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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Der Aal war zwar relativ klein und leicht gebaut, aber dennoch darauf ausgelegt, <strong>von</strong> drei Schiffsschützen bedient<br />

zu werden. Die Untoten Matrosen waren besiegt, aber der Riesenkrake wütete nach wie vor. Zwar konnte das<br />

Untier das Geschehen an Bord nicht sehen, aber es schlug mit den Tentakeln wild um sich, und wehe dem, der dem<br />

schleimigen mit Saugnäpfen versehenen Armen nicht ausweichen konnte. Panik und Entsetzen war in den<br />

Gesichtern der Seeleute abzulesen. Zwar hatten sie alle Säbel in der Hand, jedoch wagte es kaum einer, sich in die<br />

Nähe der Tentakel zu begeben. Eine kleine Gruppe mutiger Seeleute wagte den Angriff, aber als die Tentakel mit<br />

Macht auf sie eindroschen, einen glatt über Bord warf und zwei weitere verletzte hielten sie respektvollen Abstand.<br />

Alvan legte eine Harpune in die Holzführung ein, jedoch würde sie allein den Aal kaum spannen können.<br />

"Du dort!" rief Alvan zu einem Matrosen. „Komm her und hilf mir!" Doch in dem Getöse reagierte der<br />

Angesprochene nicht.<br />

Vermochten Kraken zu hören? Die Tierkundler unter den Gelehrten würden diese Frage mit nein beantworten.<br />

Aber das Untier schien sich an diese Regel nicht zu halten. Oder war es schlicht Zufall? Ein mächtiger<br />

Tentakelhieb holte Alvan <strong>von</strong> den Beinen und ließ sie über das Deck schlittern. Hätte Alrik nicht sein Schwert dem<br />

zweiten Hieb des Tentakels entgegen gehalten wäre es vielleicht um die Halbelfe geschehen gewesen. So aber<br />

rappelte Alvan sich auf und eilte wieder zum Geschütz zurück.<br />

Odilon und Alrik teilten mit ihren Schwertern mächtige Streiche aus, allein, sie standen auf Verlorenem Posten.<br />

Wenn die Matrosen nicht in den Kampf eingreifen würden war es nur eine Frage der Zeit, wie lange die beiden das<br />

Untier in Schach zu halten vermochten. "So holt doch Armbrüste!" herrschte Sigismund die Seeleute an. Aber auch<br />

er war zu ängstlich um den Gefährten direkt beizustehen. Immerhin kam insoweit Leben in die angststarren<br />

Seeleute, als dass zwei <strong>von</strong> ihnen sich zu den Bughornissen begaben und diese, wie zuvor Alvan, entsicherten und<br />

gegen das Untier richteten. Die Bolzen rissen tiefe blutende Wunden in den Leib des Untiers, jedoch schien dieses<br />

keinen Schmerz zu spüren.<br />

"Sigismund!" rief Odilon, sich eines Tentakels erwehrend. "Hilf Alvan, allein kann sie das Geschütz nicht<br />

spannen!"<br />

Jetzt endlich erkannte Sigismund, woran es Alvan fehlte. Er hastete, ängstlich nach den Tentakeln schielend, zu<br />

Alvan. Endlich begannen Alvan und Sigismund Umdrehung für Umdrehung den Aal zu spannen. <strong>Das</strong> Spannen<br />

schien eine unendlich lange Zeitspanne zu dauern. Alvan und Sigismund mussten das Äußerste der ihnen<br />

innewohnenden Kräfte aufwenden, das Geschütz war ja auch für die Bedienung durch drei Seeleute gebaut. Alvan<br />

drehte das Geschütz in Richtung des Seeungeheuers. Um das Geschütz in dieser ungewöhnlichen Stellung<br />

abschießen zu können mußte Alvan sich halb über die Reling hängen, der Auslösehebel befand sich ja nunmehr, da<br />

das Geschütz nach innen zeigte, fast außer Reichweite der zierlichen Habelfe. Die Harpune sirrte durch die Luft.<br />

