Das Gold von Maraskan - Darpatien
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"Zwei oder drei Tage ?! <strong>Das</strong> ist mir eindeutig zu lang" beschwerte sich Odilon.<br />
"Nun gut, dann müssen wir eben auf einen Fischkutter ausweichen. Eure Leute können ja schon mal einen<br />
beschlagnahmen, Hauptmann. Zwei Söldner werden uns nach Jergan begleiten, ich denke, das wird als Ehrengeleit<br />
für den Pfaffen" - ein hämisches Kichern - "genügen. Ach, und die kleine <strong>Maraskan</strong>erin da am Mast- irgendwie<br />
fühle ich mich für sie verantwortlich, jetzt, wo sie keinen Ernährer mehr hat. Nehmen wir sie mit, ist was Hübsches<br />
für unterwegs und das Truppenbordell. Nach Fisch stinkt sie ja eh´ schon." Die Schlange lachte dreckig. "Aber nun<br />
ruht euch erst mal ein bisschen bei uns aus, Berngrimm. Ihr und eure Leute hattet eine anstrengende Reise, wenn<br />
ich mir euch so ansehe." Mit anbiedernder Freundlichkeit sah die Schlange in die Runde. Als er das Gesicht des<br />
Magus sah, stutzte er für einen kurzen Moment, lächelte dann aber wieder schmierig. Er schien wirklich nicht das<br />
beste Gesichtergedächtnis zu haben.<br />
"Lolgramoth hat euch wahrlich übel mitgespielt, aber jetzt könnt ihr erst mal ausspannen. Was darf´s denn sein?<br />
Weiber, Lustknaben, Schnaps, Rauschgurken? Mal wieder was Ordentliches zwischen die Beißerchen wäre wohl<br />
auch nicht schlecht, hä? Na kommt schon, macht nicht so ein griesgrämiges Gesicht, nur weil ihr eure Beute jetzt<br />
teilen müsst, dafür habt ihr vom alten Schlächter in Jergan ja auch mehr Dankbarkeit zu erwarten als <strong>von</strong> eurem<br />
Gönner in Tuzak..."<br />
„Wozu einen Fischkutter beschlagnahmen, wir haben doch schon einen Segler hier. Drei Mann sind <strong>von</strong> Bord, da<br />
ist für Euch und Eure zwei Söldner doch allemal Platz.“ Odilon zog es vor, auf das letzte Angebot der Schlange<br />
nicht einzugehen. Lustknaben und Rauschkraut widerten ihn schlicht an. Er zog es vor den Diensteifrigen zu<br />
markieren. „Jergan oder Tuzak ist mir schnurz, aber wir stehen im Dienst seiner Exzellenz Cjuk, wir können und<br />
dürfen nicht gegen Cjuks Befehl handeln.“ Odilon meinte einen Anflug <strong>von</strong> Zorn auf Ortwins Gesicht zu sehen.<br />
„Aber wenn wir auf dem Weg nach Tuzak in Jergan ankern um Wasser und Proviant zu laden, hindert Euch<br />
natürlich niemand daran, Eurer Pflicht gemäß dem Fürstkomtur Bericht zu erstatten. Wenn der Fürstkomtur dann<br />
anders entscheidet und die Gefangenen in Jergan haben will, ist es mir auch recht, dann kann jedenfalls niemand<br />
die loyale Ausführung unseres Auftrages anzweifeln.“ Odilon lächelte. Ganz bewusst ließ er Ortwin die Hoffnung,<br />
dass er selbst Haffax berichten könne. Ortwin schien damit zufrieden. Wohl der richtige Augenblick, die nächste<br />
Forderung durchzusetzen.<br />
„Jedenfalls schätzen es weder Cjuk noch der Fürstkomtur höchstselbst, wenn man seine Zeit mit Lustknaben und<br />
Dirnengesindel verbringt und dabei seinen Auftrag vernachlässigt. Glaubt mir, ich hatte einmal die Ehre Haffax zu<br />
begegnen und weiß, dass er Disziplin und Pflichterfüllung über alle Maßen schätzt. Bis Jergan ist es nicht weit,<br />
