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Studia austriaca - Università degli Studi di Milano

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32 Das Leben in den Worten ~ <strong>di</strong>e Worte im Leben<br />

Gespräch erstens sprachlich ausdrücken kann und es zweitens in der<br />

Schrift formulieren bzw. erkennen wird.<br />

1.4. In der Schrift sind sprachliche Akte wiederzufinden<br />

»Denn Wörter wie Worte erzeugen Wirklichkeit.« 34<br />

In den Texten der drei Autorinnen merkt man/frau eine hervorragende<br />

Sensibilität für <strong>di</strong>e Sprache und das Bewusststein der Verantwortung für <strong>di</strong>e<br />

Worte, <strong>di</strong>e sie als schreibende Subjekte tragen. Das wurde von der<br />

Wissenschaft „theoretisch“ definiert: Sprachliche Wertungen sind Sprechhandlungen,<br />

<strong>di</strong>e sich durch eine besondere, nämlich bewertende Zuschreibungsfunktion<br />

von anderen sprachlichen Handlungen unterscheiden.<br />

Aus der so genannten Sprechakttheorie35 (eine Richtung der sprachanalytischen<br />

Philosophie, <strong>di</strong>e in den 50er Jahren von John Austin begründet<br />

und von John Searle weitergeführt worden ist) stammend, bedeutet das<br />

Wort Sprechhandlung folgendes: Wenn man/frau einen Satz äußert bzw. einen<br />

Satz schreibt bzw. liest, dann drückt man/frau damit nicht nur einen<br />

Sachverhalt aus, sondern es werden darüber hinaus noch weitere Handlungen<br />

vollzogen. Das, was wir mit einem Satz aussagen, wird von Austin<br />

als der „lokutionäre Akt“ bezeichnet. Das, was wir darüber hinaus noch<br />

mit demselben Satz machen können, heißt „illokutionärer Akt“.<br />

Die Sprechakttheorie geht von der grundlegenden Annahme aus, dass<br />

das Sprechen einer Sprache eine regelgeleitete Form des Verhaltens ist.<br />

Damit verbindet sich als zweite Annahme, dass <strong>di</strong>e Grundeinheit der<br />

sprachlichen Kommunikation weder das Wort noch der Satz ist, sondern<br />

der Vollzug eines Sprechaktes, in dem ein sprachliches Symbol geäußert<br />

wird. Bei jeder Äußerung vollzieht ein Sprecher gleichzeitig drei Akte: den<br />

Äußerungsakt, den propositionalen Akt und den illokutionären Akt.<br />

Äußerungsakte bestehen in der Äußerung von Wortreihen: aber aus der<br />

Perspektive der Lesenden, derjenigen, <strong>di</strong>e Literatur interpretieren möchten,<br />

und vor allem aus der Perspektive des Übersetzers/der Übersetzerin spielen<br />

<strong>di</strong>e zwei anderen Aspekte eine entscheidende Rolle. Die propositionalen<br />

und illokutionären Akte lassen nämlich erkennen, dass Wörter im Satz-<br />

34 Christoph Wilhelm Aigner, Engel der Dichtung, S. 22.<br />

35 Vgl. dazu den Artikel über <strong>di</strong>e „Sprechakttheorie“ im Band Metzler Philosophie Lexikon<br />

(1999), S. 565-566.

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