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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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Fingerbreit für Fingerbreit ruckte die Spitze des Dolchs nach unten, immer näher auf Alriks gesundes Auge zu.<br />

Speichel tropfte aus dem Mund des Oroniers, dessen Gesicht wie bei einem Ferkina völlig vernarbt und verbrannt<br />

war. Er schien die Situation zu genießen.<br />

Alriks Linke tastete nach dem Hals des Gegners, fand die Brosche mit dem Skorpion, die dessen Mantel<br />

zusammenhielt.<br />

Die Spitze des Waqquif wies nun genau auf die Iris <strong>von</strong> Alriks gesundem Auge. Der Gardist grinste und sabberte<br />

dabei erneut. "<strong>Das</strong> Schönste ist - das ist ein Krummdolch! Damit werde ich dein Auge nicht ausstechen, sondern,<br />

haha, ausschaben!" Ein krankes Lachen schallte durch die Nacht.<br />

Alriks Finger drückten gegen die Nadel, die die Skorpionsbrosche mit dem Mantel zusammenhielt. Im nächsten<br />

Augenblick hatten seine Finger die Halsschlagader des Rotmantel ertastet. Mit einem Gebet zu Phex stieß Alrik die<br />

spitze Nadel hinein.<br />

Der Gardist schrie auf, tastete nach seiner Kehle, während dunkles Blut aus der Wunde sprudelte. Der Waqquif<br />

klirrte auf das Kutschendach. Alrik packte seinen Gegner am Kragen und stieß in die Finsternis, wo er krachend<br />

aufschlug. Dann langte er sich selbst unter das Kinn.<br />

"Man sollte eben keinen Skorpion am Hals tragen" zischte er. Nun musste er sich festhalten, denn der Kutscher<br />

zügelte scharf die völlig erschöpften, schweißüberströmten Pferde. Nachdem die Kutsche zum Stehen gekommen<br />

war, griff der letzte Gardist ebenfalls zum Krummsäbel.<br />

Alrik hob den Krummdolch auf und sah den Rotmantel herausfordernd an.<br />

"Na, Rotmäntelchen - willst du dir deine Kutte auch noch ein bisschen nachfärben lassen, so wie deine Kumpels<br />

gerade eben?"<br />

Ein tulamidischer Fluch erklang, denn Alrik nicht verstand.<br />

Der Khunchomer sauste herab. Alrik parierte mit dem Krummdolch.<br />

"Schau an, Dummerchen. Da hast du doch glatt übersehen, dass ich noch ein Messer habe."<br />

Der Gardist riss die Augen auf und schielte in Richtung der Klinge, die in seinem Nacken steckte. Alrik schüttelte<br />

den Kopf und riss den bluttriefenden Dolch wieder heraus, den er im Gürtel hinter seinem Rücken versteckt hatte.<br />

Der Mann fiel aufs Gesicht, zuckte noch ein wenig und war tot.<br />

"<strong>Das</strong> war´s schon? Kein Wunder, dass sie dich nur zum Kutscher gemacht haben."<br />

Alrik nahm dem Toten den Schlüsselbund ab, der an dessen Gürtel hing, und suchte den Schlüssel für die Tür<br />

heraus.<br />

Im Inneren der Karosse fand er tatsächlich den Inquisitor, wie zum Hohn im vollen Ornat des Hochgeweihten, auf<br />

einer Klappbank sitzend, Hände und Füße mit schweren Eisenketten gefesselt. Sein Gesicht war bleich und<br />

ausdruckslos - aber es war ohne Zweifel Meister Selbfried, der dort saß. Sogar die Haare hatten sie ihm gelassen.<br />

"Na, wie gefallen Euch die oronischen Fesselspiele? Da kann Euereins wohl selbst noch was dabei lernen"<br />

Selbfrieds Gesichtsausdruck verriet, dass ihm nicht zum Scherzen zumute war.<br />

Odilon lenkte sein Pferd zu der Steineiche zurück, wo seine Tochter noch immer versonnen ins Nichts starrte.<br />

Hesindian war ebenfalls auf ein Pferd der Wachen gestiegen. Gemeinsam ritten sie zu der Stelle, wo die tote<br />

Gardistin in einer Pfütze aus Wasser und Blut lag. Alrik hatte sich offenbar an die Verfolgung der Kutsche<br />

gemacht, aber wo um alles in der Welt waren Gunelde und Sigismund abgeblieben?<br />

Ein leises Wimmern und Schluchzen, immer wieder unterbrochen <strong>von</strong> einem merkwürdigen Stöhnen, wies ihnen<br />

den Weg. Sigismund lag einige wenige Schritt entfernt im Wald, sein Gewand war völlig zerfetzt, der Rücken <strong>von</strong><br />

Krallenspuren gezeichnet. Sein verzweifelter, irgendwie aber auch genießerischer Gesichtsausdruck war eindeutig.<br />

Genauer gesagt, schien er gerade zwischen der Erinnerung an etwas unsäglich Lustvolles und äußerstem Selbstekel<br />

hin und her gerissen zu werden. Der dämonische Hund war verschwunden. Die Perainedienerin kauerte neben<br />

einem Kaktus, offenbar <strong>von</strong> einem Hieb auf den Kopf benommen.<br />

Der Magus wirkte einen Heilzauber auf seine Schulterwunde. Odilon ging schweigend daran, die vom Schlafgift<br />

Betäubten mit Wandelurs Hilfe endgültig in die Verdammnis zu befördern.<br />

Er hatte gelernt, und was sonst sollte er mit den Rotmänteln anstellen?<br />

Nach einer Weile hörten sie, wie die Kutsche zurückkehrte. Alrik saß auf dem Kutschbock, neben ihm der<br />

totenbleiche Inquisitor.<br />

"Hier, dieses Gefährt habe ich für uns aufgetrieben."<br />

"Wo sind die anderen Gardisten?" fragte Odilon.<br />

"Liegen hinten im Wagen. Ich denke, sie haben als gute Oronier ihr Ableben genossen."<br />

"Gut. Ach ja, und Alvan müssen wir auch noch in die Kutsche heben, sie ist verzaubert."<br />

„Wie sollen wir eigentlich den toten Gaul wegschaffen?“ merkte Sigismund an und deutete auf das Pferd, das Alrik<br />

erschlagen hatte.<br />

„Verdammt.“ rief Odilon erschrocken. „Die Pferde!!! Es waren sieben Reiter und vier Pferde vor der Kutsche. Ich<br />

sehe hier nur neun Pferde, und das tote eben. Wo ist das letzte Pferd?“ fragte Odilon in die Runde.<br />

„Ist doch egal, wir haben schließlich genug Reittiere. Hilft mir mal jemand mit dem toten Gaul?“<br />

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