Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
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Wie sie erwartet hatte, befand sich am Gangende eine Höhle, wo ein kleines Lagerfeuer prasselte (seltsam,<br />
Feuerholz gab es in der Heide eigentlich nicht. Also musste sich der Schratenwald ganz in der Nähe befinden).<br />
Vorsichtig lugte Alvan um die Ecke. Am Feuer saßen drei, nein vier rotpelzige Gestalten, brieten irgendein<br />
Wildbret, zischelten, lispelten und brummten wild durcheinander. Ein widerwärtiger Geruch nach nassem Fell und<br />
Kot verpestete die Luft. In einer Ecke saß eine größere Gestalt, eine Frau. Die Perainegeweihte?<br />
Dummerweise konnte Alvan <strong>von</strong> ihrem Standpunkt aus nicht allzu viel <strong>von</strong> dieser fünften Person erkennen.<br />
Gefesselt schien sie jedenfalls nicht zu sein, aber fliehen hätte sie bei dem Wetter ohnehin nicht können.<br />
Auch wenn die Goblins abgelenkt schienen - sie wühlten in einer Umhängetasche herum und zankten sich lautstark<br />
um den Inhalt - wollte die Edle lieber in Deckung bleiben.<br />
Dem Flackern des Feuers nach zu urteilen, musste sich auf der anderen Seite ein Ausgang ins Freie befinden. Mit<br />
ihren scharfen Ohren glaubte sie tatsächlich das Heulen des Sturms zu hören - oder spielten ihr die gepeinigten<br />
Sinne einen Streich?<br />
Es half alles nichts, sie musste herausfinden, um wen es sich bei der Gestalt in der Ecke handelte. Also trat sie<br />
einen Schritt aus dem Schatten hervor, und bereute es sofort, als einer der Goblins just in diesem Moment aufstand<br />
und ein Stück Holz ins Feuer legte. Hätte er dabei in ihre Richtung geblickt, sie wäre ohne Zweifel entdeckt<br />
worden. Hastig zog sie sich wieder ins Dunkel zurück.<br />
Immerhin hatte sie die vier Goblins nun etwas genauer betrachten zu können. Den Stammeszeichen auf ihrer<br />
Lederkleidung nach zu urteilen war es ein Trupp Njakuul, die gerade jetzt, im Winter, ausgedehnte Streifzüge<br />
unternahmen, um etwas zum Beißen zu organisieren. In einem aus krummen Holzstangen zusammengefügten<br />
Käfig gackerten einige Hühner, die vermutlich schon irgendein Bauer aus Jork schmerzlich vermisste. Aus einem<br />
schmutzigen Sack waren einige getrocknete Äpfel, Eier sowie ein fauliger Kohlkopf gerollt - goblinische<br />
Jagdbeute! Mehr hatte sie in der kurzen Zeit nicht ausmachen können.<br />
Zu allem Überfluss ging der Goblin, der gerade aufgestanden war, auf Alvans Versteck zu, um sich dann in<br />
Griffweite neben sie in eine Höhlennische zu kauern.<br />
Einige unzweifelhafte Geräusche und ein übler Geruch verrieten, was er dort machte. Grunzend riss der Rotpelz<br />
eine Seite aus einem Büchlein, dass er in seinen Händen hielt und wie ein Scholarius auf der Latrine<br />
durchgeblättert hatte, bevor er sich damit den Hintern abwischte. Einen Herzschlag lang konnte Alvan einen Blick<br />
auf den Inhalt erhaschen: Zeichnungen <strong>von</strong> Pflanzen und Kräutern, sowie einige Schriftzüge, die wie Eintragungen<br />
<strong>von</strong> Rezepten aussah. Also war die Gefangene am anderen Höhlenende vermutlich wirklich die vermisste<br />
Perainedienerin.<br />
Alvan überlegte sich schon, ob sie den abgelenkten Rotpelz packen und mit einem Schlag auf den Kopf ausschalten<br />
sollte - er saß wirklich verlockend nahe neben ihr - da zog dieser seine Lederhose wieder hoch und kehrte zu seinen<br />
Gefährten zurück. Die waren mittlerweile über das Kaninchen hergefallen, das an einem Stock über dem Feuer<br />
kokelte, und bewiesen schmatzend und knurrend, woher der Ausdruck "goblinische Tischmanieren" stammte.<br />
Nun musste sie erneut eine Entscheidung treffen. In dieser Höhle ließ sich der Schneesturm gut überstehen, aber<br />
zuvor musste sie irgendwie ihren Begleitern bescheid geben, die draußen sicherlich schon am Erfrieren waren.<br />
Außerdem gab es noch die Goblins...<br />
"Nun eile sie sich" herrschte Sigismund die Magd an. "<strong>Das</strong> Feuer muss hell brennen, damit es auch durch den<br />
Sturm hin weit zu sehen ist" Die Magd goß etwas Öl auf die bereiteten Holzscheite. Zudem hatte sie den guten<br />
Gedanken gehabt, etwas Glut aus dem Kamin mitzunehmen. Damit und mit dem Öl sollte es ihr wohl gelingen,<br />
trotz des Sturmes ein Feuer zu entfachen. Wenn ihr nur der wichtigtuerische Verwandte ihrer Herrin nicht<br />
andauernd im Wege stehen würde. Der Mann war ihr vom ersten Augenblick an unsympathisch gewesen mit seiner<br />
ständig schäkernden Art. Mochte der Karnmann wissen, welchen Grimmbären ihre Herrin gerade an dem gefressen<br />
hatte. Die Magd gab keine Antwort, sondern entzündete das Feuer, was ihr nach drei Versuchen endlich gelang.<br />
Während die anderen drei ratlos neben dem Loch standen, in dem die Baernfarn verschwunden war, behielt die<br />
Novizin des Wintergottes einen klaren Kopf. Sie blickte in die Tiefe, wo sich eine schemenhafte Gestalt regte. Die<br />
Edle war also unverletzt. Und das Loch war wohl nicht mehr als sechs Schritt tief. Also keine größere<br />
Schwierigkeit, wie man vermuten mochte. Missila bemerkte wohl, dass Alvan sich vergeblich mühte, aus dem<br />
Loch zu klettern. So ging das natürlich nicht. Aber als mit der Wildnis der Sichel vertraute Firuni wusste sie, was<br />
zu tun war. So leichtfertig wie die südländische Edle war sie natürlich nicht in das Unwetter aufgebrochen.<br />
Der Sturm nahm an Heftigkeit zu, so dass sogar Missila fröstelte. Außerdem, das wurde ihr jetzt offenbar, waren<br />
sie vom Weg abgekommen. Denn ein derart großes Loch, so nahe am Weg, hätte sie wohl gekannt. Aber das hieß<br />
auch, dass der Schratenwald nicht weit war, vielleicht gar nur wenige Schritt entfernt.<br />
Missila mußte laut schreien, damit ihre Begleiter sie trotz des Sturmes verstehen konnten. <strong>Das</strong> Heulen und Jaulen<br />
des Sturmes hatte ein enormes Maß angenommen. Sie gab den anderen zu verstehen, dass sie sich ihrer Gürtel<br />
entledigen sollten. Vier Gürtel zusammen verbunden ergaben wohl ein improvisiertes Seil <strong>von</strong> viereinhalb bis fünf<br />
Schritte Länge. Ausreichend, dass die Edle das untere Ende ergreifen und daran hoch klettern konnte. Randolf und<br />
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