Das Gold von Maraskan - Darpatien
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Stelle mit viel natürlicher Deckung, vorzugsweise ein Wald. Es müßte weit genug weg <strong>von</strong> der Stadt sein, damit<br />
nicht die Rotmäntel nicht <strong>von</strong> irgendwoher Unterstützung beziehen können. Ich möchte mal sagen, auf den ersten<br />
Blick erscheint mir die Sache ziemlich aussichtslos. Ohne eine gute List sind wir mit Sicherheit chancenlos. Schon<br />
sechs Gardisten dürften zu viel für uns sein. <strong>Das</strong> sind keine lausigen Piraten, das sind Elitekrieger. Sie haben<br />
magische Unterstützung, und wir haben noch nicht einmal die Zeit, einen Hinterhalt vorzubereiten. Aber jetzt zählt<br />
erst einmal eines: Wir müssen hier raus aus der Stadt, bevor uns die Geheimpolizei auf die Spur kommt. Und wir<br />
müssen morgen Abend in der Bucht sein, wo die Nachtwind anlegt. Also brechen wir auf. Solange es noch<br />
einigermaßen hell ist finden wir vielleicht noch einen geeigneten Platz für einen Hinterhalt. Wenn wir nicht die<br />
Hälfte der Rotmäntel ausschalten können, bevor sie auch nur merken was vor sich geht, brauchen wir gar nicht erst<br />
angreifen. <strong>Das</strong> dürfte unsere einzigste Chance sein. Wenn wir damit keinen Erfolg haben, dann können wir<br />
vermutlich nichts mehr tun für den Inquisitor. Also dann, brechen wir auf.“<br />
Odilon brauchte nur in die Gesichter der Kameraden zu sehen, dass niemand so recht begeistert war. Wie denn<br />
auch. Er konnte ihnen noch nicht einmal einen aussichtsreichen Plan anbieten. Er konnte es ihnen nicht verdenken,<br />
dass keiner sein Leben im Kampf gegen einen übermächtigen Gegner Opfern wollte wegen eines Inquisitors.<br />
Sigismund sprach als erster Zweifel aus.<br />
„Nein. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich keine Möglichkeit sehe, Selbfried zu befreien. Also sollten wir die<br />
Stadt still und heimlich verlassen, uns auf das Schiff nach <strong>Maraskan</strong> begeben und verschwinden. Für den Fanatikus<br />
werde ich mein Leben nicht aufs Spiel setzen.“<br />
„Wir können ihn nicht dem Feind überlassen. Wir müssen ihm helfen.“ Widersprach Odilon.<br />
„Wir haben aber leider nicht die Möglichkeit dazu“ erwiderte Sigismund. „Wir müssen hier raus, das ist richtig.<br />
Wir können hier nicht bleiben, wir wissen nicht wie gut die Häscher Dimionas über uns informiert sind. Sie suchen<br />
ja schon nach einer Perainegeweihten. <strong>Das</strong> heißt sie haben vermutlich auch eine Beschreibung <strong>von</strong> mir und Alvan,<br />
da ich annehme, dass unsere Begegnung mit den Gardisten an der Brücke dafür verantwortlich ist, dass ihnen<br />
Gunelde aufgefallen ist. Vermutlich haben sich die Gardisten bei Menzel Ilsurer nach uns erkundigt und unser<br />
Ammenmärchen aufgedeckt. Und sobald sie erfahren, dass gestern zwei Rotgewandete in die Bezaubernde Djina<br />
gegangen sind dürften sie hier nach uns suchen.“<br />
„Ja, das ist gut möglich“ stimmte Alrik zu. „Egal, ob wir den Praioten befreien können oder nicht, wir müssen<br />
Elburum verlassen. Wenn uns auf dem Weg noch ein Geistesblitz kommt, dann können wir ja versuchen, Selbfried<br />
