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Studia austriaca - Università degli Studi di Milano

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244 Das Leben in den Worten ~ <strong>di</strong>e Worte im Leben<br />

Denken, und auf <strong>di</strong>e Möglichkeit für Frauen, das Wort zu ergreifen, unterstreicht<br />

Lena Lindhoff <strong>di</strong>e Notwen<strong>di</strong>gkeit, dass <strong>di</strong>e Selbstkonstitution der<br />

Frau nur innerhalb einer intersubjektiven Struktur, einer Spiegelstruktur<br />

stattfindet:<br />

»Als Einzelwesen stehen sie einer Welt der Männer gegenüber.[...]<br />

Eine Frau, <strong>di</strong>e kein weibliches Gegenüber findet, kann nicht zu einer<br />

Selbstaffirmation als Frau gelangen.« 104<br />

Um Subjekt werden zu können, muss <strong>di</strong>e Frau sich selbst Objekt werden,<br />

denn eine Frau kann »das neue Verhältnis zu sich nur über andere<br />

Frauen entwickeln«. 105<br />

Zur Selbstaffirmation ist also ein weibliches Gegenüber zu finden, mit<br />

dem frau sich konfrontieren kann: das kann sogar zur Veränderung der<br />

sittlichen Be<strong>di</strong>ngungen des Handelns beitragen.<br />

Nach Luce Irigaray müssen <strong>di</strong>e Frauen gemeinsam für sich <strong>di</strong>e Be<strong>di</strong>ngungen<br />

ihres Handelns verwirklichen: sie brauchen beide Dimensionen<br />

der Beziehungen, <strong>di</strong>e vertikale (Tochter – Mutter, Mutter – Tochter) und<br />

<strong>di</strong>e horizontale (zwischen Frauen) in sich selbst und untereinander, »um zu<br />

einem Ansich und Fürsich zu gelangen«, 106 um <strong>di</strong>e Harmonisierung von Körper<br />

und Geist kollektiv und in<strong>di</strong>viduell statuieren zu können. Und <strong>di</strong>eses Bewusstsein<br />

soll an <strong>di</strong>e nächsten Generationen weitermittelt werden:<br />

»Weil <strong>di</strong>e Erfahrung der älteren Generationen nicht weitergegeben<br />

werden kann, muss jede Generation immer neu lernen. Da ist anzusetzen.<br />

Das ist zum Teil auch der Grund, warum ich meine Bücher<br />

schreibe – als kühle Erfahrungsberichte von Frauen, <strong>di</strong>e auf <strong>di</strong>e Zusammenhänge<br />

gerade draufkommen.« 107<br />

104 Lena Lindhoff, Einführung in <strong>di</strong>e feministische Literaturtheorie (1995), S. 176-177. L.<br />

Lindhoff erinnert daran, dass nach Denkerinnen wie Irigaray und den italienischen Autorinnen<br />

der Diotima, <strong>di</strong>e Verwiesenheit der Frauen auf den männlichen Diskurs, den sie<br />

nur in einem hysterischen Protest paro<strong>di</strong>eren oder ins Extrem führen können, <strong>di</strong>e Folge<br />

ihrer fehlenden Beziehung zur Mutter bzw. zur anderen Frau ist.<br />

105 Elisabeth Lenk, „Die sich selbst verdoppelnde Frau“. In: Frauen, Kunst, Kulturgeschichte.<br />

Ästhetik und Kommunikation, 1976, 25, S. 73. Zitiert in Lena Lindhoff (1995), S.<br />

177. 106 Luce Irigaray, Ehik der sexuellen Differenz (1991), S.130.<br />

107 Marlene Streeruwitz, „Die Zeit der Girlies ist vorbei“. In: Format, Wien, 13.09.<br />

1999, Nr. 37, 142-143. Marlene Streeruwitz betont immer wieder, dass das Gehen symbolisch<br />

<strong>di</strong>e Präsentation des Körpers darstellt: »Das ist <strong>di</strong>e Darstellung des Anspruchs auf

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