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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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seinen Büchern. Ja, Estibora hatte Recht. Sie hatte die einschlägigen Vorschriften genau zitiert. Und an ihrer<br />

Interpretation konnte er keinen logischen Fehler erkennen.<br />

„Meldorjin, was soll das?“ fragte Vegsziber. „Was steht im Gesetz, welche List verfolgen die Garethjas“<br />

„<strong>Das</strong> Gesetz wurde völlig korrekt zitiert, kein Zweifel.“ antwortete Meldorjin.<br />

„Gut, wenn Du mir also zustimmst rufe ich Alrik auf. Er soll sich selbst zu dem Vorwurf äußern“ Meldorjin war<br />

nicht unbedingt einverstanden, aber er war froh, Vegsziber keine weitere Antwort geben zu müssen. Es war jetzt<br />

wohl erst einmal das Klügere, Alrik und Alvan zu verhören. <strong>Das</strong> würde wohl leichter sein, bevor Estibora noch auf<br />

den Gedanken kam, zu hinterfragen, ob das Gesetzbuch auf nichtmaraskanischem Festland gelte. Er würde Zeit<br />

gewinnen, und vielleicht käme ihm noch ein passender Gedanke.<br />

„Alrik, Dir wird zur Last gelegt, dass Du zweimal einen Matrosen der Nachtwind mit dem Schwert bedroht hast,<br />

um damit gemeinsam mit Alvan das Beiboot zur Kursänderung zu zwingen. Dein und Alvans Handeln hat zwei<br />

Matrosen das Leben gekostet. Bestreitest Du Diesen Vorwurf?“<br />

Alvan hielt den Atem an. Sie hoffte nur, dass er genau so aussagen würde, wie sie es ihm eingeschärft hatte.<br />

„Nein, das bestreite ich nicht. Ich tat dies, um Odilons Leben zu retten, nachdem Alvan sich für diese<br />

Vorgehensweise entschieden hatte.“<br />

„Was heißt das jetzt? Hat Alvan angeordnet, dass Du ihr bei ihrem Vorhaben behilflich bist?“<br />

„Nein, das hat sie nicht. Alvan hat nichts zu ihm gesagt im Boot, er hat selbständig gehandelt!“ rief Alrech.<br />

„Ruhe!“ Vegsziber brachte den Zwischenrufer zum Schweigen.<br />

„Es war eigentlich klar, was Alvan erwartete. Sie hatte die Initiative ergriffen. Und da sie als einzigste <strong>von</strong> uns<br />

<strong>Maraskan</strong>i spricht und unsere Reise nach Schwarzmaraskan letztlich <strong>von</strong> ihr geführt wird führte sie, wenn man so<br />

will, letztlich das Kommando. Es bedurfte daher keiner weiteren Worte <strong>von</strong> ihr, um zu erkennen, was sie <strong>von</strong> mir<br />

erwartete.“<br />

„Ihr seid, wenn man das so sagen kann, auf einer Mission nach Jergan unterwegs, die gegen den Bruderlosen<br />

Herrscher Helme Haffax gerichtet ist?“<br />

„Ja.“<br />

„<strong>Das</strong> ist eine Unternehmung, die <strong>von</strong> Alvan geleitet wird. Da Euer Ziel in feindlichem Gebiet liegt ist das also<br />

zweifellos eine kriegerische Unternehmung?“<br />

„Ja.“<br />

„Alvan, kannst Du die Aussage Deines Gefährten so bestätigen?“<br />

„Ja, das kann ich.“<br />

„Es ist also richtig, dass Alrik letztlich auf Dein Geheiß handelte. Ich mache Dich darauf aufmerksam, dass in<br />

diesem Fall, soweit Alrik verurteilt wird, Du die Strafe an seiner Stelle erleiden wirst?“<br />

„Ja, das ist mir bekannt. Es war meine Entscheidung, das Kommando auf dem Beiboot zu übernehmen. Alrik<br />

handelte, indem er mir half, letztlich auf mein Geheiß und nach meinem Willen.“<br />

Alrik wusste nicht so recht, was er da<strong>von</strong> halten sollte. Gut, letztlich liefe es wohl darauf hinaus, dass statt zwei<br />

Todesurteilen nur eines, verhängt würde. Man würde also, so wie das jetzt aussah, nur Alvan hinrichten und nicht<br />

auch noch ihn. Dafür log Alvan, dass sie das Kommando führte, was ja so letztlich nicht ganz stimmte. Alrik hoffte<br />

nur, dass Alvan wusste, was sie da tat. Aber schließlich hatte Estibora ja auch schon die anderen vier frei<br />

bekommen.<br />

„Meldorjin, sind die Darlegungen Estiboras richtig?“ fragte Vegsziber.<br />

„Ja, das sind sie. Die Übertragung der Strafe auf den Befehlshaber einer militärischen Aktion ergibt sich aus dem<br />

königlichen Wehrstatut, das in diesem Fall analog anzuwenden ist.<br />

Zornig knirschte Vegsziber mit den Zähnen. „Nagut. <strong>Das</strong> war’s dann wohl. Werden noch Beweiserhebungsanträge<br />

gestellt? Nein, na sehr gut. Dann überleg ich mir mal das Urteil. Die Verhandlung ist geschlossen.“ Vegsziber<br />

haute mit der Faust auf den Tisch. „Karhamsibab, bring mir mal einen Schnaps.“<br />

Vegsziber trank einen Schnaps. Dann sorgte er wieder für Ruhe.<br />

Nachdem Vegsziber noch ein Stamperl Schnaps geleert hatte sorgte er mit einer Handbewegung für Ruhe. „So,<br />

jetzt also hab ich mir das Prozedere lang genug angehört. Mir raucht schon der Kopf <strong>von</strong> diesen Gesetzen. Also,<br />

Estibora und Meldorjin sind sich einig, dass gegen Selbfried, Sigismund und Gunelde keine Anklage erhoben wird,<br />

und dass Odilon keinen Verrat begangen hat. Die vier sind also frei. Alrik und Alvan sind der Bedrohung, der<br />

Piraterie und des Mordens schuldig befunden. Daher lautet für beide die Strafe Tod durch Kielholen. Da aber Alrik<br />

auf Alvans Weisung gehandelt hat soll Alvan zweimal gekielholt werden. Und damit basta. Preiset die Schönheit!<br />

Hat die Verurteilte noch etwas zu sagen, bevor das Urteil vollstreckt wird?“ triumphierend blickte Vegsziber Alvan<br />

an.<br />

Odilon blieb schier der Atem weg, als ihm bewusst wurde, dass er seine Tochter verlieren würde.<br />

„Oh ja, gewiss doch“ gab Alvan zurück. Sie wirkte, als hätte sie mit diesem Urteil gerechnet, und lächelte. Estibora<br />

schien ebenso zufrieden.<br />

„Dann sprich, aber fass Dich kurz. Ich will das jetzt hinter mich kriegen.“<br />

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