wenn wir jetzt in See stechen, sind wir morgen noch vor Sonnenaufgang dort.“ <strong>Das</strong> war noch nicht einmal gelogen.<br />
Er musste ja nicht hinzufügen, daß er General Haffax während der Ogerschlacht begegnet war, als dieser noch auf<br />
der richtigen Seite kämpfte. Jetzt zählte allein möglichst rasch <strong>von</strong> Gipflak in See zu stechen. Erst einmal auf See,<br />
dürfte es kein Problem sein, die Schlange und seine zwei Söldner zu überwältigen. „Hauptmann Adelgunde“ fuhr<br />
Odilon fort und erreichte mit dem Wechsel seines Gesprächspartners zugleich, dass Ortwin gegen die Anweisung<br />
Odilons nicht wiedersprechen konnte. „Ich wäre Euch dankbar, wenn ihr einen paar Fischer rufen würdet, der<br />
unseren Segler <strong>von</strong> dem Fischzeugs befreit. <strong>Das</strong> stinkt ja erbärmlich. Fünf Körbe wird der charyptorothverfluchte<br />
Mist schon füllen.“ Sie konnten mit dem Fisch nichts anfangen, und so kam er wenigstens den Gipflakern zugute.<br />
Adelgunde nickte kurz, noch immer mit einer säuerlichen Miene, aber sie widersprach nicht. Auf einen Wink <strong>von</strong><br />
ihr beeilte sich einer der Söldner, dem Befehl nachzukommen. Hesindian derweil geleitete den etwas<br />
mitgenommen aussehenden „Anführer Sigbert“ in das Boot. So sorgte er gleich dafür, daß Ortwin ihn nicht noch<br />
plötzlich erkennen würde.<br />
"Würdet Ihr dann die Freundlichkeit haben, die Gefangene holen zu lassen?" Alrik wandte sich wieder an Ortwin.<br />
"Verdammt, habt Ihr es eilig. Wollt Ihr denn hungernd nach Jergan segeln?<br />
"Ihr habt Recht, ein leerer Magen segelt nicht gern. Aber es reicht aus, wenn wir etwas Proviant mitnehmen. Da<br />
muss ich Berngrimm Recht geben, der Fürstkomtur wartet wahrlich nicht gerne. Aber während die Fischer das<br />
Boot klar machen ist ja genug Zeit, etwas Verpflegung an Bord zu schaffen. Und<br />
auch für Euch und Eure Büttel, alles Erforderliche zusammen zu suchen."<br />
Noch bevor Ortwin sich zwei Söldner zum Geleit bestimmt hatte, waren drei Fischer mit sechs großen Körben an<br />
den Strand gekommen. "Na los" herrschte Odilon an. "Packt den Fisch in Eure Körbe. Ich überlasse ihn Euch sogar<br />
ohne dafür Geld zu verlangen, weil ich ja ein großzügiger Mensch bin. Aber ich verlange dafür, dass ihr auch die<br />
Toten hier wegschafft. Wir wollen ja nicht die Ratten anlocken."<br />
"Und bringt einen Laib Brot, Wurst und Käse mit" ergänzte Adelgunde, in der Hoffnung sich bei dem wohl doch<br />
höher gestellten Besuch wieder gut zu reden. "Und zwei Karaffen Wein. <strong>Das</strong> kann man ja im Mindesten verlangen,<br />
wenn man Euch schon so reichlich beschenkt."<br />
"Ja, Hauptmann" antwortete einer der Fischer demütig. Odilon hoffte, dass die Fischer ihnen wenigstens ein<br />
anständiges Begräbnis zukommen ließen, aber er wollte sie nicht direkt damit beauftragen. Als Söldner und Agent<br />
Cjuks, den er nun spielte, durfte er kein Mitgefühl mit den Ureinwohnern des besetzten <strong>Maraskan</strong> zeigen.<br />
Schweigend machten sich die drei Fischer an die Arbeit und füllten die Körbe. Sie hatten es wohl eilig, der<br />
Gesellschaft der Bewaffneten zu entgehen und wollten nicht länger als nötig hier am Ufer verweilen. Der Fischer<br />
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