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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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überleg mir, ob ich kotzen soll, da schreit unser Herr Baron auf... nach so einem Käfer auf der Wange hat der<br />

geschlagen. hat ihn wohl für ´ne Stechmücke gehalten, und das Mistding muss ihn dann irgendein Gift rein<br />

gespritzt haben. Ist schon eine Schweinerei: Den ganzen Feldzug über kriegt der gute Herr Alboran keinen Kratzer<br />

ab und wegen so nem kleinen Käferlein fällt der dann aus dem Sattel, rollt mit den Augen, hat Schaum vor dem<br />

Mund und lallt wirres Zeug. Am Abend des zweiten Boron war er dann mausetot, vielleicht war es aber auch schon<br />

nach Mitternacht und der dritte Boron, ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Naja, die Stimmung war danach<br />

endgültig im Eimer. Ich meine, da fragt man sich schon, was der ganze Aufwand eigentlich soll: Ne Insel erobern,<br />

auf der mal eben so ein kleines Käferchen herfliegt und unseren Baron totmacht. Ich meine, der gute Kaiser Reto<br />

wird schon gewusst haben, was er auf diesem peraineverfluchten Eiland will, unsereins hat ja nicht den rechten<br />

Verstand dafür. Auf jeden Fall haben wir den guten Herrn Baron am nächsten Morgen beerdigt, am Tag der großen<br />

Schlacht, nahe der Senke, wo uns das Pack überfallen hat. Ein kleines schattiges Seitental in den Dschungel hinein,<br />

ziemlich nebelig. <strong>Das</strong> `Tal der Glühwürmchen´, so nennen die Einheimischen die Gegend. Da war nämlich ein<br />

kleiner Weiler in der Nähe, den Namen habe ich allerdings vergessen, vielleicht hatte er auch gar keinen. Am<br />

Eingang des Tals standen zwei Felsen, sahen ein bisschen aus wie Raben, `die Wächter´ haben wir sie genannt. Ich<br />

glaube, deswegen haben wir uns auch das Tal als letzte Ruhestätte für unseren Herrn Baron ausgesucht. Rechtsab<br />

vom Weg war das, soweit ich mich erinnern kann, irgendwo südwestlich <strong>von</strong> Nuran, ein gutes Stück weiter<br />

praioswärts, da wo die Straße durch den Dschungel geht, aber fragt mich bloß nicht nach Meilen, wir kamen uns<br />

damals schon vor wie in der Mitte <strong>von</strong> Nirgendwo und es ist auch schon lange her, fast vierzig Jahre."<br />

Alvan nickte: "Nuran liegt südwestlich <strong>von</strong> Jergan...Bis zum Dschungel sind es <strong>von</strong> dort aus allerdings noch einige<br />

schöne Meilen, fast eine Tagesreise. <strong>Das</strong> ist allerdings eine völlig andere Gegend als das Schlachtfeld <strong>von</strong><br />

Hemandu. Aber die Felsformation dürfte ausfindig zu machen sein. Man müßte halt in der Gegend um Hemandu<br />

die richtigen Personen fragen. Aber das würde sich vor Ort klären, jetzt standen erst einmal die<br />

Reisevorbereitungen im Vordergrund."<br />

Alrik nickte. Auch wenn er zuvor noch lautstark geschimpft hatte über den waghalsigen Plan seiner Schwester, so<br />

reizte ihn doch einmal mehr die Fahrt ins Ungewisse. Zu lange schon war er hier auf Burg Friedwang gewesen.<br />

Und die Hoffnung, dank des Talued-Wassers sein Augenlicht wieder zu erlangen, war wirklich verlockend und ein<br />

Wagnis wert.<br />

***<br />

Zwei Praiosläufe danach saßen die vier im Sattel und ritten die alte Sichelstraße südwärts. Gallys, das die vier an<br />

diesem Abend erreichen wollten, lag einen strammen Tagesritt südöstlich <strong>von</strong> Nordenheim. Alvan führte die<br />

Gruppe an. Die Halbelfe hatte sich in einen langen Rock und eine Bluse aus einfachem Leinen gekleidet – wie<br />

Sigismund fand eine abscheuliche Kleidung, die zwar die schlanke Figur Alvans betonte, aber ansonsten eher<br />

ärmlich aussah. Man musste sie ja auf den ersten Blick gar für eine Magd halten. Sigismund musste jedoch<br />

zugeben, dass dies ja auch so seinen Zweck hatte, denn man konnte ja kaum nach Schwarzmaraskan einreisen und<br />

dem Zöllner freundlich sagen, man sei <strong>von</strong> darpatischem Adel. Absurde Vorstellung. Zweckmäßig war die<br />

Kleidung allemal, und gegen Wind und Regen bot der braune vom langen Tragen verschlissene Reisemantel<br />

ebenso. Um die Hüften trug Alvan einen viel zu breiten Ledergürtel, an dem ihr Dolch, ein Krug und ein<br />

Lederbeutel mit ein paar Habseligkeiten hingen. Auch ihren Kurzbogen und einen Köcher mit Pfeilen führte sie mit<br />

sich. Alvan hoffte, in Gallys ihren Vater zu treffen und dazu überreden zu können, sie zu begleiten. Bei der<br />

gefahrvollen Reise, die sie erwartete, war Odilon gewiss ein wertvoller Begleiter. Alvan kannte niemanden, der das<br />

Schwert sicherer führte als ihr Vater. Allein wusste sie nicht, ob er derzeit überhaupt in Gallys weilte.<br />

Sigismund war seinerseits nicht dazu bereit gewesen, sich in ärmliche Lumpen, wie er sagte, zu hüllen. Aber man<br />

mochte ihm zugute halten, dass seine Kleidung zwar bunt und farbenfroh war, aber nicht so kostbar, dass sie zu<br />

auffallend gewesen wäre. Eine weite dunkle Leinenhose und ein nach Landsknechtsstil geschnittenes Hemd war<br />

bei Spielern und Streunern aus aller Herren Länder verbreitet und würde keinen Argwohn erregen. Alvan hatte<br />

ihnen allen eingeschärft, dass sie aus Vorsichtsgründen als Gemeine reisen, und sich nicht als Adelige zu erkennen<br />

geben sollten. Den beiden folgten die Geschwister Alrik Tsalind und Gunelde. Sigismund hatte seit dem Aufbruch<br />

ein mehr und mehr ungutes Gefühl befallen. Welcher Dämon mochte ihn geritten haben, dass er freiwillig zu einer<br />

solchen Reise bereit war. Alvan mochte hübsch sein und als Edle <strong>von</strong> Nordenheim auch nicht arm, aber für eine<br />

Frau das Leben zu riskieren war doch wahrlich eine Dummheit gewesen. Es gab schließlich auch noch andere,<br />

weniger komplizierte und weitaus hübschere Frauen. Aber jetzt war er schon dabei, und es war eine Sache der<br />

Ehre, sein Wort nicht zu brechen.<br />

„Wie stellt Ihr Euch die Reise vor?“ erkundigte sich Gunelde bei Alvan. „Welchen Reiseweg haltet ihr für den<br />

besten?“<br />

„Wie ich schon sagte, wir müssen einen Weg wählen, der nicht auffällt. Wenn in jeder Schänke bekannt wird, dass<br />

wir nach <strong>Maraskan</strong> reisen, wird man uns nicht nur für der heiligen Noiona gefällig halten. Vielmehr dürfte sich das<br />

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