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Studia austriaca - Università degli Studi di Milano

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232 Das Leben in den Worten ~ <strong>di</strong>e Worte im Leben<br />

Dieses provisorische, flüchtige Glück kann sich wiederholen oder<br />

nicht, denn »wir haben keinen Himmel, auf den wir warten sollten. Wir<br />

können unser Jetzt besehen.« 91<br />

Wenn wir aber psychologisch nicht dazu bereit sind, <strong>di</strong>ese Flüchtigkeit<br />

des Glücks zu besehen, wenn wir <strong>di</strong>e unerhörte Freiheit der In<strong>di</strong>vidualisierung<br />

nicht kontrollieren, dann können <strong>di</strong>e anderen uns wieder einschüchtern,<br />

<strong>di</strong>sziplinieren, Denk- und Verhaltensmuster vorschreiben, wir<br />

laufen also Gefahr, der Angst zum Opfer zu fallen. Und Scheitern oder<br />

Verlieren hängt sowohl von unserer Urteilskraft als auch von unserer<br />

sprachlichen Kraft ab, einen „eigenen Ausdruck“ zu finden.<br />

Nicht umsonst zitiert Marlene Streeruwitz den Satz Arthur Schopenhauers:<br />

»Urtheilen aus eigenen Mitteln ist das Vorrecht Weniger, <strong>di</strong>e übrigen<br />

leitet Auktorität und Beispiel.« 92<br />

In <strong>di</strong>eser Richtung erfolgt nach meiner Lektüre <strong>di</strong>e „Bildung“ Helenes<br />

zur Emanzipation ihrer selbst und ihrer Kinder, indem sie alle Widerwärtigkeiten<br />

durchsteht, ohne den Kindern das eigene Gefühl der Besorgnis<br />

und des Bedrohtseins zu vermitteln, obwohl sie weiß, dass Angst nicht<br />

einfach auszulöschen, „wegzutherapieren“ ist. Nur ist es wichtig zu lernen,<br />

<strong>di</strong>ese Sorge, <strong>di</strong>ese Unruhe als eines der Elemente im Leben zu akzeptieren,<br />

so wie Leid, Schmerz und Glück.<br />

Die Erfahrung der Angst trägt entscheidend zu unserer Ich-Konstitution<br />

bei, wie Streeruwitz in ihren Vorlesungen betont:<br />

»Angstverdrängung macht den Mann. Angstgegenwärtigkeit <strong>di</strong>e Frau.<br />

Der Mann verdrängt seine Angst und kann so zum Täter werden. [...]<br />

Die Frau ist das immer gegenwärtig Ängstliche. Immer besorgt. Immer<br />

bereit, alles auf sich zu beziehen. Immer in der Lage mitzuleiden.«<br />

Deswegen bleibt <strong>di</strong>e Frau so immer manipulierbar.<br />

»Immer in Angst und Schrecken zu halten. [...] Eine emanzipierte<br />

Frau ist demnach eine Frau, <strong>di</strong>e sich der Dauerängstlichkeit entwunden<br />

hat.« 93<br />

91 Marlene Streeruwitz, ebenda.<br />

92 Zitiert in Marlene Streeruwitz, Sein. Und Schein. Und Erscheinen., S. 59.<br />

93 Marlene Streeruwitz, Sein. Und Schein. Und Erscheinen., S. 33.

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