Das Gold von Maraskan - Darpatien
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"Gut dass ihr da seid." Begrüßte Mercurio die beiden. "Ich sag´ Euch, manchmal ist es wirklich gut, eine Verräterin<br />
am Leben zu lassen. Sie wird fortan alles daran setzen, Dein Vertrauen zurückzuerobern. Tika hat mir berichtet,<br />
dass die anderen eine Meuterei planen. Sie wollen heute Abend losschlagen, bevor die neue Mannschaft so richtig<br />
auf mich eingeschworen ist. Nun, ich weiß nicht wirklich, ob ich Tikas Erzählung glauben schenken soll, vielleicht<br />
will sie sich auch nur einschmeicheln. Ich frage mich, wem ich auf diesem Schiff noch vertrauen kann."<br />
Alrik riß den Mund auf in gut gespieltem Entsetzen. Odilon staunte nur ob dieser neuen Wendung.<br />
"Wie steht es mit Euch? Kann ich mich auf Euch verlassen?" fragte Mercurio<br />
"Was für eine seltsame Frage. Verräter wie Loyale Matrosen würden gleichermaßen mit Ja antworten." gab Alrik<br />
zurück.<br />
"Gute Antwort, die gefällt mir. Du bist sehr direkt in Deiner Aussage. Naja, nun will auch ich offen mit Euch sein.<br />
Ich weiß genau, dass Euer Überlaufen auf meine Seite nur der Not entsprungen ist. Wenn sich Euch die<br />
Gelegenheit bietet werdet ihr wieder die Seiten wechseln. Nein, sagt nichts dazu. Ich werde vielleicht alt, aber ich<br />
bin weder blind noch dumm.“<br />
„Wie könnte ich es wagen, dem Kapitän zu widersprechen.“ gab Alrik ausweichend zurück.<br />
„Wie auch immer. Ich habe mir mein Los nicht ausgesucht. Dieses Schiff habe ich seinerzeit gekapert, als ich noch<br />
unter der Al´Anfaner Flagge gefahren bin. Seitdem fuhr ich mit einem Kaperbrief der Perle des Südens auf der<br />
Asmodena-Horas. Ich war der Schrecken aller Kauffahrer am Kap <strong>von</strong> Brabak. Aber das ist lange her. Irgendwann<br />
haben wir unser Glück dann in maraskanischen Gewässern versucht. Dann ist der Krieg hier ausgebrochen, und<br />
schließlich sind wir in Xeraanien gelandet. Was blieb uns anderes übrig als unseren Kaperbrief gegen einen aus<br />
Xeraans Feder einzutauschen. So gesehen bin ich auch aus Zwang übergelaufen. Wer läßt sich schon gerne<br />
versklaven, wenn er auch eine andere Möglichkeit hat.“<br />
Odilon und Alrik hörten gespannt zu. Wie es schien hatte Alrik über Sigismund und Tika genau das erfahren<br />
lassen, was er wollte. Und Mercurio schien sich genau so zu verhalten wie Alrik das erwartet hatte. Potzblitz,<br />
Odilon staunte nicht schlecht ob der guten Menschenkenntnis und der Listigkeit seines Kameraden.<br />
„Von meiner alten Mannschaft ist keiner mehr am Leben. Sie sind nach und nach zu Thargunitoth gefahren. Oder<br />
zu Boron, wie auch immer. Die letzten beiden meiner alten Besatzung sind auf der Greif geblieben... Meine<br />
jetzigen Piraten sind allesamt hier aufgewachsen, Al´Anfaner habe ich keine mehr unter meinem Kommando.<br />
Schade eigentlich... Aber ich verrate Euch wohl nichts Neues damit, dass ich meinen Jungs und Mädels nicht so<br />
ganz trauen kann. Wenn ich Zeit hätte, die neuen, die <strong>von</strong> der Greif, auf mich einzuschwören könnte ich noch lange<br />
hier zur See fahren. Aber die Zeit habe ich wohl nicht. Wie mir scheint wollen Xenia und Kobad schon vorher<br />
