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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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"He, Moment mal. Seit wann zahle ich etwas in unserem eigenen Gestüt?"<br />

"Was dachtest du? Wir haben hier ja auch immense Unkosten mit dem Gestüt, das Futter, der Zureiter will bezahlt<br />

werden, ..."<br />

"<strong>Das</strong> Pferd kann ich mir auch selber zureiten, hab ich mit Kutaki ja auch geschafft!" unterbrach Odilon ungehalten.<br />

"Hmm, lass mich nachdenken. Du könntest wieder einsteigen als Leiter des Gestüts. Als solcher stünde dir ein<br />

Pferd natürlich kostenfrei zur Verfügung..."<br />

"Vergiss es. Ich habe gesagt dass ich diesen Sommer nach Norden reise und dabei bleibt es auch. Du weißt genau,<br />

dass ich nicht so viel Geld für ein Pferd habe. Aber bevor ich meine Freiheit aufgebe und einer festen Anstellung<br />

nachgehe bleibe ich halt auf Schusters Rappen."<br />

"Schade. Noch mal schade." Veneficus hatte es selbst nicht zu hoffen gewagt, dass er Odilon zum Bleiben<br />

überreden könnte. Odilon wäre im Gestüt sehr nützlich gewesen, kein Zweifel, mit seinem Wissen über Pferde.<br />

Aber die Zeit, da Odilon selbst Pferde zugeritten hatte – ausgenommen für sich selbst natürlich – war vorbei.<br />

„Wo ist eigentlich Alvan?“ wollte Veneficus wissen. „Sie hat Dich nicht begleitet.“<br />

„Ja, richtig. Wir haben uns nach unserer Rückkehr in die freien Lande getrennt. Sie wollte noch ein paar<br />

Exilmaraskanische Freunde besuchen.“ Odilon sagte nichts über Asboran. Es wäre nicht gut für den Magus, nicht<br />

gut für irgendjemanden sonst, zu wissen, dass es diese Stadt gab. Selbst die wenigsten <strong>Maraskan</strong>er wussten da<strong>von</strong><br />

etwas, und die Garethjas – jetzt dachte er auch schon so wie diese Insulaner – sollten besser nichts da<strong>von</strong> wissen.<br />

Schließlich war Asboran eine geheime Stadt irgendwo im Raschtulswall, wie er sich zusammengereimt hatte. Die<br />

<strong>Maraskan</strong>er konnten es sich nicht leisten, Mitwisser über ihre Zuflucht zu haben. <strong>Das</strong> Wissen um Asboran war<br />

daher zu gefährlich um verbreitet zu werden. „Sie besucht noch einige Priester der Zwillinge, die ihr noch <strong>von</strong> ihrer<br />

Zeit auf <strong>Maraskan</strong> her bekannt sind.“ <strong>Das</strong> entsprach der Wahrheit, war aber unverbindlich genug. „Dort lässt sie<br />

sich pflegen und versorgen“<br />

„Pflegen? Ist sie verletzt? Ich meine, noch verletzt. Wunden habt ihr ja genug da<strong>von</strong> getragen.“<br />

„Nein. Nicht verletzt. Schwanger.“<br />

Odilon genoss den verdutzten Gesichtsausdruck auf dem Gesicht des sonst so nüchtern und gefühllos auftretenden<br />

Magiers.<br />

„<strong>Das</strong> hatte ich noch gar nicht gesagt. Alvan und Sigismund sind ein Paar geworden. Sie wollten heiraten.“<br />

„Na wunderbar.“ Ereiferte sich der Magus. „Hätten sie mit dem Rahjaspiel nicht warten können bis sie verheiratet<br />

wären? Wir sind hier in <strong>Darpatien</strong>, du weißt was die Traviafrommen Lästermäuler sagen werden.“ Die Worte des<br />

Magiers klangen ungehalten, was aber vielleicht auch daran liegen mochte, dass Veneficus nie im Leben die<br />

richtige Frau kennen gelernt hatte und zeitlebens einsam geblieben war. „Jetzt dürfen wir ein uneheliches Kind<br />

erklären.“<br />

„Diese Schranzen können doch sagen was sie wollen. Ein Verlobter, der vor der Trauung stirbt, das ist doch in<br />

Kriegszeiten kein außergewöhnliches Schicksal. Sollen diese Moralapostel doch erst einmal in Zwerch aufräumen<br />

oder die ewige Fehde der Rabenmunds und Bregelsaums beenden anstatt sich an Nebensächlichkeiten<br />

aufzustoßen.“<br />

„Ich bin ganz Deiner Meinung. Aber Du weißt doch, dass diese Schranzen in Rommilys alles aufgreifen, was sich<br />

gegen unsere Familie verwenden lässt. Diese Neider werden das Fressen dankbar annehmen.“<br />

„Sollen sie. Wer sagt, dass sie nicht regulär verheiratet waren?“<br />

„Was soll jetzt das schon wieder heißen?“<br />

„Ganz einfach. Auf der Asmodena-Horas war ich schließlich zeitweise der Kapitän. Als solcher habe ich das Recht,<br />

eine Ehe zu schließen. Wer sagt Dir, dass ich das nicht getan habe? Ich habe mit Alvan schon darüber geredet, sie<br />

wird das so bestätigen.“<br />

„Vergiss es, Odilon. Ich werde es nicht zulassen, dass Du falsch Zeugnis leistest in dieser Sache. Auch wenn es<br />

einer guten Sache dienlich ist. <strong>Das</strong> wäre zu durchschaubar, die Gerüchte würden nie verstummen. Außerdem gibt<br />

es zu viele Zeugen. Was meinst Du würde der Inquisitor dazu sagen?“<br />

Odilon sagte nichts. Er wusste, dass diesmal Veneficus Recht hatte.<br />

Odilon und Veneficus ritten an Gallys vorbei, als die Sonne sich langsam über der weiten Ebene Niederdarpatiens<br />

senkte. Die Abendsonne wärme sie, aber ein frischer Wind blies aus Gallys herab. Odilon blickte auf die Stadt, die<br />

auf dem Hang des Artemaberg genannten Hügels gebaut war, und die er fast vier Monde lang nicht gesehen hatte.<br />

Zügig ritten die beiden Männer zur Burg am westlichen Fuß des Hügels.<br />

Jetzt in der Schneeschmelze, da die Berge der Sichel nach und nach aper wurden, war der vom Grundwasser<br />

gespeiste Wassergraben rund um das Herrenhaus, das die stolze Bezeichnung Burg Gallys führte, bis zum Rand<br />

gefüllt. Die Zugbrücke war herabgelassen, wie immer bis zum Sonnenuntergang. Baronin Valyria war der Ansicht,<br />

das mache einen offeneren und freundlicheren Eindruck, also hatte sie angeordnet dass das Tor nur bei Dunkelheit<br />

zu verschließen sei. Zwei Gardisten standen am Eingang Wache und grüßten mit zackiger militärischer<br />

Handbewegung, als der Statthalter und der ehemalige Baron den ummauerten Innenhof betraten.<br />

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