Das Gold von Maraskan - Darpatien

in den Verschlag geworfen hatte, und kramte seinen Rucksack hervor. "Leergefilzt" brummte er. "Aber etwas
haben die Brüder übersehen. Anfänger...". Mit der Klinge trennte er den Boden des Ledersacks auf, der tatsächlich
verdächtig steif und kompakt wirkte. Odilon sah sich unruhig um, ob ihnen nicht ein Lauscher gefolgt war. "Also,
um was geht´s?"
"Lasst es mich kurz machen. Ich frage mich, warum wir unser Leben in einen Aufstand gegen Mercurio riskieren
sollen. Eine bessere Tarnung als dieses Piratenschiff kann uns doch gar nicht passieren - abgesehen davon, dass es
uns über das Meer nach Maraskan bringt." Alrik verstummte, als das Gesicht eines Piraten am Eingang erschien.
"Elburum - das wird ein Spaß" sagte er laut. "Schwarzer Wein, willige Weiber und Vergnügungen, die man sich in
seinen schmutzigsten Träumen nicht vorzustellen wagt. Nicht wahr?" Der Angesprochene, ein Pirat, dessen Name
die Gefährten nicht kannten und der offenbar lauschen wollte, nickte, brummte etwas und verschwand nach oben.
Alrik öffnete den Boden seines Rucksacks und zog einen schweren Lederbeutel, der offenbar Münzen enthielt, ein
viereckiges Päckchen sowie eine Karte hervor, die er raschelnd entfaltete. Es zeigte die Umrisse Maraskans: "Die
habe ich mir in Rommilys besorgt." erklärte der Baron und deutete auf Jergan. "Also, hört zu. Wir sollten uns
langsam mal Gedanken machen, was passiert, wenn wir auf der Käferinsel angekommen sind. Ich habe mir das
Ganze durch den Kopf gehen lassen. Wir brauchen Mercurio, wenn wir in Jergan an Land gehen wollen. Er ist in
der Fürstkomturei schon bekannt, und will dort seine Beute zu Geld machen, hat also einen guten Grund
anzulegen. Wenn wir dort mit der Fran-Horas auftauchen, die ja immerhin ein ziemlich auffälliges Schiff ist,
werden wir Helme Haffax schlecht klar machen können, dass wir das gute Stück irgendwo herrenlos auf halbem
Wege zwischen Aranien und Maraskan gefunden haben. Warum hängen wir uns nicht einfach an Mercurio an, so
erregen wir auf Jergan am wenigsten Verdacht?"
Alvan rieb sich ihr schlankes Elfenkinn. "Wollen wir denn überhaupt nach Jergan? Wäre es nicht sinnvoller, weiter
südlich an Land zu gehen, bei Nuran und sich von dort aus direkt auf die Suche nach dem Tal der Glühwürmchen
zu machen? Ich meine, vorausgesetzt, die Fran-Horas befindet sich dann" sie senkte ihre Stimme "in unseren
Händen?"
Alrik schüttelte den Kopf: "Dazu müssen wir auf die Küstenstraße, und das ist gefährlich. Maraskan steht unter
Besatzungsrecht, also können sich dort nicht einmal die Einheimischen frei bewegen. Als Nichtmaraskaner fallen
wir dort auf wie die bunten Hunde. Es wird dort sicherlich jede Menge Festungen, Straßensperren, Spitzel und
Patrouillen geben, und ein fremdes Schiff, das an der Küste liegt, muss früher oder später Aufsehen erregen. Dazu
kommt, dass wir einen ziemlich großen Topf und die Überreste meines Großvaters über viele Meilen hinweg
bewegen müssen, was zusätzlich auffallen wird. Erklärt mal einen blutsaufenden Templer von Jergan, was eine
Halbelfe, ein Magier, ein Praiosgeweihter, eine Peraineschwester und zwei andere Fremde mit einem Haufen
Knochen oder sehr viel Gold in der Fürstkomturei zu suchen haben. Die meisten von uns sprechen nicht mal
Maraskano. Nein, ich glaube, es ist sinnvoller, wenn wir mit den Piraten in Jergan an Land gehen. In diesem wilden
Haufen fallen Leute wie wir nicht zwangsläufig auf. Dieser Mercurio wird sich früher oder später selbst auf die
Suche nach dem Schatz machen, da bin ich überzeugt. Sobald der das Wort Gold hört, hat der doch
Dukatenzeichen in den Augen. Also, mein Plan..." Alrik deutete mit dem Pfeifenstiel auf die Karte, auf den Hira,
der sich die Küste entlang Richtung Jergan schlängelte. "Mir ist aufgefallen, dass die Küstenstraße und der Fluss
ziemlich eng beieinander liegen, das sind nur wenige Meilen. Also müsste das Tal der Glühwürmchen auch vom
Hira her zu erreichen sein, sehr wahrscheinlich ist es sogar ein Seitental des Flusstals. Das große Beiboot der Fran-
Horas hat einen aufstellbaren Mast, könnte also vom Jerganer Hafen aus unbemerkt den Fluss hinaufsegeln. Der
Hira dürfte nicht so stark überwacht werden wie die Küstenstraße, wenn überhaupt. Außerdem vermeiden wir dann
einen langen und beschwerlichen Marsch durch Sümpfe und den Dschungel. Wir suchen also das Tal der
Glühwürmchen von Osten her, packen den ganzen Plunder auf das Boot und fahren zurück nach Jergan, zur
Schivone, ohne unangenehm aufzufallen."
Odilon rieb sich über den von der Meeressonne ausgebleichten Bart: "Hm ja, hört sich soweit ganz vernünftig an.
Aber ich habe damit schon mal zwei Probleme. Zum einen verfügen wir über eine einigermaßen brauchbare
Lagebeschreibung des Tals nur von Westen her. Die beiden markanten Felsen fehlen uns im anderen Fall schon
mal als Landmarke, außerdem steht es überhaupt nicht fest, ob es vom Hira aus überhaupt einen Zugang in unser
Tal gibt. Zum anderen haben wir danach immer noch die Piraten am Hals, die uns sicherlich nicht mit den Knochen
Alborans und dem Talued-Wasser, oder was immer sich in diesem Topf befindet, in Perricum oder Dergelmund
absetzen werden."
Alrik nickte. "Das ist wahr. Aber sie sind auf jeden Fall unsere Eintrittskarte für die Fürstkomturei. Als Piraten
können wir uns ohne Probleme in der Stadt bewegen. Alles Weitere müssen wir dann vor Ort sehen. Und was die
Lage des Tals angeht, so läßt sie sich vom Hira aus ebenfalls herausfinden. Am Flussufer wird es doch sicher
Dörfer geben."
Alvan nickte: "Das könnte funktionieren. Ich würde auf Maraskan ehrlich gesagt auch lieber eine Überlandreise
vermeiden. Aber..."
"He, ihr da!" Die scharfe Stimme der Bootsfrau erklang. "Was gibt es da für Heimlichkeiten? Rauf an Deck, aber
ein bisschen zackig."
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