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Studia austriaca - Università degli Studi di Milano

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84 Das Leben in den Worten ~ <strong>di</strong>e Worte im Leben<br />

nen Freuden des Lebens, das Gespräch mit dem Sohn, den Spaziergang<br />

mit der geliebten Lilly, <strong>di</strong>e atemberaubende Schönheit der Natur. Er besiegt<br />

damit <strong>di</strong>e hysterischen Symptome durch eine ganz andere Haltung,<br />

indem er sich selbst mehr Zeit, Freiheit, kurzfristige Ziele gibt: aus der<br />

Migräne, aus dem Erstickungsgefühl, aus der Atemnot kann er sich selbst<br />

heilen: er kann jetzt wieder Atem holen.<br />

2.4. Die Erzählung Die Kränkung – Vom Krankwerden am Leben zur Gesundheit<br />

des Schreibens<br />

Was das positive Ende vieler Erzählungen betrifft, so hat <strong>di</strong>e Autorin<br />

zugestanden:<br />

»Ich liebe <strong>di</strong>e Hauptpersonen meiner Erzählungen immer. Ich meine<br />

damit: ich will, daß es ihnen gut geht, daß ich sie so gut wie möglich<br />

beschreibe, daß sie ein gutes Leben als Personen in meinem Text haben.«<br />

59<br />

Das empathische Verhältnis zu den Hauptpersonen entspricht also<br />

auch dem bewussten stilistischen Engagement, indem <strong>di</strong>e Autorin sich um<br />

eine möglichst respektvolle Darstellung der Figuren bemüht, und zwar in<br />

dem Sinn, dass sie <strong>di</strong>e richtige Sprache für ihre Gestalten sucht:<br />

»Daß ich ihnen <strong>di</strong>e beste Sprache zukommen lasse, <strong>di</strong>e mir möglich<br />

ist.« (Ebenda)<br />

Ein positives Ende nimmt auch <strong>di</strong>e Geschichte, <strong>di</strong>e aus einer weiblichen<br />

Perspektive in dem Text Die Kränkung erzählt wird, wo <strong>di</strong>e Ich-Erzählerin<br />

einen inneren Dialog mit einer Frau namens Kathleen führt, <strong>di</strong>e<br />

nach dem Vorbild der neuseelän<strong>di</strong>schen Autorin Katherine Mansfield<br />

entworfen ist, <strong>di</strong>e 1923 an Tuberkulose starb. Der 197 Seiten lange Text<br />

Die Kränkung 60 könnte entweder als ein ununterbrochener innerer Monolog<br />

gelesen werden oder als ein fiktiver Dialog, ein imaginäres Gespräch,<br />

eine fiebrige, intime Korrespondenz zwischen zwei Seelen, <strong>di</strong>e geistig und<br />

emotionell eng verbunden sind.<br />

59 Evelyn Schlag in Christina Pumplun, „Gespräch mit Evelyn Schlag“. In: Deutsche<br />

Bücher, S. 169.<br />

60 Evelyn Schlag, Die Kränkung. Erzählung, Frankfurt/M.: Collection S. Fischer, 1987.<br />

Im Folgenden zitiert mit Die Kr. und Seitenzahl.

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