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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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"<strong>Das</strong> frage ich mich auch." Odilon grinste sarkastisch und verzog vor Schmerzen, aber auch Mattigkeit das Gesicht.<br />

Er war gerade dabei zu verbluten.<br />

"Dennoch habt Ihr das Spiel verloren, Käpt´n. Die Mannschaft der Greif wird gleich das Schiff entern und uns<br />

befreien."<br />

" Red´ keinen feuchten Krakonierscheiß. Ein Schuß mit der Rotze genügt, um die Süßwassermatrosen da draußen<br />

ihrem abgewrackten Kahn hinter her zu schicken. Und wenn ich das Pack nicht ersäufe, dann der Sturm, der sich da<br />

draußen zusammenbraut. Sie haben gar keine andere Wahl als sich zu ergeben."<br />

"Warum sollten sie, wenn sie <strong>von</strong> Euch. doch nur den Tod zu erwarten haben?"<br />

"Den Tod, ein Leben in Sklaverei oder als Pirat auf meinem Schiff. <strong>Das</strong> sind immerhin schon einmal drei<br />

Möglichkeiten zur Auswahl."<br />

"Ich nehme an, ich und meine Gefährten haben diese Wahl nicht?"<br />

Mercurio kratzte sich mit seiner Armprothese die Hakennase.<br />

"Wenn ich Euch umbringen wollte, hätte ich es schon längst tun können. Nein, mein Gefühl sagt mir, dass Ihr ein<br />

Geheimnis habt. Eine Elfe als Richtschützin sieht man nicht alle Tage und du siehst auch nicht aus wie ein<br />

dahergelaufener Tagedieb. Außerdem seid ihr zu gute Kämpfer, um euch einfach umzubringen. Ich bin nicht<br />

nachtragend. Ein paar Leute mehr oder weniger, wen kümmert das? Wenn ihr den Zwölfgötzen abschwört, werde<br />

ich euch am Leben lassen und in meine Mannschaft aufnehmen."<br />

Mercurio zog ein goldenes Amulett hervor, das eine zwölfstrahlige Sonne zeigte und wohl dem Inquisitor oder<br />

einem der Bannstrahler gehört hatte. "Wir haben nicht viel Zeit. Es reicht, wenn du als Anführer für deine Leute<br />

abschwörst, und natürlich die beiden Pfaffen. Spuck auf dieses Amulett hier und verfluche dabei die Zwölfe, das<br />

genügt mir."<br />

Stöhnend - nicht nur, aber vor allem vor Schmerz, der sich nun, da das Schiff in den Sturmböen zu rollen begann,<br />

wieder regte, nahm Odilon das geweihte Artefakt in die Hand. Die Heiligen Zwölfe verleugnen - das konnte er<br />

nicht, mochte seine Weltsicht sonst auch noch so elfisch sein.<br />

Schmerzen. Keuchend ließ er es fallen und presste seine Hand auf die Schulterwunde, wo wieder ein Schwall Blut<br />

hervorsprudelte. Hatte er überhaupt eine Wahl, wenn er am Leben bleiben wollte? Würden ihn die Piraten nicht<br />

vorher erschlagen, musste er auf kurz oder lang verbluten. Erneut griff er nach der Sonnenscheibe, rang innerlich<br />

mit sich selbst, wog seinen Überlebensdrang mit seinen Überzeugungen ab. Dort, wo sein Daumen den <strong>Gold</strong>bezug<br />

des Amuletts berührte - in seinem Kern mochte es aus irgendeinem minderen Metall sein - blieb ein roter, perlender<br />

Blutfleck zurück. Sorgfältig verrieb er ihn.<br />

"Du hast gehört, was der Käpt´n gesagt hat" Tika berührte seinen Hals mit dem Entermesser. "Wir haben keine<br />

Zeit."<br />

"Verdammte Verräterin!" zischte Odilon. "War eigentlich alles Lüge, was du mir erzählt hast?"<br />

Höhnisches Gelächter. "Nein. Ich bin früher wirklich mit der Rittfrau <strong>von</strong> Riwilauken gefahren. Und Fisch treibt es<br />

tatsächlich mit Zoltan, allerdings für Geld. Fisch liebt Geld über alles. Vorgestern hat er Kobad die Geldkatze<br />

gestohlen, da hat der Steuermann ihn grün und blau geprügelt."<br />

Odilon seufzte. Den Lügen eines derart durchtriebenen Weibstücks war er einfach nicht gewachsen. Mit einem Mal<br />

kam er sich ziemlich tumb und einfältig vor.<br />

Ächzend beugte er sich vor. "Hört zu, Käpt´n. Ich bin nicht der Anführer bin. <strong>Das</strong> ist Alvan. Ihr gehorchen die<br />

anderen. Sie haben mich nur zum Kapitän gemacht, weil ich nach ihr am meisten seemännischen Erfahrung und sie<br />

gestern...zu erschöpft war. Lasst sie auf das Praiosamulett speien und abschwören. Ihr werden die anderen folgen."<br />

"Die Elfe?" Mercurio lächelte ungläubig. "Seit wann beten die Spitzohren denn zu Praios?"<br />

"Sie ist keine echte Elfe, auch wenn sie so aussieht. Ihr Mutter war ein Halbblut" log Odilon. "Sie ist nur eine<br />

Viertelelfe und außerdem adelig. Sie betet zu den Zwölfen ...wenngleich sie nicht sehr gläubig ist, wegen ihren<br />

elfischen Ahnen."<br />

"Um so besser. Diese Alvan scheint ein besonderes Weib zu sein. Tika, sag Linne und Sauerbrot, sie sollen die<br />

Kleine herholen. Die macht als Leutnant sowieso die bessere Figur als du, Zottelbart." Mercurio grinste lüstern. Die<br />

Matrosin eilte hinaus.<br />

Odilon überlegte, ob er einen Angriff auf den geschwächt wirkenden Käpt´n und den Schiffsjungen riskieren sollte,<br />

der mit seinem Messerchen eher gefährlich guckte als gefährlich aussah. Noch hatte er seinen Dolch an der Wade,<br />

den Tika nicht bemerkt hatte. Nein, zu gefährlich, beschied er sich dann. Die nächste Verwundung konnte ihn über<br />

das Nirgendmeer schicken.<br />

"Fisch, da drüben liegt die Tasche der Betschwester. Da müsste Verbandszeug drin sein. Verarzte ihn ein bisschen,<br />

bevor er mir die ganze Kajüte voll saut. Wie heißt du noch gleich: Odilon. Und gieß tüchtig Branntwein in die<br />

Wunden..."<br />

Der Schiffsjunge tat, wie ihm geheißen, riß das Piratenhemd auf und begann recht geschickt an den beiden<br />

Verletzungen zu hantieren. Nur mühsam konnte sich Odilon Schmerzensschreie verbeißen, als sich der Schnaps in<br />

sein Fleisch zu fressen schien...<br />

"Kann ich auch einen Schluck haben?" stöhnte er.<br />

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