Das Gold von Maraskan - Darpatien
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Rur hatte den Weltendiskus den Zwölf überlassen, damit diese während des weiten Fluges zu Gror die Schönheit<br />
der Welt bewahrten. Der Jahrtausende währende Flug der Welt war nicht ohne Gefahr, und Rur konnte den<br />
Weltendiskus, erst einmal auf die weite Reise geschickt, nicht mehr beschützen oder beeinflussen. Daher wachten<br />
die Zwölf Göttlichen Geschwister über das Wohl und Wehe der Welt. Um diese verantwortungsvolle und schwere<br />
Aufgabe erfüllen zu können hat Rur den Göttlichen Geschwistern genaue Anweisungen gegeben, was zu tun sei.<br />
Die Zwölf Göttlichen Geschwister hatten wahrlich keine leichte Aufgabe zu erfüllen.<br />
Bei dieser schweren Pflichterfüllung war es aber nicht gänzlich ausgeschlossen, dass den Göttlichen Geschwistern<br />
ein Fehler unterlaufen konnte. Bruder Praios musste die Sonne ja nicht nur an einem Ort des Weltendiskus<br />
aufgehen lassen, nein, er musste ein jedes Dorf, einen jeden Wald und einen jeden See auf Deres weitem Rund<br />
gleichmäßig mit seinen Sonnenstrahlen bedenken. Ebenso war es Schwester Peraines Aufgabe, die Fruchtbarkeit<br />
der Felder nicht nur in einem Landstrich zu gewährleisten. Die Göttlichen Geschwister hatten wahrhaft eine<br />
schwere Aufgabe, um die sie nicht zu beneiden waren. Gewiss unterliefen ihnen selten Fehler, aber dennoch<br />
geschahen Fehler. Höchstselten, aber sie geschahen. War es daher unangebracht, darum zu bitten, dass die<br />
Göttlichen Geschwister ihre Entscheidungen und ihr Handeln noch einmal überdenken? War es vermessen um eine<br />
kleine Überprüfung zu bitten, ob die Maßstäbe, die Rur am Anbeginn der Welt, in der ersten Stunde des Fluges des<br />
Weltendiskus den Geschwistern gestellt hatte, erfüllt wurden? War es gerecht oder vermessen, Bruder Ingerimm zu<br />
fragen, ob sein Feuer denn tatsächlich die Klause Mylendijians ausgerechnet zu dieser Stunde verbrennen musste?<br />
War es gerecht oder vermessen, Bruder Efferd zu fragen, ob denn tatsächlich eine Welle aus dem Nichts entstehen<br />
konnte und die Gefährten zu ertränken drohte? So sinnierte Alvan. War es denn im Sinne Rurs, sie auf diese<br />
gefahrvolle Reise zu schicken um sie dann, so wenige Meilen vor dem Ziel, elend sterben zu lassen? Hatten sie die<br />
ihnen zugedachte Aufgabe ohne es zu bemerken schon erfüllt? Vielleicht war es lediglich das <strong>von</strong> Rur erdachte<br />
Ziel dieser Reise, die Fran-Horas zu versenken oder Ortwin Natter zu töten. Dann wäre ihre Aufgabe schon erfüllt,<br />
ihr weiteres Schicksal ohne Belang. Oder harrte die Aufgabe, die Rur ihnen zugedacht hatte, noch ihrer<br />
Erledigung? Dann, und da<strong>von</strong> meinte Alvan ausgehen zu können, war es wohl gerechtfertigt, Bruder Efferd und<br />
Bruder Ingerimm zu bitten, ihren Auftrag zur Wahrung der Schönheit der Welt zu überprüfen. Oh göttlicher Rur,<br />
gib das Du nicht vergessen hast Bruder Efferd und Bruder Ingerimm aufzutragen, an diesem schönen Tag<br />
besonders sorgfältig ihre Werke zu prüfen.<br />
Odilon sprang mit einem Hechtsprung in die Fluten des <strong>Maraskan</strong>sundes. Hier, am Ende des Steges, war das<br />
