Studia austriaca - Università degli Studi di Milano
Studia austriaca - Università degli Studi di Milano
Studia austriaca - Università degli Studi di Milano
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
34 Das Leben in den Worten ~ <strong>di</strong>e Worte im Leben<br />
Diese Arbeit will insbesondere <strong>di</strong>e sprachlichen Beziehungen, <strong>di</strong>e sich<br />
zwischen Männern und Frauen in den Texten entwickeln, erklären und<br />
zwar unter Heranziehung des Begriffes Genderlect, der für das Sprachverhalten<br />
der Frauen und Männer in der späteren Soziolinguistik aus dem<br />
angloamerikanischen Sprachraum gebildet wurde. 38 Das englische gender<br />
beschreibt nämlich das soziale Geschlecht als Produkt unserer sozialen<br />
Alltagshandlungen. Innerhalb der sprachlichen Interaktionen Mann-Frau<br />
wird <strong>di</strong>e Aktivierung weiblicher Geschlechtsidentität möglich. Geschlechter<br />
als Produkte sprachlicher Interaktionen erscheinen am deutlichsten in der<br />
Erzählung von Marianne Fritz, aber auch bei den anderen Autorinnen<br />
spielt das Thema des Sprachlichen, <strong>di</strong>e Frage der Möglichkeiten (wie im<br />
Band Unsichtbare Frauen) bzw. der Abwesenheit eines solchen Dialogs (wie<br />
Margarethe sich im Roman Nachwelt. umsonst nach einem Gespräch mit<br />
dem abwesenden Partner sehnt und gerade aufgrund <strong>di</strong>eser Abwesenheit<br />
feststellen muss, dass <strong>di</strong>e Beziehung einseitig unterbrochen wurde) eine<br />
entscheidende Rolle.<br />
1.5. Sinnsuche und Welterklärung<br />
»Weshalb Eidechsen? Weshalb Unkraut? Weshalb überhaupt Leben?Ich<br />
habe keine andere Antwort als <strong>di</strong>e: dass der Sinn von allem,<br />
das existiert, damit gegeben ist, dass es vorhanden ist.« 39<br />
Im Allgemeinen möchte ich darauf hinweisen, dass es in den Texten<br />
der drei Autorinnen – natürlich von den verschiedenen poetologischen<br />
Perspektiven aus – auch um ein postmodernes – aber auch ewiges – Thema<br />
geht, und zwar um <strong>di</strong>e Suche nach einem möglichen Sinn des Lebens, um<br />
<strong>di</strong>e Suche nach dem Authentischen, das dem Subjekt – hier insbesondere<br />
dem weiblichen Subjekt – eine befrie<strong>di</strong>gende Identität verleiht, eine Eigenstän<strong>di</strong>gkeit,<br />
<strong>di</strong>e aus den Schwierigkeiten der Existenz, aus dem Fragmentarischen<br />
des Alltags paradox <strong>di</strong>e Kraft schöpft, sich eine Zukunftsperspektive<br />
zu eröffnen.<br />
Das Geheimnis der Existenz besteht einfach darin, das Geheimnis selbst<br />
zu respektieren, <strong>di</strong>e Wunde nicht unbe<strong>di</strong>ngt heilen zu wollen, <strong>di</strong>e unvermeidlichen<br />
Widerwärtigkeiten zu akzeptieren, <strong>di</strong>e Schwerkraft der Verhältnisse<br />
38 Vgl. Ingrid Samel (1995), S. 38.<br />
39 Christoph Wilhelm Aigner, Engel der Dichtung, S. 145.