</strong>e Umkehrung des Verhältnisses<br />

per Zauberspruch anzutragen.« (Hexenreden, S. 21.)

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