Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
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"Ihr habt vergessen, dass ich es bin, der wegen Euch und Eurer Vergehen hier ist." Die Augen Selbfrieds verengten<br />
sich zu Schlitzen. "Ich habe Euren Worten schon einmal vertraut - mit der Folge, dass Ihr erneut die Seiten<br />
gewechselt, ja, sogar den Göttern abgeschworen habt. Überhaupt, ich finde es bemerkenswert, wie mühelos Ihr<br />
Euch in den Schwarzen Landen bewegt, und wie leicht Ihr Euch hier zurechtfindet."<br />
"Natürlich, ich stehe darauf, die Haare abrasiert zu bekommen." Alvan rieb sich über den Kopf. "Eure Dankbarkeit<br />
für unsere Entbehrungen rührt mich zu Herzen, bei der Schönheit der Welt."<br />
"Habt ihr beide euch dann ausgesprochen, ja?" meldete sich Alrik zu Wort, der dabei hinaus auf die Brandung sah.<br />
"Vielleicht interessiert es euch, dass sich uns gerade ein Beiboot nähert. Natürlich können wir uns hier auch<br />
gegenseitig abschlachten, das dürfte die <strong>Maraskan</strong>er endgültig da<strong>von</strong> überzeugen, dass sie <strong>von</strong> uns nichts zu<br />
befürchten haben."<br />
Tatsächlich waren draußen auf dem Wasser die schemenhaften Umrisse eines Ruderboots und einige Köpfe zu<br />
erahnen. <strong>Das</strong> leise, rhythmische Klatschen <strong>von</strong> Riemenblättern auf dem Wasser war zu hören, sonst quietschte<br />
keine Dolle. Scheinen gut geölt zu sein, dachte Alvan.<br />
"Haben sie uns schon gesehen?", wollte Gunelde wissen, während der Magus wie abwehrend seinen Stab hob.<br />
"Kommt nur nicht auf den Gedanken, praiosfrevlerische Magie zu wirken" grollte der Inquisitor.<br />
"Wir haben andere Sorgen", meinte Alrik und sah den Inquisitionsrat nun ebenfalls missbilligend an. Selbfried<br />
hatte sich erstaunlich schnell erholt. Vor Dankbarkeit zerfloss er wahrlich nicht...<br />
"Zurück zur Höhle können wir nicht mehr. Die haben uns längst gesehen."<br />
Mit klarer, heller Stimme begann Alvan ein maraskanisches Lied zu singen. Meister Selbfried verstand nicht viel,<br />
aber er ahnte rasch, dass es sich hier um ein Lied der maraskanischen Rebellen handelte - ein Lied, in dem die<br />
sengenden, mordenden und brennenden "Garethjas" gar nicht gut wegkamen. Der Inquisitor fühlte sich erneut<br />
verspottet.<br />
"Ihr wollte eine Edle des Reiches sein!" knurrte er. "Eine elende Verräterin seid Ihr. Hört sofort auf zu singen."<br />
Alvan sang unbeeindruckt einige Strophen weiter, bevor sie abbrach. Nun antwortete eine Männerstimme im Boot<br />
und nahm die Melodie wieder auf.<br />
<strong>Das</strong> halbe Dutzend Matrosen, das mit im Boot saß und bereits zu Khunchomern, Bögen und Tuzakmessern<br />
gegriffen hatte, ließ die Waffen wieder sinken.<br />
Alvan bedeutete den anderen, zurück zu bleiben, und ging einige Schritt auf die Schmuggler zu, soweit, bis die<br />
Wellen bereits ihre Stiefelspitzen berührten. Im fahlen Licht der anbrechenden Dämmerung sah sie in<br />
wettergegerbte, schwarzhaarige maraskanische Gesichter. Die Männer und Frauen trugen schlichte, dunkle<br />
tulamidische Kleidung, die eine oder andere Gestalt hatte sich eine Lederrüstung oder einen Hartholzharnisch<br />
umgeschnallt.<br />
Drei Kämpfer mit Kurzbögen sprangen aus dem mit Krügen vollbeladenen Boot und musterten misstrauisch den<br />
Strand. Zwei weitere <strong>Maraskan</strong>er schoben den schweren, mattglänzenden Rumpf weiter den Strand hinauf,<br />
während ein hagerer, ziegenbärtiger Glatzkopf, dessen Gewandung auffallend buntscheckig gehalten war, die Hand<br />
am Griff des Tuzakmesser in seiner Linken, auf Alvan zugeschritten kam. Ein großer goldener Ohrring glitzerte<br />
unter dem schwarzen Haarkranz des hakennasigen <strong>Maraskan</strong>ers. Besonders vertrauenserweckend sah er nicht aus,<br />
und Alvan ertappte sich dabei, dass ihre Finger zu ihrer eigenen Klinge glitten.<br />
"Chazuul!" rotzte der Schmuggler. "Wer seid ihr, zum Bruderlosen? Wo kommt ihr her?" In seinem Gesicht<br />
wechselte sich Misstrauen mit Verwirrung ab, vor allem, als er dem Inquisitionsrat mit vollem Ornat angesichtig<br />
wurde.<br />
"Preise die Schönheit!" Alvan lächelte beschwichtigend. "Wir sind Freunde des freien <strong>Maraskan</strong>. Ruramid schickt<br />
uns."<br />
Ein Schwall derber Flüche und Beschimpfungen auf <strong>Maraskan</strong>o folgte, die vermutlich Ruramid galten. Die Edle<br />
fühlte sich zunehmend unwohl. Irgendwie sah die ganze Meute nicht viel vertrauenserweckender aus, als die<br />
Piraten der Fran-Horas.<br />
"Mein Name ist Alvan. Ihr seid Vegsziber Sturmfeschijn?"<br />
"Sturmfeschij! Sturmfeschij!" berichtigte der <strong>Maraskan</strong>er ungehalten.<br />
"Was wollt ihr <strong>von</strong> uns? Seid ihr allein?" Erneut schloss sich seine Faust um den Khunchomer. Es klang beinahe<br />
nach "Wie viele <strong>von</strong> euch müssen wir zum schweigen bringen?"<br />
"Nicht ganz" antwortete Alvan wahrheitsgetreu. "Wir müssen nach Schwarzmaraskan. Nach Jergan. Ruramid hat<br />
uns gesagt, dass ihr uns vielleicht weiterhelfen könntet."<br />
"Ruramid, ah, schazzakbal, was bildet sich diese Rebellin eigentlich ein? <strong>Das</strong> sie mich ständig in ihre<br />
Heimlichkeiten mit hineinziehen kann? Was wollt ihr um alles auf der Weltenscheibe denn in Jergan?"<br />
"Ein geheimer Sonderauftrag im Dienst des.." Alvan wollte erst "des Reiches" sagen, besann sich dann aber eines<br />
besseren. "...des Kampfes gegen den bruderlosen Schinder des maraskanischen Volkes, Helme Haffax."<br />
Vegsziber schnaubte verächtlich. "Wie viel zahlt ihr?"<br />
"Den üblichen Preis für eine Passage <strong>von</strong> Elburum nach Jergan."<br />
"Hundert Dukaten."<br />
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