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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Epilog: Der Dank des Inquisitors<br />

Es war ein milder Frühlingstag über der Heide. Die noch schneebedeckten Gipfel der Schwarzen Sichel ragten<br />

nicht weit entfernt im Norden empor, aber in den Tälern hatte es schon allerorten zu blühen und zu sprießen<br />

begonnen. Firun wich allerorts vor dem mit Macht hereinziehenden Praios zurück.<br />

Odilon lehnte sich an den hölzernen Zaun und beobachtete die Pferde. Die Fohlen des letzten Jahres waren an der<br />

Reihe, sich an das Tragen <strong>von</strong> Sattel und Zaumzeug zu gewöhnen. Der Anblick der jungen Rösser erfüllte Odilon<br />

mit einem Glücksgefühl. Er liebte Pferde, und er konnte sie gar nicht lange genug betrachten. Er sah ihre<br />

kraftvollen und eleganten Bewegungen. Es war eine gute Zucht, zweifellos. Fertig ausgebildet würden sie gewiss<br />

einen guten Preis erzielen, und die Aufkäufer der Armee zahlten gut, die Nachfrage nach guten Rössern für die<br />

Kavallerie war ungebrochen.<br />

Veneficus stand neben ihm. Obwohl der Magus ein gutes Stück jünger war als Odilon hätte man sie wohl für gleich<br />

alt halten mögen. Der Magus war früh ergraut, und sein Gesicht trug auch nicht die kräftige Hautfarbe Odilons, der<br />

im Gegensatz zu Veneficus auch nicht einen großen Teil seines Lebens in seiner Studierstube verbracht hatte.<br />

Vielleicht wirkte es sich auch aus, dass in Odilons Adern ein Viertel elfisches Blut floss.<br />

<strong>Das</strong> halblange graue Haar des Magiers flatterte im Frühlingswind. "Sigismund ist tot, und ihr anderen seid dem Tod<br />

auch nur noch einmal knapp <strong>von</strong> der Schippe gesprungen. Und jetzt sag mir noch einmal, warum dieser Wahnsinn<br />

denn hatte sein müssen." stellte Veneficus fest, nachdem Odilon ihm <strong>von</strong> der Reise nach <strong>Maraskan</strong> berichtet hatte.<br />

"Ach Veneficus, das verstehst du nicht. Du hast niemals das Gefühl des Abenteuers so erlebt, wie ich es kenne.<br />

Und du kannst auch Alvanas Sehnsucht nach <strong>Maraskan</strong> nicht nachvollziehen."<br />

"Und für diese Sehnsucht hat Sigismund sein Leben gelassen." gab Veneficus sachlich zurück.<br />

"Ja. Wirf mir nicht vor, dass ich nicht auch um ihn trauere. Aber es war sein freier Entschluss. Es ist eines jeden<br />

Mannes Recht, sich für oder gegen ein Risiko zu entscheiden. Er hat gewusst, worauf er sich einlässt."<br />

"Du hättest ihm diesen Wahnsinn ausreden müssen. Du hattest die Erfahrung gehabt, dich auf ein solches Wagnis<br />

einzulassen. Er nicht, und das wusstest du. Wenn jemand die Schuld an seinem Tod trägt, dann du."<br />

Odilon konnte nicht anders, als Veneficus auf gewisse Art und Weise Recht zu geben. Ja, Veneficus war aus Liebe<br />

zu Alvan mit nach <strong>Maraskan</strong> gezogen. Er hätte es ihm verbieten können. Dann wäre der Helligfarn noch am Leben.<br />

'<strong>Das</strong> Leben eines jeden Menschen dient der Schönheit der Welt, und auch sein Tod' Odilon kamen die Worte<br />

Alvans in den Sinn. Alvan hatte um den Streuner ebenfalls getrauert, aber es war eine kurze Trauer im Bewusstsein<br />

um die Wiedergeburt. Kurz vor ihrem Abschied hatte Alvan ihm anvertraut, dass sie ein Kind <strong>von</strong> Sigismund<br />

erwarten würde. Odilon lächelte unbewusst. Ein Leben war vergangen, ein neues entstand. Und Odilon wurde<br />

Großvater. Auf einmal verstand er die <strong>Maraskan</strong>er.<br />

"Ja, ich hätte es vielleicht verhindern können, wenn ich auf die Vernunft gehört hätte. Wir alle hätten diese Reise<br />

vielleicht nicht unternehmen müssen. Und dennoch denke ich, dass wir richtig gehandelt haben. Ich weiß, das wirst<br />

du jetzt vielleicht nicht verstehen, aber ich muss Alvan da Recht geben. Wir können jetzt noch gar nicht absehen,<br />

inwieweit das Unternehmen der Schönheit der Welt dienlich war."<br />

"Mit diesem maraskanischen Gefasel kannst du jeden Schwachsinn schönreden." konterte der Magier trocken. "Ich<br />

hatte gedacht, du bist logischen Gedanken und Argumenten zugänglich."<br />

"Ich denke das bin ich. Aber ich habe auf dieser Reise auch vieles gesehen und viel neues hinzu gelernt." Odilon<br />

ließ es dabei bewenden. Er würde Veneficus nicht erzählen, was er <strong>von</strong> Alvan erfahren hatte.<br />

"Warum ist eigentlich Mardhelm nicht mehr auf dem Gestüt?" lenkte er ab. Veneficus bohrte nicht weiter nach.<br />

<strong>Das</strong> hatte bei Odilon ohnehin keinen Sinn.<br />

"Die Armee hat ihn uns abgeworben. Gute Zureiter sind bei der Kavallerie gefragt. Die haben ihm ein Angebot<br />

gemacht, da konnten wir finanziell einfach nicht mitbieten. Die Fürstlichen tun sich da leicht, die kassieren genug<br />

Steuern <strong>von</strong> uns, aber in Gallys sind wir froh, wenigstens bald schuldenfrei zu sein, aber für ein fürstliches Salär für<br />

einen Pferdekenner hatten wir keine Mittel. Wir haben jetzt einen neuen eingestellt, Eberhelm, aber der ist noch<br />

jung und hat nicht die gleiche Erfahrung wie Mardhelm. Aber das wird schon noch. Jetzt, wo du wieder da bist und<br />

im Gestüt nach dem rechten sehen kannst."<br />

"Glaube nicht, ich bleibe lange in Gallys. Ich habe Jirka versprochen, das wir in diesem Sommer zu ihrer Sippe<br />

reisen. Sie möchte endlich den Norden wiedersehen. Wir waren schon seit Jahren nicht mehr an den Gestaden <strong>von</strong><br />

Kvill und Oblomon."<br />

"Schade. Wir hätten dich hier gebrauchen können. Mit welchem Pferd willst du reiten, jetzt, wo Kutaki tot ist?"<br />

"Ich werde mir eines aus dem Gestüt nehmen. Ich kenne die Zucht, und ich werde bestimmt ein gutes finden."<br />

"Nagt. Du musst dich aber beeilen. Der Aufkäufer der Kavallerie wollte in ein paar Tagen kommen und sich unsere<br />

Pferde ansehen. Für ein erprobtes Ross zahlen sie bis zu dreihundert <strong>Gold</strong>dukaten."<br />

"Alle Achtung, das sind ja stolze Preise!"<br />

"Ja, damit können wir einen Teil der Kosten für das Kulturspectaculum endlich abstottern, die Valyria uns<br />

eingebrockt hat. Aber für dich lasse ich mir einen Vorzugspreis einfallen."<br />

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