da raus zu holen. Aber, da stimme ich Sigismund zu, wir sollten nur etwas unternehmen wenn eine gute Aussicht<br />
auf Erfolg besteht. Doch wir sollten nicht verzweifeln, schließlich haben wir auch einen Magier bei uns – und auch<br />
sonst noch ein paar Asse im Ärmel.“ Alrik grinste.<br />
„Na gut, dann sind wir uns zumindest über den ersten Schritt einig. Wir packen zusammen und verschwinden aus<br />
der Stadt.“ Odilon wollte noch etwas sagen, aber er sah ein, dass seine Kameraden Recht hatten. Er mochte es sich<br />
nicht eingestehen, aber tatsächlich konnten sie froh sein, wenn sie unbehelligt die Stadt verlassen konnten. An<br />
einen Befreiungsversuch des Inquisitors war gar nicht zu denken. Wortlos schnallte er sich Wandelur um,<br />
verpackte Bavhano Bvaith und packte seine wenigen Habseligkeiten.<br />
Der Weg durch Elburum war rasch bewältigt. Im Geheimen dankte Alrik dem Herrn Phex, dass kurz vor<br />
Sonnenuntergang noch rege Betriebsamkeit herrschte in den Straßen <strong>von</strong> Elburum. So vielen sie gar nicht auf, und<br />
auch am Tor, durch dass man <strong>von</strong> Zhinbabil nach Fellakhand gelangte, nahm man keine Notiz <strong>von</strong> ihnen. Offenbar<br />
war es nicht ungewöhnlich, dass betuchtere Seeleute oder Piraten sich ein Quartier in Fellakhand suchten anstatt in<br />
den billigen Kaschemmen der Hafengegend abzusteigen. <strong>Das</strong> erste Hindernis war also überwunden.<br />
Odilon blickte zum Himmel. In einer knappen Stunde würde die Sonne untergehen, und danach würde es rasch<br />
dunkel werden. Aber dämmrig war es ohnehin schon, weil sich schon seit dem Nachmittag dicke Wolken am<br />
Himmel zusammengezogen hatten. Es würde heute Nacht noch regnen. Eine ungemütliche Nacht stand ihnen<br />
bevor, die sie wahrscheinlich unter freiem Himmel verbringen würden. Aber immerhin würde der Regen auch alle<br />
ihre Spuren verwischen, sofern sie abseits der Straße welche hinterlassen würden. Und außerdem würde die<br />
Kutsche, wenn der Regen die Straße in eine Matsch- und Schlammpiste verwandelte, nicht so schnell vorwärts<br />
kommen. Und falls die Rotmäntel sich vor dem Regen in schützende Umhänge mit wasserfesten Kapuzen werfen<br />
würden wäre das auch ein Vorteil: Kapuzen schränkten das Sichtfeld ein und auch Geräusche drangen nicht so<br />
leicht an ihr Ohr. Außerdem minderte ein Mantel die Beweglichkeit eines Kämpfers. Natürlich bei weitem nicht so<br />
sehr wie eine Rüstung, aber durchaus so sehr, dass ein geübter Kämpfer aus dem Vorsprung an Schnelligkeit einen<br />
Vorteil ziehen mochte. Odilon versuchte, alle den möglicherweise unvermeidlichen Kampf mit den Rotmänteln<br />
beeinflussenden Details zu erkennen und abzuwägen. Er hoffte immer noch, dass sie einen geeigneten Platz finden<br />
würden für einen Hinterhalt, und dass er auch noch einen erfolgversprechenden Plan entwickeln konnte. Er wollte<br />
sich nicht mit dem Gedanken abfinden, eine rechtgläubige Seele der Verdammnis anheim fallen zu lassen.<br />
Außerdem würde ein geretteter Inquisitor endgültig seine Familie aus dem Kreuzfeuer der Kritik führen, das so<br />
mancher politische Gegner und Speichellecker der Mächtigen – allen voran der Oppsteiner – zum Schaden der<br />
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