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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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"Halt die Fresse, Shruufschnabel. Ich hätte dir schon auf Rulat den Hals umdrehen sollen, Schandmaul!"<br />

Ächzend erhob sich Mercurio aus der Koje, der stiere Blick aus glasigen Augen, der scharfe Geruch und das<br />

aufgedunsene Gesicht verrieten den Betrunken. Schwarzes Haar kräuselte sich auf der nackten Brust des Piraten.<br />

Die Handprothese lag abgeschnallt auf dem zerwühlten Bett.<br />

Über den Boden huschten Ratten, die die heimlichen Herren dieses Schiffes zu sein schienen.<br />

Mercurio kratzte sich mit dem Armstummel die große Hakennase und starrte dann auf Alvan, besser gesagt auf ihre<br />

kleinen festen Rundungen, die sich durch das nasse Leinenhemd deutlich abzeichneten. Zum ersten Mal kam der<br />

Elfe die Möglichkeit in den Sinn, dass dieser betrunkene Unhold da, der den Bannstrahler wie beiläufig über Bord<br />

und zu den Haien geworfen hatte, über sie herfallen könnte.<br />

Plötzlich verspürte sie Angst, nackte, hilflose, verzweifelte, dumme Angst. Sie hatte lange Zeit selbst unter Piraten<br />

gelebt, ein raues, unkultiviertes Volk und nicht immer eine sonderlich angenehme Gesellschaft, aber das hier war<br />

etwas anderes. Der Eishauch der Niederhöllen war auf diesem Seelenverkäufer, durch den fette, schwarzbraune<br />

Ratten huschten, deutlich zu spüren und die blutunterlaufenen Augen des Käpt´n verrieten nicht allein die wilde<br />

Grausamkeit, wie man sie <strong>von</strong> einem Piratenhäuptling erwartete. Nein, dieser Mann war nicht nur ein gefährlicher<br />

Räuber und Mörder, er war abgrundtief schlecht.<br />

Nun stand sie also da, hilflos wie das Kaninchen vor der Schlange, starrte auf den hässlichen Armstumpf, mit dem<br />

sich Mercurio, der schwarze Mendener, über den schwarzen Schnurrbart und die verklebten, schweißigen Haare<br />

strich. In diesem Moment war sie nicht mehr Alvan Scheyhathjida <strong>von</strong> Baernfarn, die erfahrene Aventurienreisende<br />

und respektierte Grundherrin <strong>von</strong> Nordenheim, sondern nur noch ein kleines, angsterfülltes Mädchen, dass gerade<br />

überall sonst hätte sein wollen, nur nicht hier vor diesem schnaufenden, nach Schnaps und den Niederhöllen<br />

riechenden Scheusal.<br />

Nein, sie durfte sich jetzt nicht gehen lassen, gerade in einer solchen Situation nicht. Sie musste gegen die Präsenz<br />

dieses Mannes ankämpfen, der ihr förmlich seine Macht als Herr über Leben und Tod an Bord dieses Schiffes<br />

aufzuzwingen suchte. Mercurio schwieg, also beschloss sie, einen Versuchspfeil abzuschießen.<br />

"Die Asmodena-Horas ist ein gutes Schiff, nicht wahr?"<br />

Mercurio war nicht anzumerken, ob ihn die Worte beeindruckten.<br />

"Sie hat ihre Vor- und Nachteile. In der Luvposition zum Beispiel..."<br />

Alvan beugte sich gespannt vor. Der Pirat merkte, dass er gerade dabei. die taktischen Schwächen seines Schiffes<br />

auszuplaudern, und brach ab.<br />

"Jedes Schiff taugt nur so viel wie sein Kapitän. Die ´Siebengehörnt´ war besser, aber die ruht nun leider auf dem<br />

Grund des Perlenmeers. War nicht leicht, diese verdammte Schi<strong>von</strong>e hier zu erobern, nicht leicht."<br />

"Dann ist... war das hier tatsächlich einmal die Asmodena-Horas, Heimathafen Bethana?"<br />

"Nun, für ´nen Bethanier fährt sie noch immer." Ein keckerndes Lachen ertönte, dann stand der Käpt´n schwankend<br />

auf und ließ sich in seinen Stuhl fallen. Die gesunde Hand krallte sich um die mit einer Dämonenfratze verzierte<br />

Lehne.<br />

"Die Niederhöllen! U-ägga" krächzte der Papagei.<br />

"Halt die Klappe, Shruufschnabel. Und du, setz dich erst mal hin."<br />

Mercurio wies Alvan den Stuhl. Zögernd ließ sich die Elfe nieder, unangenehm berührt ob der Nähe, die nun<br />

zwischen ihnen herrschte, und dankbar, dass der Pirat ihre zitternden Knien nicht mehr sehen konnte.<br />

Der Seeräuber schob eine halbleere Flasche Rum in Alvans Richtung, ebenso einen dreckigen Becher. "Trink erst<br />

mal ´nen kräftigen Schluck."<br />

Wollte er sie erst betrunken machen, bevor er sich über sie hermachen würde? Andererseits, etwas Gebranntes<br />

konnte sie jetzt schon gebrauchen.<br />

Alvan goß sich etwas Rum ein, probierte. <strong>Maraskan</strong>ischer Zuckerrum, wer sagte es denn. Zusammen mit der<br />

Wärme in ihrer Kehle kehrte auch ihre alte Selbstsicherheit zurück.<br />

"Hast du Hunger? Hier, friss!"<br />

Ein Hühnerschlegel und ein Kanten Brot wurden ihr auf einem Teller zugeschoben. Auch wenn das Essen wenig<br />

appetitlich aussah, beschloss Alvan dennoch zuzugreifen. Wer wusste schon, wann sie das nächste mal wieder<br />

etwas zu essen bekäme.<br />

"Wollt Ihr gleich über mich herfallen, oder speisen wir erst ein wenig zusammen?"<br />

Mercurio sah verblüfft drein, dann lachte er auf.<br />

"Blutiger Dämonenschwefel, nicht schlecht, Richtschützin! Emporio hatte Recht. Du bist früher einmal zu See<br />

gefahren, das merkt man dir an."<br />

Nun war es an der Edlen, verblüfft zu blicken.<br />

"Woher wisst...."<br />

"Ich vergesse nie ein Gesicht. Vor allem nicht, wenn es <strong>von</strong> spitzen Ohren verziert wird. Bei allen Gehörnten <strong>von</strong><br />

Yhol´Gurmak, du wirst dich nicht mehr an mein Gesicht erinnern können, aber ich kenne dich. Richtschützin warst<br />

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