Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
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einen lauten Schrei ausstoßen, bevor auch sie das gleiche Schicksal erlitt. Eiger hoffte, dass der Schrei in dem<br />
Getümmel nicht aufgefallen war, sonst würde er sich nachher vor Leutnant Pomodera und nicht zuletzt vor dem<br />
rachsüchtigen Hauptmann dafür verantworten müssen, wenn etwas schief ging.<br />
Scheinbar mit ungeheurer Urgewalt fielen die Wassermassen auf die Klause hernieder. Ein ohrenbetäubender Lärm<br />
erklang, es war nicht möglich festzustellen, ob der Lärm durch platschende und tosende Wassermassen, berstende<br />
Balken oder wild umherschlagende Dachziegel verursacht wurde. Erst viel später, als Ruhe eingekehrt war, konnte<br />
der Inquisitor das was er sah und hörte, zu einem schlüssigen Bild in seiner Erinnerung zusammenfügen.<br />
Alrik, der durch die Scharte die heranwalzende Flutwelle als erster sah, rief den Gefährten noch eine Warnung zu,<br />
rasch zur Seite zu springen. Seine Worte „Weg <strong>von</strong> der Tür!“ hallten im Raum, bevor sie vom Lärm verschluckt<br />
wurde. Die Gefährten reagierten rasch, warfen sich an die Seiten der Kapelle. Sigismund jedoch, <strong>von</strong> Panik erfüllt,<br />
versuchte die Türe zu öffnen und ins Freie zu fliehen. Die Flutwelle hatte er noch gar nicht wahrgenommen, er sah<br />
die Hauptbedrohung nach wie vor im Feuer. Und Alvan kniete weiterhin auf dem Boden. Bei dem Inquisitor war<br />
zuerst der Eindruck entstanden, die Baernfarn stünde unter Schock oder aber ihr Bein versage den Dienst. Erst<br />
einen Sekundenbruchteil bemerkte er, dass die Priesterin der Zwillinge betete.<br />
Der Inquisitor hätte wohl die Möglichkeit gehabt, Alvan zur Seite zu ziehen, aber er tat es nicht. Er konnte später<br />
nicht mehr sagen, warum. Vielleicht hatte er in diesem Augenblick zuviel Angst um sich selbst gehabt. Vielleicht<br />
war es auch der Respekt <strong>von</strong> Priester zu Priester, beim Gebet nicht, unter keinen Umständen, zu stören. Vielleicht<br />
war es auch ein Gedanke wie ´lass doch mal sehen ob die heidnischen Zwillingsgötzen Dir helfen können´.<br />
Vielleicht auch alles zusammen. Jedenfalls sah Selbfried zu, wie alle außer Alvan und Sigismund sich an die Seiten<br />
der Klause flüchteten, Bruchteile bevor die Wassermassen die Tür der Klause schlicht aus den Angeln riss und<br />
durch den Raum an die Gegenüberliegende Wand schmetterte. Sigismund, der unmittelbar vor der Tür stand, wurde<br />
<strong>von</strong> der bloßen Gewalt schlicht umgerissen, die Unterkante der Türe zertrümmerte Sigismunds Schädel.<br />
Vielleicht war es diesem Umstand zu verdanken, dass die Tür minimal nach oben abgelenkt wurde und um<br />
Haaresbreite über Alvan hinwegflog. Stattdessen fiel Sigismunds Kopf, an dem noch ein schlaffer Körper hing, in<br />
Alvans Schoß. Wo soeben noch schön geschnittene Gesichtszüge auf dem Kopf des Helligfarn zu sehen waren war<br />
jetzt nur noch eine einzige breiige Masse verblieben, die auf Alvans Kleid tropfte, Sekundenbruchteile bevor die<br />
Flutwelle Alvan und Sigismund mit sich riss, herumwirbelte und ebenfalls an die Ostwand der Kapelle schleuderte.<br />
War es ein Zufall, dass im Moment, als beide Leiber auf der Wand aufschlugen, Sigismund sich zwischen Alvan<br />
und der Wand befand und mit seinem toten Leib den Aufprall der Geliebten milderte und ein zweites Mal in nur<br />
einer Sekunde das Leben rettete?<br />
Selbfrieds Blick war zu sehr gebannt auf Alvan und Sigismund gerichtet, als dass er bemerkte, dass das Wasser<br />
nicht nur durch die Tür in die Kapelle hereinflutete, sondern dass es auch <strong>von</strong> oben herabfiel. Die Flutwelle<br />
schwappte über das Dach hinweg und riss die Dachziegel samt dem darauf verbliebenen Brandöl mit sich. Ein<br />
großer Teil der Ziegel wurde wild umher geschleudert und kam außerhalb der Kapelle zum Liegen. Nur gut drei<br />
Dutzend Ziegel wurden in das Innere der Kapelle geschleudert und zerschellten an der Ostwand. Wie durch ein<br />
Wunder wurde Alvan auch <strong>von</strong> diesen Ziegeln nicht getroffen. Es musste ein Wunder sein. Sigismunds Leichnam<br />
war auf Alvan gefallen, sein Leib schirmte die Geweihte abermals vor den tödlichen Geschossen ab.<br />
Die Wassermassen ließen den brennenden Dachstuhl verlöschen. <strong>Das</strong> Hylailer Feuer war ja zum größten Teil <strong>von</strong><br />
der Flut weggespült worden. Unter dem Druck des Wassers gaben die Dachbalken jedoch nach und stürzten in sich<br />
zusammen.<br />
Hauptmann Brackenburger sah die Welle nicht auf die Kapelle zukommen. Er befand sich auf der Ostseite der<br />
Kapelle und hatte <strong>von</strong> dort Blickkontakt zu Weibel Berschin und Leutnant Pomodera, was sich aber auf dem Meer<br />
zusammenbraute, das konnte er nicht sehen. Er hatte es bemerkt, wie Pomodera die Jerganer Büttel auf gute<br />
Schusspositionen schickte, und wie sie zwei Soldaten auf Tika und Fisch ansetzte. Gute Frau, lobte er sie innerlich.<br />
Es war klug <strong>von</strong> ihr, die Büttel außer Reichweite zu schicken. So war die Kampfkraft des zweiten Gegners geteilt.<br />
Außerdem musste man so die Jerganer vielleicht nicht töten, schließlich waren sie nur Handlanger, die nur zufällig<br />
unter dem falschen Kommando standen. Wenn sie nichts bemerkten <strong>von</strong> dem, was mit Andromejia und den Piraten<br />
geschah konnte man das ja alles den Rebellen in die Schuhe schieben, und wer würde da schon so genau<br />
nachhaken? Jeden Augenblick würden die Rebellen vor der Hitze aus der Kapelle fliehen, und dann würden seine<br />
Leute sie ins Kreuzfeuer nehmen. In dem Getümmel würde es nicht auffallen, wenn es noch ein paar Tote mehr<br />
gab.<br />
Hauptmann Jobst Brackenburger war wirklich überrascht, als die Flutwelle über das Dach schwappte und das<br />
Inferno über der Kapelle hereinbrach? Auch seine durch den Pakt mit Belhalhar gesteigerten Kräfte und<br />
Fähigkeiten halfen ihm hier nicht, schnell genug zu reagieren.<br />
Später sollte der Inquisitor noch lange darüber nachdenken was er gesehen hatte. War es wirklich Zufall gewesen,<br />
dass die Priesterin der Zwillingsgötzen dreimal so unglaubliches Glück gehabt hatte? Anfangs glaubte er das. Denn<br />
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