losschlagen. Tika hat mir erzählt, dass Xenia eine Meuterei anführen will, noch heute Nacht. Und die neuen werden<br />
sich wohl heraushalten, wenn es hier zum Kampf kommt. Schließlich kennen sie weder mich noch meine<br />
Besatzung, daher wird es ihnen herzlich egal sein wer als Sieger hervorgeht, Hauptsache sie riskieren selbst nichts<br />
dabei. Eigentlich kann ich es ihnen nicht verübeln, ich würde wohl selbst genauso handeln.“<br />
„Niemand kann Deine Leute besser einschätzen als Du, Kapitän.“ stimmte Alrik dem zu.<br />
„Jaja, schon recht. Natürlich fragst Du Dich jetzt, warum ich das erzähle. Ich will, dass ihr mir vertrauen könnt.<br />
Letztlich müsst ihr mir das auch. Denn meine Piraten werden Euch töten, wenn sie die Gelegenheit dazu haben.<br />
Und die Matrosen der Greif, na, auf die hofft ihr mal besser nicht, die halten Euch ja auch für Verräter. Und vor<br />
allem wird Euch der Inquisitor keinen Glauben mehr schenken. Schließlich seid ihr nicht nur schon wieder<br />
übergelaufen, sondern habt auch nicht verhindert, dass ich ihm hier mal gründlich den Kopf wasche.“ Mercurio<br />
grinste. „Aber wenn ich noch meinen Verstand beisammen habe kann ich Euch vertrauen, wenn ihr mir Euer Wort<br />
gebt. Ich schlage Euch einen guten Handel vor. Ich kann die Befehlsgewalt über das Schiff wohl nicht mehr lange<br />
halten, aber ich kann immer noch bestimmen wer mein Nachfolger hier an Bord wird. Ihr oder das lumpige<br />
verräterische Gesocks, was sich zholvhargefällige Piraten schimpft. Ich werde die Matrosen der Greif, die auf mein<br />
Kommando hören, aus all dem heraushalten und verhindern, dass sie Euch in die Quere kommen. Ihr werdet dieses<br />
Gesindel auf meinem Boot erschlagen, oder auch nur gefangen nehmen, ganz wie es euch beliebt. Wer es <strong>von</strong><br />
ihnen überlebt soll <strong>von</strong> Eurem Praiosfuzzi gerichtet werden, damit der auch seinen Blutdurst löschen kann. Dafür<br />
versprecht ihr mir, dass ihr mich in irgendeiner Stadt, egal wo, <strong>von</strong> Bord lasst, in Freiheit und mit der kleinen<br />
schwarzen Truhe in meiner Kajüte samt Inhalt. Wo ist eigentlich egal, es kann meinethalb auch auf <strong>Maraskan</strong> sein,<br />
dahin wolltet ihr ja sowieso. Danach kann mir diese zwölfmalverfluchte Nussschale gleichgültig sein. Und ihr<br />
werdet dafür sorgen, dass der vermaledeite Inquisitor mich – und Tika – in Ruhe läßt. Wir können den Knilch ja<br />
auch samt dem Piratenpack den Haien zum fressen geben. Ist das ein Angebot?“<br />
Alrik nickte bedächtig. Odilon sagte nichts. Alles hörte sich gut an. Zu gut. Aber irgendwie meinte er, dass der<br />
Kapitän nicht alles gesagt hatte. Andererseits, so hätten sie auf alle Fälle eine bessere Ausgangslage. Nur eines<br />
konnte er nicht versprechen. <strong>Das</strong>s der Inquisitor Mercurio in Ruhe lassen würde. Der würde nach dem langen Bad<br />
erst Recht Mercurios Kopf fordern. Und das mit Mercurio den Haien vorwerfen würde er auch noch zu verhindern<br />
wissen. Odilon stimmte dem Vorschlag zu. Mercurio öffnete die Truhe in seiner Kajüte und überreichte Odilon<br />
Schwert und Bogen. Auch die Waffen seiner Gefährten befanden sich in der Truhe.<br />
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