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Germar Rudolf Kardinalfragen an Deutschlands ... - Weltordnung.ch

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<strong>Germar</strong> <strong>Rudolf</strong> · <strong>Kardinalfragen</strong> <strong>an</strong> Deuts<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ds Politiker<br />

Im Gefolge mit dieser geänderten Praxis, und um ihr Re<strong>ch</strong>nung zu tragen,<br />

wurde daher im Herbst 1994 das bundesdeuts<strong>ch</strong>e Strafgesetz geändert.<br />

Mit der Neufassung des Paragraphen 130 StGB im Herbst 1994 (die sogen<strong>an</strong>nte<br />

Lex Deckert) wurde daher unter <strong>an</strong>derem bestimmt, daß si<strong>ch</strong> strafbar<br />

ma<strong>ch</strong>t:<br />

“wer eine unter der Herrs<strong>ch</strong>aft des Nationalsozialismus beg<strong>an</strong>gene<br />

H<strong>an</strong>dlung der in § 220 a Abs. 1 [Völkermord] bezei<strong>ch</strong>neten Art in einer<br />

Weise, die geeignet ist, den öffentli<strong>ch</strong>en Frieden zu stören, öffentli<strong>ch</strong><br />

oder in einer Versammlung billigt, leugnet oder verharmlost.”<br />

Damit haben wir genau jenen Fall, den das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t eigentli<strong>ch</strong><br />

ausges<strong>ch</strong>lossen hat: Hier wird eine einzige Meinung über ein Detail<br />

der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ledigli<strong>ch</strong> eines Regimes der Verg<strong>an</strong>genheit unter Strafe<br />

gestellt.<br />

Dieses im “S<strong>ch</strong>nellverfahren verabs<strong>ch</strong>iedete, unausgegorene” 10 “Sondergesetz<br />

gegen Meinungsfreiheit” 11 steht also s<strong>ch</strong>on unter diesem Aspekt betra<strong>ch</strong>tet<br />

im Verda<strong>ch</strong>t, verfassungswidrig zu sein. Dementspre<strong>ch</strong>end s<strong>ch</strong>arf<br />

wird die Regelung in der deuts<strong>ch</strong>en juristis<strong>ch</strong>en Fa<strong>ch</strong>literatur <strong>an</strong>gegriffen.<br />

Sie stelle im Ergebnis “einen Ans<strong>ch</strong>lag auf die geistige Freiheit Andersdenkender<br />

dar.” 12 Es h<strong>an</strong>dele si<strong>ch</strong> um “geradezu den Musterfall einer Norm<br />

[...], die [...] gegen eine bestimmte inhaltli<strong>ch</strong>e Meinung geri<strong>ch</strong>tet ist.” 11<br />

“Die Legitimität der Vors<strong>ch</strong>rift ist zumindest zweifelhaft; bezweifeln<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> s<strong>ch</strong>on, ob eine Lüge überhaupt strafwürdiges Unre<strong>ch</strong>t ist, bezweifeln<br />

muß m<strong>an</strong>, ob das bloße Leugnen einer historis<strong>ch</strong>en Tatsa<strong>ch</strong>e<br />

ohne Agitations<strong>ch</strong>arakter gerade als Volksverhetzung erfaßt werden<br />

darf.” 13<br />

Der neu in das bundesdeuts<strong>ch</strong>e Strafre<strong>ch</strong>t eingeführte Begriff des “Leugnens”<br />

eines von Staats wegen für wahr era<strong>ch</strong>teten Sa<strong>ch</strong>verhalts wirft strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

kaum lösbare Probleme auf. Damit das Leugnen objektiv ein<br />

Straftatbest<strong>an</strong>d werden k<strong>an</strong>n, muß es vorsätzli<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ehen, das heißt, der<br />

Täter muß wissen, daß er die Unwahrheit sagt, und der Ri<strong>ch</strong>ter muß dieses<br />

10<br />

Dreher/Tröndle, Strafgesetzbu<strong>ch</strong>, 47. Auflage, Rdnr. 18 zu §130.<br />

11<br />

Stef<strong>an</strong> Huster, “Das Verbot der “Aus<strong>ch</strong>witz-Lüge”, die Meinungsfreiheit und das Bundesverfassungsgeri<strong>ch</strong>t”,<br />

Neue Juristis<strong>ch</strong>e Wo<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>rift, 1995, S. 487ff., hier S. 489.<br />

12<br />

D<strong>an</strong>iel Beisel, “Die Strafbarkeit der Aus<strong>ch</strong>witz-Lüge”, Neue Juristis<strong>ch</strong>e Wo<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>rift,<br />

1995, S. 997-1000, hier S. 1000.<br />

13<br />

Karl Lackner, Strafgesetzbu<strong>ch</strong>, 21. Auflage, Mün<strong>ch</strong>en 1995, Rdnr. 8a zu §130; die kritis<strong>ch</strong>en<br />

Stimmen zu diesem Paragraphen sind Legion, vgl.: H<strong>an</strong>s A. Stöcker, Neue Strafre<strong>ch</strong>ts-Zeitung,<br />

1995, 237-240; M<strong>an</strong>fred Brunner, Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine Zeitung,<br />

17.8.1994; Ernst Nolte, ebenda, 8.9.1994; Ronald Dworkin, Tageszeitung, 17.5.1995;<br />

Horst Meier, Die Zeit, 15.9.1995; ders., Merkur, 12/1996, S. 1128-1131.<br />

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