Das Gold von Maraskan - Darpatien
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den Boden bohrte, zog mit einem halb wütenden, halb schmerzerfüllten Schrei das Messer heraus und schleuderte<br />
es auf den Angreifer. Dessen Grinsen erstarb, als er merkte, dass sein Fuß an die Bodenplanken genagelt war. Der<br />
Baernfarn riß das Entermesser wieder hoch und parierte den Spalthieb Svanjas, die über den sterbenden Oske<br />
hinweg in den Laderaum gesprungen war. Keinen Herzschlag später musste sie erfahren, dass ein waidwunder Bär<br />
am gefährlichsten ist, als ihr das Entermesser den Schädel spaltete.<br />
Odilons nächster Hieb galt der Laterne, deren unsteter Kerzenschein über die Weinfässer und Weizensäcke im<br />
Laderaum ging. Zwei Hiebe, dann hatte er sie zertrümmert. Schatten breiteten sich aus. Den Schmerz in seinem<br />
ganzen Körper einschließlich des Knöchels verbeißend, hinkte er mehr oder weniger lautlos auf seinen<br />
festgenagelten Gegner zu, der törichterweise auch noch lautstark fluchte. Der Schwarze Bär hieb solange auf sein<br />
schreiendes, unsichtbares Opfer ein, bis sein Säbel keinen Widerstand mehr spürte und ein dumpfes Poltern zu<br />
hören war.<br />
Dann hinkte er weiter und lauschte in die Dunkelheit. Die anderen hatten offenbar keine Lust mehr, dem wütenden<br />
Bären in diese finstere Höhle zu folgen.<br />
Sich an den aufgestapelten Fässern entlang hangelnd, tastete er sich nach achtern, wo er die Luke vermutete. Nach<br />
einer Weile hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, zumal <strong>von</strong> der Luke her noch immer etwas<br />
Tageslicht hereinfiel. Seine blutverkrusteten Hände tasteten über eiserne Beschläge an der Decke: <strong>Das</strong> musste die<br />
rettende Luke sein. Mit dem Entermesser klopfte er dagegen, jede Bewegung mit rasenden Schmerzen büßend.<br />
"Macht...auf...ich bin es.... Odilon!"<br />
Er war schon mehr ohnmächtig als bei Sinnen, als der Riegel schließlich beiseite geschoben wurde. Helfende<br />
Hände griffen nach ihm und zogen ihn hinauf in die Kapitänskajüte. <strong>Das</strong> Gesicht Tikas, die ihn auf einen der Stühle<br />
setzte.<br />
"Kompliment. Ihr habt in einer einzigen Nacht mehr Mitglieder meiner schwachköpfigen Mannschaft getötet als<br />
ich in vier Dämonenläufen."<br />
Erst jetzt sah Odilon das Gesicht Mercurios vor sich, der schmallippig und bleich in seinem Kapitänsstuhl saß.<br />
Odilon wollte hochfahren, nach dem Entermesser greifen, aber ein großes Messer an seiner Kehle ließ in<br />
innehalten. Erst jetzt merkte er zu seinem Entsetzen, dass die Kajüte bis auf Tika, den Kapitän und den<br />
Schiffsjungen leer war, der ihm gerade ein Messer an den Hals hielt.<br />
"Lass das, Fisch!" Mercurio winkte ab. "Der blutet schon aus genug Wunden."<br />
"Soll ich ihn fesseln, Käpt´n?"<br />
"Nicht doch. Wohin soll er denn fliehen?" Der Al´Anfaner grinste, wirkte dabei aber eher schwächlich.<br />
"Ich hätte ihr nicht vertrauen dürfen!" sagte Odilon tonlos und blickte zu Tika, die mit gezücktem Entermesser<br />
neben ihm stand. "Selbfried hat Recht, ich bin zu weichherzig."<br />
"Weichherzig? Du hast meine halbe Mannschaft umgebracht. Was sage ich da, du hast mehr als zwei Drittel meiner<br />
Jungs und Mädels in die Niederhöllen geschickt."<br />
"Da gehören sie ja auch hin. Apropos hingehören. Wo sind meine Gefährten?" Odilon versuchte ruhig und<br />
unbeteiligt zu klingen, um sich seine Bestürzung und Sorge (vor allem um Alvan) nicht anmerken zu lassen.<br />
"Sie sind jetzt dort, wo meine Leute gefangen gehalten wurden, in dem gleichen Zustand. Vielleicht noch ein wenig<br />
schärfer gefesselt. . ."<br />
Ein pervalischer Ausdruck trat in Mercurios Gesicht. "Als deine Gefährten Klapper und Sauerbrot in den Verschlag<br />
gebracht haben, waren sie so leichtsinnig, Tika und Fisch allein mit der Betschwester und dem Magier zurück zu<br />
lassen. Tja, mir hat der Schiffsjunge schon heute Morgen ein Messer zugesteckt und einen Belegnagel unter das<br />
Kopfkissen geschoben. Den Klapperstorch und den stummen Zauberer zu überwältigen war dann ein Kinderspiel."<br />
Mercurio war anzumerken, wie sehr er die Schilderung seines Sieges genoss. "Wir hatten damit zwei Geiseln und<br />
die Kajüte in unserer Gewalt. Als dann noch die Verstärkung kam, haben deine Gefährten nach einem bisschen<br />
Geplänkel die Waffen gestreckt."<br />
Insgeheim atmete Odilon auf. <strong>Das</strong> bedeutete, dass sie noch am Leben waren.<br />
"Und die Toten draußen auf dem Deck?"<br />
"Reine Ablenkung. Dank Tika weiß ich, dass du zur Greif hinüber geschwommen bist, ich konnte mir also denken,<br />
dass du auf den gleichen Weg zurückkehren würdest. Ich muss sagen, alle Achtung. Du hast es dennoch bis in die<br />
Kajüte geschafft. <strong>Das</strong> hätte ich nicht erwartet." Ehrliche Anerkennung lag in den müden Augen des Kapitäns.<br />
"Was ist mit meinem Leutnant passiert?" fragte er unvermittelt.<br />
"Die Pest holt euch alle!" krächzte der Papagei im Hintergrund.<br />
"Halt die Klappe. Also, was habt ihr mit Emporio Lamenduza gemacht?"<br />
"Fragt lieber, was er mit Euch vorhatte. Er hat Euch den Boronwein eingeflösst und wollte Euch mit einem Kissen<br />
ersticken, um selbst Kapitän der Fran-Horas zu werden. Hätte ich ihm nicht im letzten Moment einen Pfeil in den<br />
Hals gejagt, wärt Ihr jetzt tot."<br />
"Da bin ich dir ja richtig zu Dank verpflichtet. Dir und Alvan. Warum nur, frage ich, seid ihr alle darauf erpicht,<br />
mein Leben zu retten und schlachtet gleichzeitig meine Mannschaft ab, blutiger Dämonenschwefel?"<br />
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