Das Gold von Maraskan - Darpatien
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Schi<strong>von</strong>e sicherer als mit einem Haufen todmüder, blutig geschlagener Landratten auf einem kleinen Bötchen<br />
irgendwo draußen in diesem charyptorothverfluchten Grünen Nebel.<br />
"Du behauptest also, die Piraten hätten dich gezwungen, bei ihrem götterlästerlichen Treiben mitzumachen?"<br />
"So... so ist es, Herr." Tika nickte ängstlich. "Sie... sie haben mich doch gar nicht richtig ernst genommen. Bei der<br />
ersten Gelegenheit wollen sie mich in die bodenlose Grube werfen, haben sie gesagt."<br />
"Bodenlose Grube? Was ist das?"<br />
"Ein Unheiligtum der Ch... der Tiefen Tochter auf Rulat. Ich... ich hatte doch solche Angst."<br />
"Also gut." Der Gallyser ging um den Tisch herum, packte Tika am Kragen. "Wenn du anders bist als dieses Pack<br />
da unten, warum... warum, frage ich dich, hast du dann nichts dagegen unternommen, als sie meine Tochter<br />
geschändet haben?"<br />
Die letzten Worte hatte Odilon gebrüllt, so laut, dass selbst Gunelde zusammengezuckt war, die gerade mit einem<br />
nassen Tuch die Stirn Mercurios kühlte. Tika war nun endgültig eingeschüchtert.<br />
"Was... was hätte ich denn tun sollen?" Die Festumerin senkte den Blick. "Sie haben mich doch auch ... und nicht<br />
nur einmal..." Odilon nickte grimmig, atmete tief durch und stieß die Gefesselte dann wieder auf den Stuhl. Tika<br />
rang mit den Tränen.<br />
Odilon lachte verächtlich auf: "Kein Wunder, dass so eine wie du zur See fährt" höhnte er. "So nah wie du am<br />
Wasser gebaut hast." Nun entrang sich ein verzweifeltes Schluchzen Tikas Kehle. Schließlich begann sie<br />
hemmungslos zu weinen. Einen Augenblick lang kämpfte Odilon mit seinem Mitleid und dem schlechten<br />
Gewissen. Nein, er hatte richtig gehandelt. Nun dachte er, dass er der Matrosin vertrauen konnte, denn keine echte<br />
Xeraanierin würde sich so verhalten. Wenn das wirklich alles nur gespielt und Theater war, hatte sie sich ihren<br />
Auftritt beim nächsten Gallyser Culturspectaculum redlich verdient. Er zückte sein Messer und durchschnitt die<br />
Fesseln der jungen Frau.<br />
Erstaunt und schniefend sah ihn die Matrosin an, rieb sich die wunden Hände. Odilon nahm wieder ihr gegenüber<br />
Platz und schob ihr einen Becher mit Rum zu, nicht ahnend, dass vor wenigen Stunden Mercurio sich gegenüber<br />
seiner Tochter genauso verhalten hatte: "Hier, trink erst mal, Tika" Seine Stimme hatte sich verändert, klang nun<br />
sanftmütig, ein wenig brummig vielleicht. Dankbar sah ihn die Festumerin an und nippte dann vorsichtig an dem<br />
Getränk. Eine Säuferin war sie also auch nicht, dachte Odilon zufrieden. Offenbar konnte man ihr wirklich<br />
vertrauen. Altväterlich schob der Schwarze Bär ein Taschentuch hinterher. "Und putz dir die Nase."<br />
Nachdem dies geschehen war, beugte er sich vor.<br />
"Nun gut, ich verrate dir wohl kein Geheimnis wenn ich sage, dass wir ein Problem haben. Wir brauchen<br />
jemanden, der sich mit der Seefahrt auskennt. Wen <strong>von</strong> den neun Gefangenen außer dir könnten wir noch auf<br />
unsere Seite ziehen?"<br />
"Zehn, Herr. Mit mir sind es zehn Gefangene. Mit Mercurio elf." Odilon nickte zufrieden. Tika verhielt sich<br />
wirklich kooperativ. "Nun gut, wem <strong>von</strong> den anderen könnten wir vertrauen."<br />
"Fisch, Herr. Der Schiffsjunge."<br />
Odilon runzelte die Stirn. Er hatte keinen einzigen Minderjährigen unter der Mannschaft entdeckt. "Fisch? Wo ist<br />
er? Und was ist das für ein seltsamer Name?"<br />
"Sie nennen ihn Fisch, weil er stumm ist wie ein Fisch. Wenn sie getrunken haben, haben sie ihn immer geschlagen<br />
und bis aufs Blut gequält, also hat er sich meistens versteckt. Ich weiß nicht, wo er sich jetzt befindet."<br />
"Stumm? Haben sie ihm... die Zunge abgeschnitten, so wie Hesindian?"<br />
"Nein, Herr. Ich glaube, er ist schon stumm seit der Eroberung <strong>von</strong> Mendena... er muss damals schreckliche Dinge<br />
gesehen haben."<br />
Der Gallyser sah zu Gunelde: "Sagt bitte Alrik und Sigismund bescheid, dass sie diesen Jungen suchen und hierher<br />
bringen sollen. Sie sollen ihm nichts tun. Ach ja, und geht bitte in die Kajüte und seht, ob Ihr nicht einen<br />
Schwarzen Tee kochen könntet oder irgend so etwas. Dieser Rum macht müde und ich brauche etwas, was mich<br />
noch ein wenig auf den Beinen hält."<br />
Die Therbûnitin nickte. "Mache ich. Ich wollte mir ohnehin gerade woanders eine Schlafstelle suchen."<br />
"Kann ich verstehen. In diesem Mief möchte ich eigentlich auch nicht schlafen."<br />
"Darum geht es nicht. Dieser Pirat ist schwerkrank und braucht Bettruhe zur Genesung. Man sollte ihm auch die<br />
Fesseln abnehmen. Wie auch immer, ich werde mir eine Hängematte suchen."<br />
Odilon schüttelte verwirrt den Kopf. Wusste die Perainedienerin nicht, dass dieser Mercurio ein verfluchter<br />
Dämonenanbeter war? Was sollte das Mitleid? Nun denn, sie hatten andere Sorgen.<br />
"Läuft sonst noch jemand frei herum?"<br />
"Algondo und Emporio fehlen noch..."<br />
"Keine Sorge, sie sind tot. Dieser Schiffsjunge scheint seine Seele also ebenfalls noch nicht verloren zu haben.<br />
Aber ich brauche noch mehr Leute. Denk nach, wer könnte mit uns zusammen arbeiten?"<br />
"Dusan vielleicht. Er ist ein Feigling und Kriecher und würde nie auf eigene Faust etwas unternehmen, was ihn in<br />
Gefahr bringen könnte. Nein, er wird alles tun, um seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Sauerbrot ist<br />
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