Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
Das Gold von Maraskan - Darpatien
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
"Tja, Jungs, Pech gehabt!" lachte er kalt und warf das kleine Flämmchen in die ölige Masse, die sich um den<br />
Armbrustschützen ausbreitete (gerade bei ihm war es wichtig, dass möglichst wenig übrig blieb, bevor sich jemand<br />
nach dem Verbleib einer fehlenden Rüstung erkundigen konnte). Flammen brüllten hoch und Alrik beeilte sich, das<br />
Lagerhaus zu verlassen.<br />
Draußen stieß er beinahe mit einem schwankenden Seemann zusammen, dem ein Geruch wie aus der kaiserlichen<br />
Hofdestille Valpos entströmte.<br />
"Wasch is´n hier los?" lallte der Mann.<br />
"Willst du es wirklich wissen?" lachte Alrik und verpasste dem völlig Verdutzten einen Hieb unter das Kinn. Dies<br />
reichte aus, um den heillos Betrunkenen vollends außer Gefecht zu setzen. Bevor er zusammensinken konnte, hatte<br />
ihn Alrik aufgefangen und ihn in Richtung des Glutofens geschleudert, der sich hinter ihm durch den Luftzug<br />
mächtig anheizte.<br />
Alrik wunderte sich selbst über seine Gefühlskälte, als er die Tür hinter sich schloss. Nein, eigentlich war es gar<br />
keine Gefühlskalte, es hatte ihm sogar ungeheuren Spaß gemacht, die beiden Wachen und die lästigen Zeugen nach<br />
einander zu überwältigen und anschließend alle Spuren zu beseitigen. Es waren doch ohnehin nur verdammte<br />
Schwarzländer - es war das reinste Vergnügen, diesen Abschaum zu töten.<br />
Seine eigenen Kleider im Rucksack, machte er sich fröhlich pfeifend auf den Weg zur Esplanade der Genüsse,<br />
während hinter ihm die ersten Flammen aus der Lagerhalle schlugen.<br />
Versonnen lächelnd sah Alvan auf den kahlgeschorenen Mann, der, die Augen <strong>von</strong> einer Art Scheuklappen<br />
verschlossen und eine regelrechte Kandare im Mund, <strong>von</strong> seiner heillos betrunkenen (oder anderweitig<br />
berauschten) Besitzerin durch den Schankraum geritten wurde - solange, bis er stöhnend und mit aus dem<br />
Mundwinkeln tropfenden Blut zusammensank. <strong>Das</strong> pralle Weibstück, das aussah, wie sich Klein-Alrik die<br />
verruchte Kaiserin Cella vorstellte, schlug noch ein wenig mit ihrer Reitpeitsche auf den Unglücklichen ein - die<br />
Narben auf seinen Rücken verrieten, dass dies nichts Ungewöhnliches war - und ging dann wieder zu einem der<br />
Spieltische zurück, wo um horrende Einsätze gespielt wurde, wie kalt glitzernde <strong>Gold</strong>häuflein neben den<br />
Inrahkarten verrieten.<br />
Nach einigen Bechern Rotwein fühlte sich die junge Halbelfe wieder angenehm betrunken. Immer wieder sah sie<br />
zur Treppe hinauf, wo Ruramid schon vor geraumer Zeit mit einem hübschen jungen Lustknaben verschwunden<br />
war (sie hoffte doch sehr, dass sie sich dort nach Art der Schwester Rahja mit ihm vergnügen und sowohl<br />
"nehmen" als auch "geben" würde).<br />
Verdammt, sie hatte wirklich einen zuviel geladen, und die allgegenwärtigen Rauschkrautdämpfe machten die<br />
Sache nicht erträglicher.<br />
Ihr stierer Blick ging zum Nachbartisch, wo ein fetter, kahlschädeliger Mann einem mädchenhaft aussehenden,<br />
nackten Jüngling unter den obszönsten Flüchen eine Bosparanjerfläschlein den After zu schieben versuchte. Der<br />
Wirt trat an den Tisch: "Mal ein bisschen langsam, mein Freund. Ich will keine Sauereien in meinem Haus, so wie<br />
Flaschen im Arsch abbrechen und ähnlichen Schweinkram. Also, schieb entweder deinen kleinen Belkelelstolz rein<br />
oder lass es ganz bleiben. Mein hübscher Nasul is´ nämlich kein Unfreier." Er wies auf eine völlig verwelkte, sich<br />
in schwarze Krümel auflösende Blutrose auf dem Tisch: "Is´das deine?"<br />
Der Fettsack nickte grunzend - offenbar war auch er nicht mehr vollständig Herr seiner Sinne.<br />
"Solltest dir langsam mal eine neue besorgen, sonst landest du noch vor Sonnenaufgang am Sklavenpfahl. Die<br />
richtige Frisur dazu hast du ja schon. Ich mein nur, is´ bloß eine Empfehlung. Möchte halt, dass mir meine Kunden<br />
erhalten bleiben. Noch einen Schank Schwarzer Wein?"<br />
Der Dicke schnaufte etwas, was wohl als Zustimmung gemeint war.<br />
Alvan nahm erneut einen Schluck Rotwein, der irgendwie bitter schmeckte. Nein, das hier bereitete ihr alles kein<br />
Vergnügen. Es war so - seelenlos. Sie fühlte sich müde, berauscht und wollte nur noch in ihr Zimmer, um sich<br />
auszuschlafen.<br />
Jähe Übelkeit stieg in ihr hoch. Hastig torkelte sie zur Latrine, stieß die Tür auf und spie in hohen Bogen in das<br />
Sitzloch. Danach fühlte sie sich einigermaßen erleichtert, so dass sie wieder zu ihrem Sitzplatz zurückkehren<br />
konnte.<br />
Sie kam gerade rechtzeitig, um den Fettwanst dabei zu erwischen, wie er nach ihrer falschen Blutrose grapschte,<br />
die sie leichtsinnigerweise auf dem Tisch liegen gelassen hatte"<br />
"He, bei der Schönheit der Welt, lass das" zischte sie. "<strong>Das</strong> is´ meine! Kauf dir gefälligst selbst eine, Fettwanst!"<br />
Tatsächlich war gerade ein mohisch aussehender Rosenverkäufer damit beschäftigt, <strong>von</strong> Tisch zu Tisch zu gehen<br />
und seine Ware anzupreisen.<br />
Der Dicke grunzte etwas, was wie eine Verwünschung klang, griff mit geschmacklos beringten Fingern zu seinem<br />
prallen Geldbeutel und drückte sie dem Rosenhändler im Tausch für eine Rose in die Hand.<br />
Dann warf er einen höhnischen Blick auf die durchschnittenen Lederriemen an Alvans Gürtel und rief<br />
überraschend laut und vernehmlich durch den Schankraum: "He, hört mal alle her. <strong>Das</strong> verkotzte Spitzöhrchen<br />
lästert der Herrin der Schwarzfaulen Lust. Der ihre Blutrose ist aus Papier, könnt Ihr euch das vorstellen? So ein<br />
119