Wasser gut fünf Schritt tief, und der Meeresgrund schien weiter rasch abzufallen. Fünfzig Schritt entfernt hob sich<br />
die Welle in bedrohliche Höhe, aber noch kräuselte sich die Krone der Welle nicht. Noch drohte die Welle nicht zu<br />
brechen. Odilons Körper verschwand in den Fluten. Der Waldläufer tauchte, damit sein Kopf den Schützen der<br />
Feinde kein Ziel bot. Nicht mehr als eine Viertelminute würde vergehen, bis die Welle Odilon erreicht hatte.<br />
Odilon zog seine Arme durch das Wasser mit aller Kraft, die ihm verblieben war. Noch einmal streckte er den Kopf<br />
aus dem Wasser und holte, als er die riesenhafte Welle, höher als zwei Trolle aufeinandergestellt groß waren, auf<br />
sich zu rollen sah, noch einmal tief Luft. Auf dem Gipfel der Welle wogten Schaumkronen, einem steilen Berg<br />
gleich hob sich das Wasser, und als es über Odilon zusammenbrach tauchte dieser in die Tiefe.<br />
Pomodera sah die Welle, die der unheimliche Pirat erwirkt hatte. Sehr gut. Die Welle würde die Kapelle ganz<br />
gewiss in Trümmer legen. Wenn dann tatsächlich noch einer der Rebellen das überlebte würden die Pfeile den Rest<br />
erledigen. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen.<br />
„Eiger, du weißt bescheid. Nimm Dein Schwert und erledige diese Tika. Fred, du knöpfst Dir den Jungen vor. Die<br />
beiden sind hinter den unseren, unweit vom Hauptmann. Mach es kurz und schnell, wir können es nicht riskieren<br />
dass die beiden schreien. Auch wenn der charypthorothverfluchte Pirat sie bei dem Lärm hier nicht hören dürfte<br />
gehen wir kein Risiko ein.“<br />
„Jawoll, Frau Leutnant.“ Die beiden Angesprochenen salutierten und entfernten sich.<br />
Pomodera dachte kurz nach. Sie hatte jetzt noch zehn Leute unter ihrem Befehl hier auf der Nordseite der Klause.<br />
Diese Tuzaker Schlampe Andromejia und Mercurio waren mit ihren Bütteln noch zu siebt. Kein gutes Verhältnis.<br />
Auch wenn sie die Überraschung auf ihrer Seite hatten war mit diesem Zahlenverhältnis keine absolute<br />
Siegesgewissheit verbunden. Ein Soldat, der einen Fehler machte, konnte dem Feind genug Zeit für einen Alarmruf<br />
geben. Verflucht, es war leichtsinnig gewesen, sich so nahe der Mauer zu nähern. Drei gute Kämpfer hatte sie<br />
dadurch verloren. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.<br />
„Algor, Hertha, Berthel, Sighold und Fredegard, ihr fünf erledigt Andromejia. Und zwar sobald ich ihre fünf Büttel<br />
weggeschickt habe. Ihr wartet dann noch bis ich mit Kemal, Argos und meinem Adjutant Hassan zu Mercurio<br />
gegangen bin, um dort mit ihm ´das Ende der Klause sehen zu können´.“ Und das Ende dieses vermaledeiten<br />
Piraten, fügte Pomodera in Gedanken hinzu. Ein hinterhältiges Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht. Die Order<br />
hatte sie leise gegeben, so dass nur die betroffenen Kämpfer ihre Order vernommen hatten. Die Tuzakerin, die sie<br />
für die Anführerin des zusammengewürfelten Trupps aus Bütteln und Piraten hielt, schätzte sie als die gefährlichste<br />
Gegnerin ein und bedachte sie daher mit fünf Angreifern. Sie konnte nicht ahnen, dass in Wahrheit Mercurio der<br />
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