Der Schuss traf genau. Auf die kurze Entfernung war es ohnehin kaum möglich, das Biest nicht zu treffen. Ein<br />

Schwall tiefroten Blutes ergoss sich aus dem Leib des Untiers. Es sackte zusammen. Seine Bewegungen wurden<br />

langsamer. Aber noch immer wagte es keiner der Matrosen, sich der Krake zu nähern. Die Tentakel schlugen nach<br />

wie vor wahllos um sich. Jedoch verstrickten sie sich auch mit jedem Hieb mehr in dem Seil der Harpune.<br />

Erst jetzt, nachdem das Untier viel Kraft verloren hatte und durch das Seil viel in seinem Bewegungsradius<br />

eingebüßt hatte wagten es die Matrosen, sich dem Kampfgeschehen zu nähern. Dann aber fielen sie mit vereinter<br />

Schlagkraft mit dutzenden Säbeln, Entermessern und anderen Klingen über es her. Dem Ansturm der Matrosen<br />

konnte das verwundete Geschöpf Charyptoroths nichts entgegen setzen.<br />

Mittlerweile war es stockfinstere Nacht geworden. Nur ganz schwach konnte man die nahe oronische Küste<br />

erahnen. Ein übler Gestank, ausgehend vom Blut der erschlagenen Riesenkrake, erfüllte die Luft. Alvan entfernte<br />

sich auf den Vordertrutz, da sie den Geruch nicht ertragen wollte. Odilon entdeckte Undinai inmitten einer Gruppe<br />

Matrosen, die mit ihr in der Bilge gefangen gewesen waren. "Nachdem das Meeresungetüm nunmehr besiegt ist<br />

freue ich mich, dass ihr gesund und wohlbehalten seid und dass ich Euch das Kommando an Bord wieder<br />

übergeben kann." Odilon hatte bewusst sehr laut gesprochen, damit alle Matrosen seine Worte hörten. Die<br />

Kapitänin wusste zuerst nicht so recht, was sie sagen sollte. Also fuhr Odilon fort. "Ich schlage vor, dass Ihr allen,<br />

die aus Angst um ihr Leben scheinbar übergelaufen sind, Gnade gewährt und wieder in Eure Mannschaft aufnehmt,<br />

sofern sie erneut die Treue versprechen und bei der Heimkehr in einen zwölfgöttlichen Hafen die Beichteablegen."<br />

Auch das hatte Odilon bewusst laut gesprochen. Er wusste, dass sein Wort nach dem Kampf gegen das Seeungetüm<br />

Gewicht hatte, und dass die untreuen Matrosen nur zu gerne wieder das Vertrauen der Kapitänin zurückerlangen<br />

würden. Zugleich befürchtete er, dass die Matrosen zu einer Verzweiflungstat getrieben wären, wenn ihnen<br />

aufgrund ihres Fehlverhaltens der Tod, den sie nach dem Kriegsrecht wohl verdient hätten, drohte. Und noch einen<br />

Kampf konnten sie sich wahrlich nicht leisten, hier in feindlichen Gewässern so nahe vor der Oronischen Küste.<br />

Undinai verstand wohl Odilons Absicht.<br />

"Nun, ich werde Milde walten lassen für jeden, der hier und jetzt den ketzerischen Götzen abschwört und um<br />

erneute Aufnahme in meine Mannschaft bittet." Auch Undinai hatte laut gesprochen. Die Kapitänin stieg auf eine<br />

Kiste. "Hört mich an, Seeleute! Mir ist die Lage bewusst, in der manche <strong>von</strong> Euch ihr Seelenheil gefährdet haben<br />

und übergelaufen sind. Deshalb werdet ihr, wenn ihr fortan wieder loyale Mitglieder meiner Mannschaft seid, mit<br />

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