Das Gold von Maraskan - Darpatien
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Am Rande des Platzes entdeckten sie einen größeren, <strong>von</strong> einer Mauer umgebenen Hof, über dessen Haupthaus<br />
eine blutrote Fahne mit der schwarzen Dämonenkrone erblickten. Odilon erstarrte. <strong>Das</strong> sah verflucht nach einem<br />
Stützpunkt schwarzmaraskanischer Kämpfer aus. <strong>Das</strong> doppelflügelige, in die <strong>von</strong> Tonscherben gespickte Mauer<br />
eingelassene Tor war <strong>von</strong> innen verrammelt.<br />
Immerhin, es gab außen keine Wachen.<br />
"Ob Gunelde da drin ist?" flüsterte Alrik.<br />
"Keine Ahnung. Wir sollten vielleicht einmal einen Blick in den Innenhof werfen. Aber nicht hier, gehen wir erst<br />
etwas in diese Seitengasse hinein..."<br />
Odilon huschte voran und machte eine Räuberleiter, so dass Sigismund sich nach oben ziehen konnte. Vorsichtig<br />
hielt er sich zwischen den eingemauerten Tonsplittern fest und spähte hinein. Vor dem Tor lag tatsächlich ein<br />
schwerer Holzbalken, in der Mitte des Hofes verdeckte ein schweres Bambusgitter ein Loch im Boden. <strong>Das</strong> sah<br />
verflucht nach einem tulamidischen Gefängnis aus. Die Tür zum Haupthaus war offen. Von dort war nun ein<br />
greller Schmerzensschrei zu hören - dumpf und verzerrt, als käme er aus der Tiefe. Ein Folterkeller? Und war es<br />
am Ende Gunelde, die gerade verhört wurde? Nein, dazu hatte die Stimme zu männlich geklungen.<br />
Sigismund zog seinen Kopf wieder ein, als aus einem Latrinenhäuschen ein tulamidisch aussehender Kämpfer trat,<br />
der seine Schärpe zurechtrückte und dabei den richtigen Sitz des Khunchomers überprüfte. Dann nahm er eine<br />
gegen die Wand gelehnte Armbrust wieder auf und begab sich zu einem aus Bambushölzern gebauten Wachtturm<br />
an der Mauer.<br />
Sigismund ließ sich wieder zurück auf die Straße gleiten. "<strong>Das</strong> scheint wirklich die örtliche Kommandantur der<br />
Besatzungstruppen zu sein."<br />
"Wenn man vom Namenlosen spricht..." Alrik wies zurück auf den Platz, wo nun zwei weitere Kämpfer in eisernen<br />
Plattenrüstungen erschienen, die deutlich mittelaventurischer wirkten. Einer hatte eine Hellebarde geschultert.<br />
Söldner... Sie hatten - wohl nur durch schieres Glück - die verdächtigen Gestalten in der Seitengasse nicht bemerkt,<br />
sondern schlenderten gemächlich weiter.<br />
"Ziemlich viele Bewaffnete für so einen kleinen Ort" flüsterte Odilon.<br />
"Hoffentlich patrouillieren sie nicht auch noch entlang dem Strand..." Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie den<br />
Fuß auf schwarzmaraskanischen Boden gesetzt hatten.<br />
Die drei warfen sich in den Schatten der Mauer, als die beiden Mittelreicher nach einigen Augenblicken<br />
zurückkehrten. Erneut hatten sie Glück. Die Söldner verzichteten wiederum darauf, die kleine unscheinbare Gasse<br />
näher in Augenschein zu nehmen, stellten sich aber nun ausgerechnet an deren Ende auf und begannen ein<br />
Schwätzchen. Den Eindringlingen wandten sie dabei ihren gepanzerten Rücken zu.<br />
„...so einen Hai ...!" konnte Odilon hören, während ihm das Herz bis zum Halse schlug. Wenn sich einer der beiden<br />
nun aus irgendeinem Grund umdrehte, hatten sie eine Menge Ärger am Hals. <strong>Das</strong> Beste wäre es, möglichst schnell<br />
den Rückzug in die Gasse hinein anzutreten, aber das leiseste Geräusch konnte sie verraten. Außerdem gab es da<br />
noch den Posten auf dem Wachtturm... Odilon wusste nicht, ob sie sich gerade im toten Winkel zum Turm<br />
befanden, aber die Straße konnte man <strong>von</strong> dort sicherlich einsehen.<br />
Der Söldling vor ihnen, ein kleiner, untersetzter Mann mit blonden, zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren,<br />
zeigte mit den Händen die Größe des Fangs an: "War´n Hammerhai."<br />
"Kamma die essen?" wollte sein Nebenmann wissen, ein breitschultriger Kerl mit Schnauzbart und Wehrheimer<br />
Bürstenhaarschnitt.<br />
"Die Flossen schon. Soll ne prima Suppe geben, sagen die <strong>Maraskan</strong>er..."<br />
Odilon staunte. Offenbar waren sie hier geradewegs unter die Feinschmecker geraten...<br />
"Beim Durst des Blutsäufers, die fressen ja auch alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, die Alrechs auf<br />
diesem verfluchten Eiland."<br />
Der Kleinere nickte: "Rustam hat den Hai wieder ins Meer geschmissen. Der wollte nur den Kiefer haben, als<br />
Trophäe."<br />
"War der nicht mal Söldner in Mengbilla?"<br />
"Kann schon sein. Mit Giften kennt er sich jedenfalls bestens aus. Also leg dich bloß nicht mit dem Fasarer an.<br />
Letzten Dämonenlauf hat der einen <strong>von</strong> den Templern umgelegt, weil der ihm beim Zocken blöd kommen wollte...<br />
Mit ´nem vergifteten Stilett in den Hals, bevor der andere auch nur blankziehen konnte. So einer ist Rustam."<br />
Ein pervalisches Kichern.<br />
"Is´ nich wahr. Scheiße, legt der einfach mal so nebenbei `nen Templer um." In der Stimme des Kurzhaarigen<br />
schwang durchaus Respekt mit. "Gab doch bestimmt einen dreizehnfach gehörnten Ärger?"<br />
"Natürlich gab´s den. Hatte aber wohl einen Fürsprecher beim Orden. Man munkelt <strong>von</strong> einer drallen Offizierin mit<br />
`ner Möse so feucht wie die Blutsee. Dieser Rustam kennt halt den Dämonensultan und die ganzen Niederhöllen<br />
persönlich. Vor allem die richtigen Weiber. Ich sag ja, mit dem müssen wir uns gut stellen."<br />
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