Das Gold von Maraskan - Darpatien
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„<strong>Das</strong> glaube ich Euch sogar. Ihr seid ein wahrer Meister darin, die Wahrheit so wortgetreu zu sagen, dass einem<br />
kaum auffallen würde, dass ihr noch etwas verschweigt. Was ist eigentlich aus Eurer Schwiegertochter geworden?“<br />
Odilon wollte den Priester weiter unter Druck setzen. Just in diesem Moment bewegte sich Alvan. Die Halbelfe<br />
schien wieder zu sich zu kommen.<br />
„Kümmert Euch besser um Eure Tochter.“ sagte Marajin und deutete mit einem Kopfnicken zu Alvan. Odilon<br />
drehte sich zu seiner Tochter um, die tatsächlich die Augen öffnete.<br />
„Vater!“ rief Alvan, als sie wieder zu sich gekommen war. „Alboran war... er glaubte... er glaubte an die Zwillinge!<br />
Marajin hat ihn bekehrt zum Glauben an Rur und Gror. Er... Er glaubte an die Wiederkehr!“<br />
„Ja, das tat er.“, bestätigte Marajin. „Am letzten Tag seiner Existenz begann er zu glauben.“<br />
„Marajin, was habt ihr zu ihm gesagt, als er entschlief? Was wolltet ihr ihm mitteilen? Er selbst konnte es nicht<br />
mehr verstehen.“<br />
„Dann... dann ist es also wahr geworden? Dann ist Alboran wiedergekehrt?“<br />
„Ja. Marajin, was hast Du Alboran geantwortet, als er starb?“<br />
„Ich sagte ihm, dass wir uns wiedersehen würden. In diesem oder im nächsten Leben.“<br />
Alvan zitterte ein wenig. „Ich weiß dass nur die wenigsten sich daran erinnern können, in welcher Form sie den<br />
Weltendiskus in ihrer vormaligen Existenz geschaut haben. Vielleicht liegt es daran, dass hier Alborans Grab ist,<br />
und dass ich es nur hier erfahren konnte. Aber hier ist der Schnittpunkt zwischen meinem früheren Leben und<br />
meinem jetzigen Leben. Seltsam, dass mir das nicht früher schon aufgefallen ist. Wir beide lebten in Nordenheim,<br />
und in unser beider Leben hat eine Reise nach <strong>Maraskan</strong> uns den Glauben gebracht, und das sogar am selben Ort.<br />
Hier, als Mylendijian hier lebte, konvertierte ich und begann meinen Weg als Priesterin. Und beinahe hätten wir<br />
sogar denselben Namen getragen.“<br />
Alrik schaute erstaunt. Alvan und Alboran waren sich im Klang der Namen nun auch wieder nicht so ähnlich.<br />
„Ja, das ist richtig,“ erläuterte Odilon, als er den fragenden Blick auf Alriks Gesicht sah. „Jirka wollte unserer<br />
zweiten Tochter ursprünglich den Namen Alvorana geben. Im Isdira bedeutet der Name soviel wie `die<br />
morgendliche Sonne, die im Osten aufgeht´. Aber Veneficus hat gebeten und gebettelt, doch einen anderen Namen<br />
zu wählen, weil Alvorana dem Namen Alboran zu sehr ähnelt. Und damals, unter Baron Weldorn, war das<br />
Verhältnis zwischen Gallys und Friedwang weitaus frostiger als heute. Da wäre Alborana oder Alvorana schlicht<br />
ein kleiner Eklat gewesen. Also haben wir uns dann auf die Kurzform Alvana geeinigt. Was im Isdira keine<br />
wirkliche Übersetzung hat. Aber man könnte vielleicht `die Heimkehrende´ oder `die Wiederkehrende´ als<br />
Übersetzung angeben.“<br />
Marajin blickte Alvan schweigend an.<br />
„Eure Schwiegertochter, Rurmanjinns Frau, hieß ebenfalls Mirajida. Sie war es, die Gunelde in ihrem Traum<br />
gesehen hatte. Sie war es, die <strong>von</strong> den <strong>Maraskan</strong>federn zerfressen worden war, nicht war?“ unterbrach Alrik. Ihm<br />
war das Gerede schlicht zu viel. Dieses maraskanische Gefasel <strong>von</strong> Wiedergeburt war ja als rein theoretisches<br />
Gedankenspiel ganz nett, aber wenn dass heißen sollte, dass seine Lehensfrau Alvana <strong>von</strong> Baernfarn sein Großvater<br />
Alboran war, dann ging ihm das entschieden zu weit.<br />
„Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Aber es könnte sein. Hört mir zu. Mirajida war eine junge Novizin<br />
im Tempel <strong>von</strong> Jergan. Sie war hübsch. Verdammt hübsch, aber ich schätzte sie nicht besonders. Wegen ihrer<br />
Eitelkeit und ihrer Hochnäsigkeit. Sie war ein Mädchen aus gutem Haus. Mein Sohn Rurmanjinn hat sie im Tempel<br />
kennen gelernt und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Von Anfang an war mir das nicht recht. Die junge Mirajida<br />
spielte mit meinem Sohn, wie nur eitle junge Mädchen das tun können. Ich bat meinen Sohn zur Vernunft zu<br />
kommen, aber gegen die innige Liebe, die mein Sohn ihr entgegen brachte, konnte ich nichts tun. Naja, so ist die<br />
Jugend eben. Als Rurmanjinn die Kleine geschwängert hatte, das war kurz bevor Haffax die Macht an sich riss,<br />
bestanden ihre Eltern, wie auch ich, darauf, dass die beiden heirateten. Rurmanjinn freute sich darauf, aber Mirajida<br />
war wütend. Wütend auf mich und auf ihre Eltern, die sie dazu zwangen, ihr Leben mit einem nach Urwald<br />
stinkenden Bauerntölpel zu verbringen, der für sie nur ein Abenteuer war.“<br />
Alrik musste grinsen. Die Geschichte ähnelte doch fast der seiner Schwester Gunelde, die ja auch einen<br />
Bauernsohn geehelicht hatte.<br />
„Jedenfalls war sie seitdem unausstehlich im Tempel, kam ihren Pflichten kaum noch nach und war... na ja einfach<br />
schwierig eben. Sie ließ sich nichts sagen <strong>von</strong> mir, und auch <strong>von</strong> den anderen Priestern nicht. Als dann Haffax in<br />
Jergan an die Macht kam forderte sie, wir müssten alle Schriftrollen und alles andere, was <strong>von</strong> Bedeutung war, in<br />
Sicherheit bringen. Hier in Jergan bestünde Gefahr, dass die Verderbten etwas in die Hände bekämen oder auch<br />
zerstörten. Wir anderen Priester hielten dagegen, dass eine Reise mit den Gerätschaften viel zu auffällig und zu<br />
gefährlich sei. Vor allem, wenn wir, wie sie wollte, die ganzen Heiligtümer ans Festland verschiffen würden, wie<br />
Mirajida forderte. Gemeinsam überstimmten wir sie. Mirajida hatte wütend mit dem Fuß aufgestampft und war aus<br />
dem Tempel gerannt. Wir hatten sie nicht aufgehalten.<br />
Am nächsten Morgen bemerkten wir, dass der Krug mit Talued-Wasser, den wir im allerheiligsten aufbewahrten,<br />
verschwunden war, und ebenso ein ledernes Säckchen mit Diamanten, die ein reicher Bürger in die Obhut des<br />
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