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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Alvan und Sigismund gingen zum Rur- und Gror-Tempel hinüber, der offiziell leer stand und mit Brettern<br />

vernagelt war. Aber dennoch trieben sich in seiner Nähe immer ein paar komische Gestalten in papageienbunter<br />

Kleidung und mit merkwürdig bizarrer Haarpracht herum, deren Geschnatter sie als versprengte Exil-<strong>Maraskan</strong>er<br />

aufwies, die in der Nähe ihres alten Heiligtums den Kladj pflegten.<br />

Bald hatten sie Ruramid gefunden, in einer Fischerhütte am Nordende <strong>von</strong> Elburial - zumindest sah die<br />

unscheinbare Kate mit ihren vor der Haustür aufgespannten Netzen wie eine Fischerhütte aus (dass die<br />

Trockengestelle einen ausgezeichneten Sichtschutz darstellten, fiel Alvan erst beim Eintreten auf). Die<br />

<strong>Maraskan</strong>erin war zunächst erschrocken, als sie Alvan kahlgeschoren vor sich stehen sah, aber dann heilfroh, dass<br />

dennoch alles glimpflich ausgegangen war - sie hatte sich bereits schwere Selbstvorwürfe gemacht und in der<br />

halben Stadt Erkundigungen nach Alvan eingeholt. Rasch hatte der alte Fischer einige echt maraskanische<br />

Spezialitäten aufgetischt - Sigismund brach beim ersten Bissen röchelnd zusammen und griff unter dem höhnischen<br />

Blicken der Anwesenden nach dem Wasserkrug auf dem Tisch, um seinen Inhalt in einem Zug herunter zu stürzen<br />

- und es wurde - zumindest <strong>von</strong> den Handvoll <strong>Maraskan</strong>ern im Raum - zwanglos zu Mittag gegessen. Die,<br />

ungemein "belebenden" Gewürze - zumindest hätte sie ein <strong>Maraskan</strong>er so empfunden (Sigismunds Kopf hatte sich<br />

mittlerweile krebsrot gefärbt) - in den farbenfrohen Pastetchen und Fladen verjagten Alvans niederhöllischen<br />

Werwolf rasch. In knappen Worten berichtete die Halbelfe ihrer Freundin aus alten Tagen, was vorgefallen war.<br />

"Hast Glück gehabt, Bruderschwester" Ruramid musterte ihre Gegenüber. "Normalerweise brennen sie den Sklaven<br />

als erstes ein Zeichen ihres Standes ins Gesicht, in deinem Fall wohl eine Hand. Scheinen die Bruderlosen in der<br />

Eile ganz vergessen zu haben. Nun ja, tröste dich, dein Haar wächst wieder nach<br />

wie der Dschungel alle gerodeten Stellen binnen Jahr und Tag wieder überwuchert."<br />

Alvan erfuhr, dass das Schmugglerschiff - es trug den hübschen Namen "Nachtwind" - morgen Abend in einer<br />

kleinen Bucht drei Meilen nördlich Elburum anlegen würde. Wenn Alvans Gefährten mit dem Boot einfach die<br />

Küste entlang fahren würden, konnten sie den Treffpunkt schwerlich verfehlen. Ein Boot bräuchten sie auch noch?<br />

Kein Problem - ein Blick zum "Hauswirt", der begütigend nickte und grinste zum keuchenden Sigismund starrte -<br />

Mulziber könne ein entbehrliches Bötchen auftreiben. Sie sollten einfach nur Netze mitnehmen und eine Laterne<br />

entzünden, dann würde sie jeder für Fischer auf nächtlichem Fischzug halten.<br />

Ruramid hatte bei ihrem Streifzug durch das vormittägliche Elburum einige interessante Neuigkeiten<br />

herausgefunden. Zum einen, dass die Geheimpolizei in heller Aufregung war wegen des Verschwindens zweier<br />

ihrer Mitglieder, deren Leichen neben einer weiteren in der abgebrannten Lagerhalle vermutet wurden. Neben der<br />

rauchenden Ruine sei ein seelenruhig schlafender Matrose gefunden wurden, leicht angeschmort und<br />

rußverschmiert zwar, aber ansonsten unverletzt, der offenbar so betrunken gewesen war, dass er sich an rein gar<br />

nichts erinnern konnte (Alvan lächelte schamvoll- offenbar hatte dieser ihr nur zu gut bekannte Zustand auch einige<br />

Vorteile). Vorsichtshalber habe man den Mann verhaftet und ihn zum Verhör in den Palast gebracht. Hartnäckig<br />

halte sich das Gerücht, dass mehrere Infiltratoren aus Rest-Aranien in die Stadt eingedrungen sein sollten, darunter<br />

eine Perainedienerin. Erst vor einer Stunde seien mehrere der Gardisten an Bord eines xeraanischen Piratenschiffes<br />

namens "Fliegender Thorwaler" gesehen worden.<br />

"Du siehst, es wird für Euch tatsächlich langsam Zeit, zu verschwinden. Ich würde sagen, noch zwei bis drei Tage,<br />

dann haben die Rotmäntel euch im Netz, wenn ihr euch weiterhin auffallend benehmt, entsprechend kürzer. Spitzel<br />

hat es hier jedenfalls wie Sand am Meer. Die Häscher dieses verfluchten Farviriol sind nicht dumm, die verstehen<br />

ihr Handwerk, auch wenn sie mittlerweile, wie soll ich sagen, ein wenig selbstgefällig geworden sind und hier oder<br />

da schon mal ein kleines Fischchen durch die Maschen schlüpfen lassen. Kleine Fischlein wie wir paar<br />

maraskanische Quertreiber eben, die nicht wirklich mitmachen bei all dem Abscheulichen hier, ohne deswegen<br />

gleich Widerstand zu leisten. Aber das Großfeuer gestern und die beiden toten Geheimpolizisten, das alles riecht<br />

ein bisschen zu sehr nach Aufruhr, die Sache ist ihnen zu heiß, im wahrsten Sinne des Wortes. Noch Tee? Echte<br />

Sinoda-Ernte."<br />

"Danke, sehr gern" Alvan schnupperte an dem Schälchen und merkte, wie schon der würzige Duft etwas <strong>von</strong> ihrem<br />

Dumpfschädel vertrieb. "Wer ist dieser Favi...Farviriol?"<br />

"Farviriol Krähenschwinge. <strong>Das</strong> Oberhaupt der Geheimpolizei. Ein verrückter Elf, ein Folterer und Henker ganz<br />

nach dem Geschmack der Einen und Einzigen." Ruramid betonte den landesüblichen Beinamen der Erzdämonin<br />

mit einem höhnischen Lächeln, wohl wissend, dass er nach maraskanischer Weltsicht eine schwere Beleidigung<br />

darstellte. "Da du selbst spitze Ohren trägst, würdest du ihn vermutlich - wie hast du Elburum gestern genannt? -<br />

badosch nennen."<br />

"Badoc?"<br />

"Ja, badoc."<br />

"Wer oder was ist hier eigentlich nicht badoc? Ach ja, hast du etwas <strong>von</strong> diesem Mercurio gehört?"<br />

"Angeblich soll ihm die Satrapa Merisa nahegelegt haben, möglichst schnell aus Elburum zu verschwinden. Keine<br />

Stadt sieht gerne fremde Piraten in ihrem Hafen herumspazieren."<br />

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