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Das Gold von Maraskan - Darpatien

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ein Versehen in den Graben der Reichsstraße gerutscht und musste repariert werden. Firnjan gehörte zu denjenigen,<br />

die sie wieder auf die Straße gehoben haben. Die Bauern haben mich zu sich ins Feld eingeladen." Gunelde lachte<br />

leise auf. "Ich weiß noch, dass der gute Ferdin ganz außer sich war, weil ich mich dazu herabließ, mit Bauernvolk<br />

zu picknicken, und das auch noch mitten in Gallys. Ich hatte damals schon meinen eigenen Kopf...<br />

Meine Zofe war ebenfalls empört, was hat Griniguld nicht gezetert, aber ich war ja die hochgeborene junge Dame.<br />

Wie auch immer, im Grunde war auch ich damals der Meinung, dass Bauern allesamt schmutzig, braungebrannt<br />

und blöde Halbgoblins wären. Besonders die aus Gallys, verzeiht. Eigentlich war mein Verhalten reine Schikane<br />

den beiden Dienern gegenüber... und, wie soll ich sagen..." Guneldes Augen begannen zu leuchten. "Rahja hat mich<br />

für meinen Hochmut bestraft. Aber was für eine süße Bestrafung! Im Kornfeld lernte ich Firnjan kennen. Er war<br />

überhaupt nicht blöde, schmutzig oder grob zu mir, im Gegenteil!"<br />

Die Therbûnitin räusperte sich.<br />

"So war es Liebe auf den ersten Blick?"<br />

"<strong>Das</strong> nicht. Ihr habt eine zu hohe Meinung <strong>von</strong> dem verzogenen Biest, das ich damals war. In meiner Einfalt bildete<br />

ich mir ein, es sei für ein Baronstöchterlein etwas besonderes, <strong>von</strong> einem kräftigen hübschen Bauernburschen statt<br />

<strong>von</strong> einem blasierten Edelmann entjungfert zu werden. <strong>Das</strong>s die unglückliche Griniguld etwas mitbekommen zu<br />

haben schien, fand ich besonders reizvoll. Nun ja, einige Tage später war der gute Firnjan beinahe schon wieder<br />

vergessen. Als er mir dann auch noch einen Brief auf die Akademie geschrieben hat - besser gesagt, hat einen<br />

schreiben lassen, - habe ich mich mit meinen Stubengefährtinnen darüber lustig gemacht. Ihr wisst ja, wie grausam<br />

heranwachsende Töchter aus gutem Hause sein können."<br />

"Wann habt Ihr Firnjan dann wieder gesehen?"<br />

"Eine dumme Geschichte. An sich fing alles harmlos an. Wegen irgendeiner kleinen Insubordination wurde ich zu<br />

einem Tag verschärften Arrest verurteilt. Aber Gunelde <strong>von</strong> Friedwang-Glimmerdieck war nun einmal ein stolzes<br />

Persönchen, das sich nicht ohne weiteres das Wehrheimer Strammstehen beibringen lassen wollte. Also bin ich <strong>von</strong><br />

der Akademie geflohen, desertiert, wie man dort sagen würde, und als heulendes Elend zu meiner Mutter zurück<br />

nach Friedwang. Ich habe meine Mutter auf den Knien angefleht, mich nicht auf die Akademie zurück zu schicken,<br />

aber sie blieb hart. Heute weiß ich, dass sie Recht hatte und mein Verhalten überaus dumm war, aber damals kam<br />

sie mir so herzlos vor wie eine leibhaftige Erzdämonin. Ich glaube, seitdem mein Vater in der Ogerschlacht<br />

geblieben war, war ich eine sehr schwierige Tochter, eine richtige Zicke, nicht nur gegenüber dem Gesinde, aber in<br />

diesem Moment fühlte ich mich so ungerecht behandelt wie nie zuvor in meinem Leben.<br />

Als ich dann in der Kutsche wieder zurückgefahren wurde, die schwere Strafe im Sinn, die mich in Wehrheim<br />

erwarten würde, das anschließende Strafexerzieren und der gewöhnliche Drill, der dort ja schon hart genug ist, als<br />

wir dann durch Heidengrund kamen - nun, ich bin einfach aus der Kutsche gesprungen und in dem Feld<br />

verschwunden, in dem damals ich und Firnjan..." Gunelde lachte leise auf. "Nun, wir Friedwangs gelten alle als<br />

bockig und sprunghaft in unseren Entscheidungen - umsonst führen wir den Steinbockkopf nicht im Wappen. Nur<br />

schade, dass ich das Gesicht der armen Griniguld nicht habe sehen können. Ich weiß nicht einmal, ob ich in diesem<br />

Augenblick schon einen fertigen Plan hatte, irgendwie dachte ich wohl, ich könnte solange bei Firnjan<br />

unterschlüpfen, bis meine Mutter wieder zur Besinnung käme und mich wieder <strong>von</strong> der Akademie nähme.<br />

Tatsächlich habe ich mich einige Tage in einer Scheune versteckt und mich dort mit Firnjan getroffen, der mir<br />

Essen und Trinken zugesteckt hat. Der gute Firnjan.<br />

Nun, irgendjemand hat wohl unsere Treffen beobachtet, denn wenig später kamen zwei Reiter des Barons und<br />

brachten mich auf die Lindwurmburg, <strong>von</strong> wo man meine Mutter benachrichtigte. Einige Tage später kam dann<br />

<strong>von</strong> ihr ein Brief, wonach ich überhaupt nicht mehr zurückkommen bräuchte, da ihr eine Gunelde <strong>von</strong> Friedwang<br />

gänzlich unbekannt sei...<br />

Nachher hieß es dann, ich sei mit einem Gallyser Bauernburschen ´durchgebrannt´. Nun ja, das war die Sicht<br />

meiner Mutter. Typisch, dachte ich mir, dass sie wegen einer solchen Lappalie derart überreagiert. Aber zu Firnjan<br />

bin ich erst gegangen, als ich begriffen hatte, dass es ihr mit diesem Brief völlig ernst war. Schon allein aus Trotz<br />

habe ich ihn geheiratet, und auch ein wenig aus Mitleid, weil sie ihn im Dorf beinahe mit dem Maul zerrissen<br />

haben. Erst später habe ich erfahren, dass meine Mutter mich gar nicht wegen meiner Flucht nach Gallys enterbt<br />

hatte. Damals ging in Friedwang das Gerücht - ich glaube, mein schurkischer Vetter Gernot hat es in die Welt<br />

gesetzt - dass ich schon ein Jahr zuvor <strong>von</strong> Firnjan schwanger geworden sei und das Kind dann noch auf der<br />

Akademie mittels eines Kräutleins abgetrieben hätte. Meine Mutter war eine überaus tsagläubige Frau, sie trug den<br />

Namen der Göttin bereits in dem ihren. Nach allem, was vorgefallen war, hat sie dann auch noch dieses schlimme<br />

Gerücht geglaubt..." Gunelde verstummte.<br />

"Nun, ich bin mit Firnjan trotz allem glücklich geworden. Auf dem Hof habe ich nicht nur hart arbeiten, sondern<br />

auch sonst noch einige Lektionen gelernt. Aber die Götter haben es mir am Ende dann doch wieder anders<br />

beschieden..."<br />

Alvan nickte. "Nun ja, es ist der Vorzug der Jugend, noch Fehler machen zu dürfen. Nur schade, dass Ihr dieses<br />

unselige Missverständnis mit dem Kind nicht mehr ausräumen konntet."<br />

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